Familienforschung in Liechtenstein
Genealogische Forschung hat in Liechtenstein eine lange Tradition, sie ist ein wichtiger Teil der liechtensteinischen Heimatgeschichte. In den kleinen Orten kennt jeder den Nachbarn mit seinen Verwandtschaftsverhältnissen. Das Interesse an Familienforschung ist groß. 2019 wurde das 300jährige Bestehen des Fürstentums gefeiert. Die Fürstenfamilie lebt allerdings erst seit 1938 im Schloß Vaduz. Der ursprüngliche Stammsitz, die Burg Liechtenstein, liegt in Österreich.
Liechtenstein ist reich an Familienchroniken mit Familienstämmen zurück bis ins 17. Jahrhundert. In den meisten Gemeinden (Triesenberg, Schaan, Ruggell, Eschen und Vaduz) gibt es sogar eigene Stiftungen und Vereine, die die Aufgabe haben, die genealogischen Daten der Bürgerinnen und Bürger zu erheben, zu verwalten und zu veröffentlichen. Sie werden von den Gemeinden finanziert und verwaltet. Es gibt ein öffentliches Interesse daran.
Familienbücher der Gemeinden Liechtensteins
Oberland (bis 1712 Grafschaft Vaduz):
- Balzers: Fridolin Tschugmell: Familienbuch Balzers 1416–1950, Balzers 1966.
- Planken: Familienbuch Planken, Reaktion: Rainer Beck et al., Planken 2010.
- Schaan: Manfred Wanger: Stammtafeln der Bürgerfamilien von Schaan, hg. von der Gemeinde Schaan, Schaan 1989.
Eva Pepić-Hilbe u.a.: Stammbuch der Bürgerinnen und Bürger von Schaan: vom Ende des 16. Jahrhunderts bis 2013. 5 Bände 2015 - Triesen: Anton Banzer: Triesner Familienbuch. Die alteingesessenen Bürgerfamilien von Triesen, 6 Bände, hg. von der Gemeinde Triesen, Triesen 2001.
- Triesenberg: Engelbert Bucher: Familienchronik der Walsergemeinde Triesenberg 1650-1984, 9 Bände, 1986–88. Online
- Vaduz: Mathias Ospelt: Vaduzer Familienchronik. Die alteingesessenen Bürgerfamilien von Vaduz, 9 Bände und Register, hg. von der Gemeinde Vaduz, Vaduz 2002–2005.
Unterland (bis 1699 Herrschaft Schellenberg):
- Eschen: Eschner Familienbuch, 2 Bände, hg. von der Gemeinde Eschen, Eschen 1997.
- Gamprin: Stammtafeln 1995, alte Bürgergeschlechter vor 1900, Neubürger und ausgestorben/abgewandert bzw. ohne Stammtafel
- Mauren: Familienstammbuch Mauren, 4 Bände, hg. von der Gemeinde Mauren, Mauren 2004.
- Ruggell: Josef Spalt: Stammtafeln der Bürgerfamilien von Ruggell, hg. von der Gemeinde Ruggell, Ruggell 1990. Online
- Schellenberg: Fridolin Tschugmell: Die Stämme der Schellenberger Geschlechter 1650–1976, hg. von der Gemeinde Schellenberg, Schellenberg 1977.
Schwierige Zusammenarbeit beim Gemeinschaftsprojekt
Die gemeinsame Konferenz der Gemeindevorsteher beschloss 2016 ein Projekt zur gemeinsamen Pflege der genealogischen Daten der Gemeinden. Nachdem Probleme mit dem Datenschutzgesetz vom 1.1.2019 beseitigt wurden, erhielt die Firma Sitewalk Establishment, Schaan, den Auftrag, ein Konzept für die gemeinsame Verwaltung und Verknüpfung der genealogischen Daten zu erstellen. Aber nicht alle Gemeinden wollten sich an diesem Projekt beteiligen, denn die einzelnen Gemeinden müssen auch zu den Kosten beitragen.
Die Vorsteher der Liechtensteiner Gemeinden gründeten 2020 die Arbeitsgruppe „Familienforschung Liechtenstein“. Sie schufen die Projektgrundlage für eine gemeindeübergreifende Plattform für die Familienforschung. Für die Datenzusammenführung und die Koordination der Datenmigration wurde ein Verein „Familienforschung Liechtenstein“ inklusive Geschäftsführung geplant. Voraussichtlich 2024 soll das Projekt in den laufenden Betrieb übergehen. Jede Gemeinde entscheidet selbst, in welcher Tiefe sie die Daten einpflegen will. Die Gemeinden Schaan, Vaduz und Triesen haben beschlossen, das Projekt in den Jahren 2022-2024 mit bis zu je 140.000 Schweizer Franken zu unterstützen. Für den Gemeinderat von Triesen war allerdings die Voraussetzung, dass alle Gemeinden Liechtensteins mitmachen. Da aber z.B. Triesenberg und Eschen nicht mitmachen und die gemeindeeigene Ahnenforschung nur in eigener Regie weitermachen wollen, steht das Projekt auf wackligen Füßen.
Liechtensteiner Namenbuch
Der Historische Verein für das Fürstentum Liechtenstein hat das Liechtensteiner Namenbuch für Orts- und Familiennamen von Hans Stricker, Toni Banzer und Herbert Hilbe herausgegeben. 1999 erschien das Ortsnamenbuch (6 Bände) und 2008 das Personenamenbuch (4 Bände). Sie sind online nutzbar. 1986-1991 erschienen für alle Gemeinden Flurnamenkarten, die bei den einzelnen Gemeinden bezogen werden können.