RTL entdeckt die Ahnenforschung wieder
Am 27. September 2021 um 21:15 Uhr startet RTL ein neues Format unter dem Titel “Wer bin ich wirklich?” mit dem „Let’s Dance“-Chefjuror Joachim Llambi. Er begibt sich auf Ahnenforschung mit Reisen nach Spanien und lässt seine DNA testen. Unser Kalender auf team.genealogy.net erinnert an diesen Termin.
Fernsehserien der 2000er Jahre zur Ahnenforschung
Vor 10 Jahren startete der Fernsehsender RTL auf seinem Bezahl-Kanal RTL Living mit der Ausstrahlung von deutschen Versionen einiger Episoden der amerikanischen Serie “Who Do You Think You Are?“ unter dem Namen “Auf den Spuren meiner Ahnen“. Dabei suchen Prominente nach ihren Wurzeln und besuchen die Stätten, in denen die Vorfahren lebten. Wir berichteten darüber.
Der US-Sender NBC hatte die Lizenz von der britischen Erfolgsserie gekauft. 2015 wurde die Ausstrahlung beendet; scheinbar war sie in den USA nicht so erfolgreich wie in Großbritannien. Möglicherweise auch für RTL mit den deutschsprachigen Versionen. Auch die Serie “Auf der Spur meiner Ahnen” (2007) im ZDF erlebte nur zwei Folgen; bei der Sendung “Du ahnst es nicht!” (2018 und 2019 im ZDF), moderiert von Sänger Thomas Anders, gab es ein paar Serienteile mehr.
Ebenso wurde die ARD-Serie “Das Geheimnis meiner Familie” (2008) mit Prominenten wie Marie-Luise Marjan, Armin Rohde und Christine Neubauer bald gestoppt. Lediglich bei den Regionalsendern MDR (“Die Spur der Ahnen” 2006 – 2018) und WDR (“Vorfahren gesucht” 2007 – 2015) sowie bei ARTE (“Die Spurensucher” 2008, “Vom Pionier zum Millionär” 2010) wurden mehrere Folgen gedreht und ausgestrahlt. Im Blog berichteten wir darüber und im GenWiki gibt es einen Überblick über die Sendungen.
Ahnentests boomen
Im Jahr 2019 berichtete RTL auf seiner Webseite über den Deutschen Genealogentag in Gotha und vom Boom in der Ahnenforschung. Im gleichen Jahr gab es einen Beitrag mit der Schlagzeile “Ahnentests boomen! Vom wem stamme ich eigentlich ab?“ In einem Video macht sich die RTL-Reporterin Anke Reichardt auf die Suche nach der Spur ihrer Ahnen und weist auch auf die Bedenken bei DNA-Tests hin. Sie macht ihn dann trotzdem und stellt fest, dass er sie auch nicht weiter bringt. Erst die Papierforschung im Archiv beweist, dass sie nicht von dem Komponisten Johann Friedrich Reichardt (1752 –1814) abstammt.
Zweifelhafte Tests
Die Links im Artikel “Ahnentests boomen!“ führt zu einer umfangreichen Seite mit dem Titel “Ahnenforschung Test 2021 • Die 2 besten Ahnenforschungen im Vergleich“. In einer Bestenliste werden nur Ancestry und MyHeritage genannt. Es folgen 20 Abschnitte, die sich wie einen Anleitung zur Ahnenforschung lesen lassen. Zwischendurch gibt es immer wieder Filmchen, die für die beiden Anbieter sowie für ProHeraldica und für FamilySearch werben. Sehr oberflächlich wird auf die Hilfen bei der Ahnenforschung durch Dienstleister, Plattformen, Gruppen, Vereine und Software eingegangen. Als einzige Software wird der Family Tree Builder (von MyHeritage) genannt, der in der Basisversion kostenlos ist. Erst mit einem MyHeritage-Abo gibt es weitere Funktionen in der Premiumversion.
Für die Autoren scheint dabei “Ahnenforschungs-Software” identisch zu sein mit den beiden bewerteten Portalen. Immer ist von einem Abo beim Onlineprogramm die Rede. Gemeint ist aber dann doch das Portal und natürlich wird dies auch empfohlen.
Mittendrin werden dann aber noch “die sieben führenden Anbieter” genannt (wobei es nur zum erstgenannten nähere Erläuterungen gibt):
- Geni.com
- Ancestry
- Myheritage
- MacStammbaum
- FamilySearch
- Ages!
- Ahnenblatt
Schließlich wird offengelegt, wo diese Anbieter-Bewertung abgeschrieben wurde: Es war die Webseite “Netzsieger” aus dem Jahre 2018. Auch hier wurden bereits die Ahnenforschungsportale und Genealogie-Software in einen Topf geworfen.
Ganz zum Schluss werden noch Foren, Blogs und Mailingliste als Alternative fürs Forschen ohne die Online-Anbieter empfohlen. Allerdings wird nicht verraten, wo man diese findet. Die Linkliste ist unbrauchbar. Zu DNA-Abstammungstests wird sehr kurz etwas zu Sicherheit, den Kosten und den erwartbaren Ergebnissen gesagt.
Mein Fazit: Es gibt bessere Anleitungen zur Familienforschung und Vergleiche von Daten- und Software-Anbietern z.B. im Leitfaden für Anfänger im Genealogienetz und im Sonderheft Familienforschung des Vereins für Computergenealogie!