Im Interview: der neue CompGen-Schatzmeister Heinz Graf
Die Mitgliederversammlung des Vereins für Computergenealogie (CompGen) hat am 22.09.2024 in Halle/Saale den 61jährigen Schweizer Heinz Daniel Graf aus Huttwil bei Bern zum neuen Schatzmeister im Vorstand gewählt. In unserer Serie zur Vorstellung von neuen „Köpfen“ im Verein hat die CompGen-Blog-Redaktion das neue Vorstandsmitglied um ein Interview mit den 11 Fragen gebeten, die wir in den vergangenen Jahren allen Neuen an der Vereinsspitze gestellt haben.
Der ausgebildete Informatiker Heinz Graf ist hauptberuflich bei einer Standardisierungsorganisation (GS1-Länderorganisation in der Schweiz) tätig, die weltweit Vergabestelle für die Global Trade Item Number Standards (GTIN) ist, die auf Produkten als EAN/UPC-Barcode erscheinen, und so die medienbruchfreie, optimierte Wertschöpfungskette in der Wirtschaft ermöglichen.
Er forscht aktuell zu den schweizerischen Familien Felder aus Schüpfheim (Kanton Luzern) und Graf aus Leutwil (Kanton Aargau). Neben der Familienforschung wartet eine Briefmarkensammlung auf ihre Aufarbeitung.
11 Fragen an CompGen-Schatzmeister Heinz Graf
1. Welches sind in Deiner persönlichen Biographie die drei glücklichsten Momente oder die drei bedeutendsten Ereignisse gewesen?
Da reicht die Anzahl von drei eigentlich nicht aus, besonders wenn ich an meine Frau, die vier Söhne und eine Tochter sowie an die drei Enkel denke.
Auch im Beruf gab es wichtige Ereignisse, vor allem als ich vor knapp 20 Jahren den angestammten Beruf als Informatiker an den Nagel gehängt und zu meinem jetzigen Arbeitgeber gewechselt bin, wo ich nur noch als Anwender und Auftraggeber mit Informatik zu tun habe.
Auf die Genealogie bezogen, kann ich sagen, dass es bei mir „Klick“ machte, als ich die Angebote von CompGen entdeckte und nutzen lernte. Ich finde den Verein sehr hilfreich und bin Mitte 2023 Mitglied geworden. Als ich den Bedarf sah, habe ich meine Unterstützung im Bereich Finanzen angeboten.
2. (mit Augenzwinkern:) Zu welchem Thema aus Deinem Privatleben möchtest Du nicht befragt werden?
Die Frage, wie viel der Verein auf der hohen Kante hat, behandle ich schweizerisch diskret. Auch weitere Details zu meiner Familie sind Teil des Privatlebens und das darf gern so bleiben; alle in Halle Anwesenden konnten zwischenzeitlich bereits meine Ehefrau kennenlernen.
3. Was siehst Du als Deine (größten) Stärken für Deine Aufgabe im CompGen-Vorstand?
Als Schatzmeister fällt der Aufbau eines internen Controllings zur passgenauen Information der Vorstandsmitglieder zunächst in mein Gebiet. Darin habe ich auch bereits aus dem Beruflichen viel Erfahrungen sammeln können, die ich gern einbringe. Außerdem bin ich kommunikationsstark, wenn es sein muss. Und ich bin in der Lage, große Mengen an Daten strukturiert zu bearbeiten und für die verschiedenen Eventualitäten aus dem Bereich der Finanzen von CompGen passende Regeln zu finden. Zudem kann ich berufsbedingt in Projekten gut und zum Wohle des Vereins arbeiten. Auch das Thema E-Rechnung wird uns noch beschäftigen.
4. Wie viele Stunden pro Woche verbringst Du selbst (durchschnittlich) mit eigener Familienforschung?
In den letzten drei Jahren waren es etwa ein bis fünf Stunden pro Woche (wenn überhaupt…).
5. Auch wenn Quantität nicht alles ist in der genealogischen Forschung, sage uns doch, wie viele Familienmitglieder bzw. Vorfahren hast Du bisher bei Deiner Familienforschung erfasst?
Meine Datenbank hat aktuell knapp 2.000 Personen aus Vergangenheit und Gegenwart im Bestand.
6. Was konntest Du bisher über Deine Vorfahren und deren Herkunft herausfinden?
Eine Spezialität der Schweiz ist der Heimatort, der sogenannte Bürgerort. Dieser wurde bis vor wenigen Jahren (Revision des Eherechts) immer vom Vater auf die Kinder übertragen – und bei der Heirat nahm die Frau den Bürgerort des Ehemannes an. Der Heimatort war bis in die 1950er Jahre maßgebend, wenn die Familie verarmte: Sie musste dann dorthin ziehen, denn unterhaltspflichtig war nur dieser Heimatort…
Meine Familie ist in Leutwil im Kanton Aargau heimatberechtigt (ursprünglich eine gemeine Herrschaft, die in mehrere Herrschaftsgebiete aufgeteilt war). Wir waren mehr als zwei Jahrhunderte Eigentümer eines kleinen Bauernhofs, der wegen mangelnder Nachkommen in der Region zwischenzeitlich verkauft wurde.
Die Familie meiner Ehefrau sind die Felder in Schüpfheim im Kanton Luzern. Sie spielte im Dorf und in der Talschaft über Jahrhunderte hinweg eine tragende Rolle – deshalb erachte ich sie auch als interessanter.
Spannend finde ich da auch die Frage, ob Verwandte meiner Ehefrau tatsächlich in die Vereinigten Staaten auswanderten und im Unabhängigkeitskrieg eine Rolle spielten. Zumal einer von deren Nachfahren einen Film über seine Ahnen drehte („All for Liberty“, beschrieben auf https://www.imdb.com/title/tt1212016).
Zudem wurde einer ihrer direkten Vorfahren während des letzten Bürgerkriegs in der Schweiz (Sonderbundskrieg 1847) zum Tod verurteilt…
Wir selbst leben mittlerweile im schweizerischen Kanton Bern.
7. Welche Person in Deiner Familie findest Du besonders beeindruckend?
Besonders beeindruckt haben mich die Vorfahren meiner Ehefrau mit dem Bau einer eigenen Kapelle, für die sie bis Ende des 20. Jahrhunderts allein aufkamen (sie gilt als die größte Privatkapelle im Bistum Basel). Ich bin gespannt auf meine Zeit als Rentier – endlich ist ‘mal (hoffentlich) genügend Zeit für die Familienforschung.
8. Nenne bitte drei bis fünf Gründe, die Dich zur Übernahme der Position als Schatzmeister mit der Zuständigkeit für die Finanzen im Vorstand des Vereins für Computergenealogie bewogen haben.
Nun, zunächst ist der Verein wichtig für die Ahnenforscher im deutschsprachigen Raum – leider aber noch zu wenig in der Schweiz präsent. Jeder Verein benötigt zwingend einen Schatzmeister, eine Schatzmeisterin – und dieser Posten wurde in der für mich richtigen Zeit vakant.
Dann: Etliche meiner Freunde meinen, ich hätte ein Faible für Zahlen. Deshalb war es aus meiner Sicht ein glücklicher Zufall, durch Übernahme dieser verantwortungsvollen Position mit der mir eigenen Ruhe und Gelassenheit die Amtsgeschäfte meiner Vorgängerin weiterzuführen und wenn möglich auszubauen.
Und schließlich ist es einerseits die Herausforderung, einem größeren Verein zu dienen und anderseits gaben auch die Kolleginnen und Kollegen aus dem Vorstand mit ihrem sympathischen und empathischen Auftreten Grund zu der Annahme, dass das Amt als Schatzmeister von mir ausgefüllt werden könnte.
9. Welche wird die schwierigste und welches die schönste Aufgabe für das neue Vorstandsteam von CompGen sein?
Eine Herausforderung könnte die Bündelung der verschiedenen Interessen und das Schaffen eines regelmäßigen Formates zum Austausch der verschiedenen Organisationen im Bereich unserer Themen sein. Zudem wird es nötig sein, sich in mehreren Runden abzustimmen, um Termine zu finden, da die Beteiligten bereits volle Terminkalender haben.
Eine schöne Aufgabe wäre, wenn die verschiedenen Organisationen im Umfeld von CompGen in den kommenden Jahren noch enger vernetzt wären.
10. Welche drei „Missionen“ willst Du bis zum Ende dieser zweijährigen Amtszeit im CompGen-Vorstand als „erledigt“ abhaken?
Missionen ist nun vielleicht ein sehr großes Wort für die Vorhaben.
Ich sehe da zum einen das sogenannte „Tagesgeschäft“:
- Fortführung des Tagesgeschäfts im Verein in finanzieller Hinsicht
- Bereitstellung von Informationen und Zahlen zur Führung des Vereins im Tagesgeschäft
- Zusammenarbeit mit internen und externen Ansprechpartnern in Absprache mit den übrigen Vorstandskollegen.
Zum anderen sind es die sogenannten strategischen Ziele:
- Einführung des Haushaltsplans für das kommende Jahr (in der Schweiz nennen wir dies „Budget“), um den Mitgliedern gegenüber besser zu kommunizieren: Welche Ressourcen und welche Mittel wollen wir konkret in welches Projekt investieren?
Über den Haushaltsplan wird in der Mitgliederversammlung abgestimmt. - Einführung des Finanzplans für die zwei, drei Jahre danach, damit der Vorstand ein Führungs- und Planungsmittel in Händen hält – und die Mitglieder wissen, wie die Vereinsgelder mittelfristig verwendet werden.
Der Finanzplan wird in der Mitgliederversammlung vorgestellt, die Mitglieder können und sollen dazu aber auch ihre eigenen, konkreten, konstruktiven und begründeten Vorschläge einbringen. - Kostenstellenrechnung, um den Verantwortlichen der einzelnen Projekte und Arbeitsgruppen ein Führungsmittel in die Hand zu geben. Es ist ihr Recht zu wissen, welche Kosten bereits angefallen sind, damit sie rechtzeitig steuern können und damit ihrer Funktion gerecht werden.
11. Was sollten die Vereinsmitglieder bzw. die Blog-Leserschaft noch über Dich wissen?
Das dürfen die Lesenden und Mitglieder mich gern selbst fragen – bitte einfach ansprechen! Ich freue mich auf die Gespräche und Korrespondenzen.
[Die Fragen stellte Redaktionsmitglied Klaus P. Graf
(mit Heinz Graf – vermutl. – nicht verwandt und nicht verschwägert)]