„Grabsteiner“-Souvenirs aus Ligurien in Norditalien
Ein zufällig gefundenes Urlaubsdomizil auf der Plattform „Schwarzes Brett“ der Stadt Bremen machte mich neugierig: Ein in Norditalien lebendes deutsches Ehepaar bot einen komplett eingerichteten Zirkuswagen als Urlaubswohnung in Conio, Ligurien, an. Der Text beschrieb ausführlich die Landschaft mit Oliventerrassen, Feigenbäumen und frischem Quellwasser auf dem einsamen Gelände.
Kurzentschlossen buchte ich für zwei Wochen den hölzernen Wohnwagen. Nach zwei Tagen Autofahrt, einer Übernachtung und 1.400 km erreichte ich die italienische Küstenstadt Imperia an der ligurischen Küste. Von dort ging es über eine anstrengende Serpentinenfahrt hinauf in die Berge. Die schmalen, kurvenreichen Wege ohne Leitplanken und Markierungen waren eine fahrtechnische Herausforderung; für die 23 km-Strecke benötigte ich immerhin eine Stunde. Trotz der angespannten Autofahrt entgingen mir die an den Straßen gelegenen kleinen Bergfriedhöfe nicht, und mein „Grabsteiner“-Herz frohlockte.
Im Urlaub fünf Bergfriedhöfe dokumentiert
Im Laufe des Urlaubs, der mit ausgedehnten Wanderungen und Radtouren in den Bergen und an der italienischen und französischen Riviera angereichert war, nahm ich mir nach und nach die Zeit zur Dokumentation von Grabsteinen auf fünf Bergfriedhöfen: Conio, Maro Castello, Ville San Pietro, Ville San Sebastiano und San Lazzaro Reale (teilweise).
Auf jedem Friedhof war ich der einzige Lebende, selbst die zahlreichen bunten Blumen an den Bestattungsplätzen sind tot, nämlich künstlich. Jeder Friedhof ist mit einer hohen, dicken Natursteinmauer umfriedet und einem geschmiedeten Eingangstor verschlossen.
Ich fand dort keine Erd- oder Urnenbestattungen, sondern die Leichname wurden mit den Särgen in gemauerten meterhohen Regalen bestattet. Etliche Familien besitzen sogenannte Bestattungshäuschen, in denen nur die verstorbenen Familienangehörigen einen Platz finden.
Sämtliche Sargfächer sind mit Steinplatten verschlossen, auf denen sich die Namen und Daten der Verstorbenen befinden. Manche ganz oben gelegene Regale konnte ich nur mit Hilfe einer dort platzierten rollbaren 5-Meter-Leiter erreichen, um davon Fotos zu machen.
Beim späteren Indexieren der Namen gab es einige Unsicherheiten, wir mussten uns zunächst mit den in Italien üblichen Konstellationen der weiblichen Nachnamen beschäftigen – die Regeln sind nämlich anders als im deutschsprachigen Raum. Das italienische Konsulat in Bremen half umgehend und sorgte für Klarheit.
Neben den beeindruckenden Landschaftsimpressionen nahm ich als Urlaubssouvenirs aus Ligurien das begehrte Olivenöl, leckere Kekse und zusätzlich – als besondere „Grabsteiner“-Souvenirs – die Fotos für das Grabstein-Projekt beim Verein für Computergenealogie (CompGen) mit.
(Alle Fotos stammen vom Autor)
Rekordzahlen im Grabstein-Projekt
Inzwischen sind sechs Millionen Personen auf über 9.000 Friedhöfen im Grabstein-Projekt dokumentiert. Freiwillige fotografierten drei Millionen Grabsteine.