23andMe ist insolvent – was tun?
Erst 2021 ging das amerikanische Biotech-Unternehmen 23andMe, das medizinische und genealogische DNA-Tests anbietet, an die Börse; sein Wert wurde auf 3,5 Milliarden Dollar geschätzt. Inzwischen sind es nur noch 50 Millionen Dollar, und das Unternehmen musste, nicht mehr ganz unerwartet, Insolvenz anmelden.

Was geschieht jetzt mit den DNA-Daten?
Was mit den DNA-Daten der 12 Millionen Kundinnen und Kunden passieren könnte, hängt davon ab, aus welcher Branche der Investor kommt – und welche Art DNA-Analyse man beauftragt hatte. Eine medizinische, zur Vorhersage genetischer Veranlagungen für Krankheiten wie Krebs, Alzheimer etc.? Oder, wie wahrscheinlich die meisten, die den CompGen-Blog lesen, eine genealogische, um mehr über die Vorfahren herauszufinden, neue (entfernte) Familienmitglieder kennen zu lernen und auch seine eigene Forschung mit Hilfe der DNA zu verifizieren?
Aus genealogischer Sicht wäre es wohl am besten, wenn Ancestry oder MyHeritage die Daten erwerben und in Ihre Systeme integrieren würden – und der schlimmste Fall träte ein, wenn es ein biomedizinisches Unternehmen wäre, das dann die DNA-Genealogie-Angebote einstellen würde. Vermutlich wird 23andMe aber aufgeteilt, denn es ist eher unwahrscheinlich, dass ein Käufer oder Investor an dem gescheiterten zweigleisigen Konzept von Gesundheit und Genealogie Interesse hat.
Dass die Daten an eine Versicherung verkauft werden ist unwahrscheinlich. Nicht nur, weil 23andMe damit scheiterte, anhand von 650 000 DNA-Markern das Risiko für bestimmte Krankheiten vorherzusagen. Sondern auch, weil für sehr viele Krankheiten der persönliche Lebensstil weitaus entscheidender ist als eine genetische Veranlagung, wie erst kürzlich eine groß angelegte Studie zeigen konnte. (Original in Nature: https://www.nature.com/articles/s41591-024-03483-9)
Was sollte man tun?
Als allererstes sollte man so schnell wie möglich die Rohdaten aller DNA-Tests von 23andMe herunterladen. Denn wenn das Unternehmen seinen Betrieb einstellen sollte, sind die Daten nicht mehr erreichbar.
Diese Daten kann man bei anderen DNA-Genalogie-Anbietern hochladen, u.a. bei MyHeritage, Family Tree DNA, GEDmatch, LivingDNA oder Your DNA Family. Bei Ancestry ist dies nicht möglich.
Desweiteren kann man verschiedene Reports herunterladen, z.B. die Ancestry Composition. Was sich nicht herunterladen lässt, sollte man als Screenshot festhalten oder als PDF-Datei „drucken“ – dazu wählt man im Druckmenü als Ziel nicht einen Drucker, sondern „Als PDF speichern“.