Deutsches Bier in Sibirien
Dort, wo sich heute die erste Universität jenseits des Ural von 1880 in Tomsk in Sibirien befindet, gründete Karl Krüger aus Kaltenborn in der Niederlausitz 1876 seine erste Brauerei, um Bier nach deutschem Rezept zu brauen. Wegen des Universitätsbaus musste er weichen und kaufte 1880 ein leeres Grundstück am Moskowski-Trakt, unweit der Kreuzung über den Tom. Dort wurde am 27. Oktober 1884 die neue Brauerei fertig gestellt, die seitdem ununterbrochen in Betrieb ist.
Am 9. November 2004 wurde das Brauereimuseum im zweiten Stock der Fabrik eingerichtet, aufgebaut und geleitet von Galina Ivanovna Klein, der Generaldirektorin der Tomsker Brauerei. Sie verbrachte viel Zeit in den Archiven und sammelte nach und nach Informationen, nahm dazu Kontakt zur Urenkelin Elisabeth in Deutschland auf, die selbst in Tomsk geboren ist. Sie konnte Fotos der Brauereigründer Karl und Robert Krüger sowie persönliche Gegenstände beisteuern und das Schicksal der Nachkommen der Brauerfamilie klären. Familienmitglieder waren mehr als einmal zu Gast im Museum.
Geschichte der Brauerei
Der Gründer Karl Krüger hatte nach den ersten Erfolgen seinen Neffen Robert nachgeholt und ihm 1895 die Firma überschrieben. Dieser konnte die Brauerei bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs weiterführen. Nach einem Krankheitsaufenthalt in der Heimat war ihm aber die Rückkehr nach Tomsk nicht mehr erlaubt. Seine Frau Alexandra hielt den Betrieb mit der Herstellung eines Gerstenkaffee-Getränks über Wasser. Sie wurde von Sergej Pawlowitsch Motschalow, dem Ehemann ihrer Tochter Agnes unterstützt. Die Enkelin Jewgenija Arkadjewna Motschalowa besuchte das Museum im Jahr 2024.
1926 wurde der Betrieb verstaatlicht. Es begannen schwierige Zeiten. Die stalinistischen Repressionen führten zu Verhaftungen und Erschießungen von Mitarbeitern. Während des Krieges und in der Nachkriegszeit wurden unter schwierigsten Bedingungen weiter Bier und alkoholfreie Getränke produziert.
Neue Leitung, neuer Besitzer
Der russlanddeutsche Iwan Grigorjewitsch Klein (* 3.6.1959 in Romadan Beskaragai, Semipalatinsk, Kasachstan) begann 1985 als junger Ingenieur und Mechaniker in der Firma und stieg bald auf. Während der Antialkohol-Kampagne unter Gorbatschow war sie eine Fabrik für Erfrischungsgetränke. 1991 wurde Klein Direktor. Mit der Privatisierung 1992 besaßen er und die Mitarbeiter 51 % der Aktien.
In den 2000er Jahren baute der damalige Generaldirektor Iwan Klein, Ehemann von Galina Ivanovna, und seit 2013 auch Bürgermeister der Stadt Tomsk das Werk um. Das Ehepaar erlangte die absolute Mehrheit und investierte in den letzen 15 Jahren nach eigenen Aussagen 50 Millionen Euro. Die modernen Maschinen des Brauerei- und Getränkebetriebs wie auch der Hopfen kamen aus Deutschland. Inzwischen kommt wieder Krüger-Bier aus einer der größten Brauereien das Landes.
Putin und Merkel tagen in Tomsk
Die Bürger der Stadt und der russlanddeutsche Gouverneur des Oblast Tomsk, Wiktor Melchiorowitsch Kress, begrüßten Ende April 2006 stolz Präsident Wladimir Putin und Bundeskanzlerin Angelika Merkel, die in Tomsk zu Konsultationen zusammengekommen waren. Während dieses Treffens speisten die beiden im Bierlokal und tranken Krüger-Bier.
Die Ära des Bürgermeisters Iwan Klein ging 2020 zu Ende: Er wurde wegen Korruption, Machtmissbrauchs und illegalem Unternehmertum für schuldig befunden. Er war nicht der erste Bürgermeister, der inhaftiert wurde.
Wer von unseren Leserinnen und Lesern kann weitere Daten und Informationen zu den russlanddeutschen Brauerfamilien Krüger und Klein aus Tomsk beitragen?