Grabsteine als Urlaubs-Souvenir aus der Lüneburger Heide
Den Urlaubsbericht von Thomas Falck aus Dresden geben wir hier gern weiter. Vielen Dank für die vielen Fotos und Beschreibungen der Grabsteine aus den Friedhöfen in Walsrode! Wieder eine schöne Anregung an unsere Leserschaft für den nächsten Urlaub – oder auch die Freizeitbeschäftigung in der Heimatregion!
Wie viele andere Familienforscher habe ich irgendwann einmal das Grabstein-Projekt von CompGen entdeckt. Dabei musste ich feststellen, dass nur sehr wenige Friedhöfe meiner Heimatstadt Dresden und der Umgebung dokumentiert waren. Somit habe ich vor ca. zwei Jahren angefangen, meinen ersten Friedhof zu bearbeiten. Mittlerweile ist das mit der Grabstein-Fotografie bei mir schon fast zu einer Sucht geworden.
Wir haben unseren Urlaub 2022 in Schneeheide in der Lüneburger Heide im niedersächsischen Heidekreis auf einem idyllischen Bauernhof verbracht. Der Bauernhof selbst bietet als Nutztier-Arche Platz für Moorschmucken, Klatschertauben, Tarpan-Pferde, Lachshühner, Vorwerk-Hühner, Cröllwitzer Puten und viele mehr. Da sich die Lüneburger Heide für Radtouren ideal eignet, schnallten wir natürlich auch unsere Fahrräder aufs Dach. Diverse Ausflüge, z.B. in den Walsroder Vogelpark, den Serengetipark, nach Lüneburg und in den Heidegarten Schneverdingen wurden gemacht. Und natürlich besuchte ich auch den örtlichen Friedhof.
Als Großstädter ist man an die Geräusche von Straßenbahn, S-Bahn, Autos und auch an Tauben und Elstern gewöhnt. Doch das Krähen eines Hahnes gegen 5 Uhr morgens gehört zu diesen Geräuschen nicht unbedingt dazu. Und da es auf dem Hof vier oder fünf Hähne gibt, haben diese sich allesamt gegenseitig versucht sich im Krähen zu überbieten. An Einschlafen war bei mir nicht mehr zu denken, aber ich bin ohnehin ein Frühaufsteher. Also rein in die Sachen, rauf aufs Fahrrad und los geht’s in Richtung Friedhof. Unser Urlaubsort Schneeheide wurde erst 1912 gegründet. Entsprechend jung ist auch der Friedhof.
Findlinge als Grabsteine
Die Friedhöfe in der Walsroder Umgebung haben einen gänzlich anderen Charakter, als die mir bekannten heimischen Friedhöfe. Von oben sehen sie aus wie eine kleine Ortschaft mit mehreren durch Wege und Hecken abgeteilten Grundstücken. In jeder dieser kleinen Abteile findet man die Grabstelle einer Familie. Bei mehreren sind die Grabsteine der ersten ansässigen Generation erhalten. Als Grabstein werden sehr oft Findlinge verwendet, die einst beim Urbarmachen der Felder aus der Erde geborgen wurden. Es gibt zwar auch “normale” Grabsteine und -platten, aber z.B. Familiengrüfte sucht man hier vergeblich.
Der erste Urlaubstag ist gerade mal eine Stunde alt und der erste Friedhof Schneeheide ist bereits dokumentiert.
Am nächsten Morgen aber das gleiche Spiel. Fünf Uhr – der Wettstreit der Hähne beginnt. Und so ging das zwei Wochen lang. Zum Glück hat ein Walsroder Bestattungsunternehmen auf seiner Webseite eine Übersicht der umliegenden Friedhöfe online. Sogar die Geo-Daten sind dort verfügbar. Also konnte ich mir einen kleinen Tourenplan zusammen stellen, um jeden Morgen mit dem Fahrrad die Gegend zu erkunden und gleichzeitig ein oder zwei Friedhöfe zu besuchen.
2.500 Fotos von Grabsteinen als Urlaubs-Souvenir
Der frühe Morgen ist eine ideale Zeit für uns Friedhofs-Fotografen. Die Sonne blendet noch nicht. Die Temperaturen, die tagsüber die 30°C überschritten, sind sehr erträglich. Und auf dem Friedhof bin ich ganz allein, niemand stört mich oder fühlt sich durch mich gestört. Außerdem sind die Friedhöfe hier relativ klein und somit in 15 bis 30 Minuten die Grabsteine dokumentiert. Zwischen sieben und acht Uhr war ich dann von meiner morgendlichen Radtour zurück, um der Familie das Frühstück zu bereiten.
Insgesamt sind auf diese Weise ca. 250 km auf dem Fahrradsattel zusammengekommen und ich konnte mehr als 2.500 Fotos von 15 Friedhöfen im Walsroder Stadtgebiet für unser Grabstein-Projekt als Souvenir mitbringen.
Ach ja, wenn man morgens so zeitig geweckt wird – ein Mittagsschläfchen gleicht dies ideal aus 😉
Thomas Falck, Dresden