Symposium in Den Haag: Der Wert offener Daten
„Das Nationalarchiv stellt möglichst viele Archivsammlungen als Open Data (Sets) zur Verfügung. Wir wollen die Möglichkeiten, wie Wissenschaftler und Journalisten diese offenen Daten nutzen können, teilen. Wir wollen auch mit den Nutzern unserer digitalen Archive ins Gespräch kommen: Wie können wir diese Daten besser verfügbar machen?“ So die Vorstellung eines Themas, das auch uns als Genealogen betrifft. Denn bei “Open Data” sind uns die Niederländer voraus.
Als Symposium “Der Wert offener Daten” findet am Donnerstag, 14. April 2022, von 9:30 bis 17:00 Uhr im Nationalarchiv in Den Haag eine Tagung statt.
Hier wird nur eine Auswahl aus der Reihe der Projekte und Referenten vorgestellt. Allein vier Vorträge befassen sich mit den digitalisierten Massenakten der Niederländischen Ostindien-Kompanie (Verenigde Oost-Indische Compagnie, VOC), die hier im Blog bereits vorgestellt wurden. Es handelt sich um eine zusammenfassende Übersetzung der Präsentation auf der Symposiumsseite.
Einige der Vorträge aus dem Tagungsprogramm
– Jerry Vermanen (Radio- und Fernsehjournalist): Datenjournalismus
Tausende jüdische Wohnungen wurden während des Zweiten Weltkriegs enteignet und an Privatpersonen, Unternehmen und Kommunen weiterverkauft. Die Forschungsplattform Pointer (KRO-NCRV) recherchiert seit über zwei Jahren in den sogenannten Verkaufsbüchern: einem offenen Datensatz der National Archives, in dem die Transaktionen dieses Raubes beschrieben werden. Die Forschung hat eine große Wirkung erzielt. Fast 100 Kommunen untersuchen nun ihre eigene (möglicherweise zweifelhafte) Rolle in diesen Transaktionen. Angehörige, die jahrzehntelang den Kontakt verloren hatten, fanden dank dieser Forschung wieder zueinander. Und die Leser können einen digitalen Spaziergang durch einen abgerissenen Amsterdamer Slum machen. Jerry Vermanen erklärt, wie Pointer Geschichten in Datensätzen findet und wie Sie dies von nun an selbst tun können.
-Gerhard de Kok (Universität Leiden): Eine Revolution in der Historiographie: HTR-Transkriptionen kolonialer Archive
Handwritten Text Recognition (HTR – Handschriftentext-Erkennung) revolutioniert die Geschichtsforschung. Dank des Projekts „Den Eisberg sichtbar machen“ steht das Nationalarchiv an vorderster Front dieser Entwicklungen. Computergenerierte Transkripte von Kolonialarchiven aus dem Nationalarchiv haben bereits vielen Forschern neue Erkenntnisse geliefert. Gerhard de Kok verwendet für seine Forschung eine eigene „Kolonialsuchmaschine“. Darüber hinaus nutzt er Natural Language Processing (NLP), um mit der beispiellosen Rechenleistung von Computern zu neuen historischen Erkenntnissen zu gelangen.
-Mrinalini Luthra und Charles Jeurgens (Universität Amsterdam): Unsilencing Colonial Archives
Kolonialarchive sind wichtige, aber komplexe Ressourcen. Nachkommen kolonialisierter und versklavter Menschen, die einen Einblick in ihre eigene Vergangenheit suchen, werden nicht nur mit der beleidigenden Sprache der Quellen konfrontiert, sondern auch mit vielen Hindernissen, die es zu überwinden gilt, bevor sie Zugang zu den wenigen vorhandenen Spuren finden. Seit die National Archives immer mehr Archive mit HTR-Technologie maschinenlesbar machen, ist es möglich geworden, ganz andere Zugangsformen zu entwickeln. Das Projekt „Unsilencing Colonial Archives“ will diese verborgenen Spuren mithilfe der Entitätserkennung auffindbar zu machen.
-Dirk Bertels (Huygens ING): VOC Data Experience
Studio Bertels konzipiert und entwickelt New-Media-Installationen und -Experiences, um komplexe Informationen, Big Data und gesellschaftliche Themen für ein breites Publikum greifbar zu machen. Die Big Data des Nationalarchivs zur Niederländischen Ostindien-Kompanie (VOC) gewähren einen Blick hinter die Kulissen dieser Wirtschaftsmaschine. Hinter der kalten Verwaltung stecken Geschichten, Geschichten von Menschen aus Fleisch und Blut, über Migration, Ausbeutung und beispiellose Sterblichkeit.
-Lodewijk Petram (Huygens Institut): Projekt GLOBALISE
Das GLOBALISE-Projekt (2022–2026) will es für alle Menschen auf der Welt einfacher machen, in alten Briefen und Papieren des VOC-Archivs zu recherchieren. Dies ist eine wichtige Dokumentenserie mit fast fünf Millionen Seiten. Die Serie enthält Kopien von lokalen Verwaltungen aus den vielen Zweigen der Vereinigten Ostindischen Companie.
Workshops und Brainstorming-Sitzungen beim Symposium “Der Wert offener Daten”
Brainstorming 1 – Auf der Suche nach neuen Anwendungsfällen mit offenen Daten
Brainstorming 2 – Wie knüpfen und halten Sie Kontakt zu Open-Data-Nutzern?
Workshop 1 – Einführung in die Nutzung der offenen Daten des Nationalarchivs
Workshop 2 – Einführung in Linked Open Data im Nationalarchiv