Im Interview: CompGen-Vorstandsmitglied Johannes Müller
Die Mitgliederversammlung hat am 22.09.2024 Johannes Müller aus Dresden als Beisitzer mit dem Aufgabenbereich Aufgabenkoordination und 2. Schriftführung in den Vorstand des Vereins für Computergenealogie e.V. (CompGen) gewählt. In unserer Serie zur Vorstellung von neuen „Köpfen“ hat die Blog-Redaktion dem neuen Vorstandsmitglied die 11 Interview-Fragen gestellt, um deren Beantwortung wir in den vergangenen Jahren alle Neuen an der Vereinsspitze gebeten haben.
Der 28jährige gebürtige Dresdner ist ausgebildeter Verkehrsingenieur und hauptberuflich bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Dresden als Verkehrsreferent tätig; nebenberuflich fährt er seit dem Studium Straßenbahn in Dresden. Aktuell arbeitet er an einem Ortsfamilienbuch für Königswalde („Království“) in Tschechien im Zeitraum 1787 bis 1921. Darüber hinaus forscht er an seiner weitverstreuten Familie, mit den Schwerpunkten Sudetenland, Oberschlesien und Thüringen. Neben der Familienforschung schaut und spielt er gerne Fußball und ist in der Katholischen Studierendengemeinde Dresden aktiv.
11 Fragen an CompGen-Vorstandsmitglied Johannes Müller
1. Welches sind in Deiner persönlichen Biographie die drei glücklichsten Momente oder die drei bedeutendsten Ereignisse gewesen?
Zunächst lässt sich da die erfolgreiche Bewerbung als Straßenbahnfahrer nennen, da ich mir damit meinen Kindheitstraum erfüllen konnte.
Des Weiteren würde ich da rein zählen, wie mein Bruder mich vor über 10 Jahren zur Ahnenforschung geführt hat, da ich so ein sehr tolles Hobby gefunden habe.
Als drittes nenne ich, die Abgabe und Verteidigung meiner Diplomarbeit als Abschluss meines Studiums. Ein sehr erleichterndes Gefühl!
2. (mit Augenzwinkern:) Zu welchem Thema aus Deinem Privatleben möchtest Du nicht befragt werden?
Zu meiner zukünftigen Familienplanung.
3. Was siehst Du als Deine (größten) Stärken für Deine Aufgabe im CompGen-Vorstand?
Ich beschreibe mich gerne als Person, die in der Regel gut drauf ist, und wenn ich das mal nicht bin, versuche ich es nicht an anderen auszulassen. Es liegt in der Natur der Sache in einem Verein mit so vielen Mitgliedern, dass es immer mal Reibereien gibt. Ich versuche mit meiner Art deeskalierend in Diskussionen aufzutreten, sowohl innerhalb des Vorstandes als auch außerhalb.
4. Wie viele Stunden pro Woche verbringst Du selbst (durchschnittlich) mit eigener Familienforschung?
Das sind schon einige Stunden. Durch die Vorstandsarbeit wurde nun davon etwas abgezwackt und in den Verein investiert. Alles in allem könnten es aber schon 15 Stunden sein im Durchschnitt, denke ich.
5. Auch wenn Quantität nicht alles ist in der genealogischen Forschung, sage uns doch, wie viele Familienmitglieder bzw. Vorfahren hast Du bisher bei Deiner Familienforschung erfasst?
Mein Stammbaumprogramm sagt, dass in meiner Ahnentafel 694 Personen zu finden sind. Da sind Ahnenimplexe bereits rausgerechnet. Insgesamt verteilen sich diese auf 14 Generationen. Aber besonders bei der Seite meines Vaters, dort sowohl väterlich als auch mütterlich, gibt es große Unsicherheiten. Teilweise weiß ich auch nicht mehr, wo ich die Daten herhabe, ich erinnere mich nur noch, dass ich ein Zettel von meinem Opa bekommen habe, der sich leider daran auch nicht mehr erinnert.
Die männliche Linie „Müller“ führe ich auf eine Stammtafel zurück. Nur leider gibt es unterschiedliche Versionen davon. Eine die mir als handschriftliche Kopie aus dem Jahr 1936 vorliegt und eine, die ich bei FamilySearch gefunden habe – mit einem Hinweis, dass es einen Fehler gibt. Verifizieren konnte ich leider aus Zeitgründen und wegen zu wenigen Archivbesuchen weder die eine noch die andere.
6. Was konntest Du bisher über Deine Vorfahren und deren Herkunft herausfinden?
Durch die Fluchtbewegungen im Zuge des Zweiten Weltkrieges, sind die Herkünfte meiner Familie sehr verzweigt. Aktuell lassen sie sich in sechs Bereiche teilen: Oberschlesien bei Gleiwitz und Schluckenauer Zipfel auf der Seite meiner Mutter, jeweils mit sehr wenig bis keiner Ortsbewegung und auf der Seite meines Vaters in die Teile Niederschlesien, Saarland, Halle-Thüringen und ehemaliger Landkreis Braunsberg im heutigen Polen. Alles in allem waren es vor allem bäuerliche Familien.
7. Welche Person in Deiner Familie findest Du besonders beeindruckend?
Sich auf eine Person festzulegen ist schwierig. In der Familienforschung bin ich leider auf keine hervorzuhebende Person gestoßen. Deshalb würde ich sagen, dass ich meine Urgroßmütter beeindruckend finden. Alle haben mehrere Kinder teilweise allein durch die Wirren des Zweiten Weltkrieges gebracht und dabei Fluchten über viele Kilometer überwunden.
8. Nenne bitte drei bis fünf Gründe, die Dich zur Übernahme der Position als Beisitzer mit der Zuständigkeit für die Aufgabenkoordination und 2. Schriftführung im Vorstand des Vereins für Computergenealogie bewogen haben.
Ich bin erst seit 2023 im Verein. Bei meiner ersten Mitgliederversammlung bekam ich den Eindruck, dass der Vorstand personelle Unterstützung benötigte. Anfang 2024 bin ich deshalb an den Vorstand herangetreten und habe meine Unterstützung angeboten.
Ich mag Vorstandsarbeit und dachte, dass ich mit meinen Stärken dort am besten hinpasse. Zudem kannte ich viele Projekte des Vereins noch nicht und konnte nicht einschätzen, ob ich da reinpasse.
Dass ich meine jetzigen Zuständigkeiten übernehme, konnte ich bei meiner Initiative noch nicht absehen, da dieser Posten erst darauf hin vom bisherigen Vorstand erdacht wurde.
Ich bin in der Katholischen Studierendengemeinde aktiv und dort in manchen Gremien. Dabei habe ich auch häufig protokolliert, was mir Spaß gemacht hat. Julia bei der Schriftführung zu unterstützen, war deshalb auch eine schöne Idee. Auch um einen Überblick über den gesamten Verein zu bekommen.
9. Welche wird die schwierigste und welches die schönste Aufgabe für das neue Vorstandsteam von CompGen sein?
Ich bin noch nicht lange im Verein, aber auch ich habe schon mitbekommen, dass es teilweise tiefe Gräben zwischen Mitglieder gibt. Dort zu moderieren wird und ist wahrscheinlich schon die schwierigste Aufgabe.
Die schönste Aufgabe ist Treffen vorzubereiten und an diesen teilzunehmen, wenn Mitglieder miteinander ins Gespräch kommen können. Diese direkten Begegnungen sind einfach unersetzlich. In meinem privaten Umfeld sind leider keine Personen, deren Herz so für die Ahnenforschung schlägt wie meines, deshalb freue ich mich darauf, Leute mit gleichem Interesse kennen zu lernen.
10. Welche drei „Missionen“ willst Du bis zum Ende dieser zweijährigen Amtszeit im CompGen-Vorstand als „erledigt“ abhaken?
Meine wichtigste „Mission“ ist die Kommunikation bzw. Berichterstattung aus dem Vorstand zu verbessern. Mit den monatlichen Berichten sind wir auf einem guten Weg, aber die Kommunikation mit Mitgliedern zu kritischen Themen muss noch stark verbessert werden. Manchmal fühlen sich Personen zu schnell angegriffen und ein Dialog eskaliert sehr schnell. Das sollte verbessert werden.
Ich bin noch jung und komme fast frisch vom Studium. Meine Erfahrung ist, dass man im Studium aufgrund der Flexibilität doch einiges an Zeit hat, die man in ein Hobby wie Ahnenforschung investieren kann. Das ist zwar von Studium zu Studium unterschiedlich – bei einer Berufsausbildung kann ich es nicht einschätzen – aber auch in der Schulzeit war noch einiges an Freizeit übrig. Deshalb ist eine weitere Mission, den Verein attraktiver und bekannter bei jüngeren Menschen zu machen.
Als dritte Mission stelle ich mir vor die Struktur des Vereins übersichtlicher beziehungsweise verständlicher zu machen. Meine bisherige Vorstandsarbeit hat mir gezeigt, dass ich noch sehr wenig von unserem Verein kenne. Wenn man länger im Verein ist, kennt man viele Begriffe des Vereinslebens und geht selbstverständlich davon aus, dass alle anderen die Begriffe verstehen. Das passiert in einer Routine, aber für Neue ist es schwerer rein zu kommen. Wenn die Begriffe an einem leicht zu findenden Ort bereitstehen, kann dies vieles vereinfachen.
11. Was sollten die Vereinsmitglieder bzw. die Blog-Leserschaft noch über Dich wissen?
Ich freue mich darauf euch bei Veranstaltungen persönlich kennen zu lernen.
[Die Fragen stellte Redaktionsmitglied Klaus P. Graf]