Mailinglisten in Zahlen II
Im Januar hatte ich einige Zahlen zur aktuellen Nutzung unserer Mailinglisten ermittelt. Diese möchte ich nun um einen Blick in die Vergangenheit erweitern. Bereits seit 1995 betreiben wir bei auf dem Deutschen Genealogie-Server genealogy.net Mailinglisten. Leider sind aus den ersten beiden Jahren keine E-Mails mehr aufzufinden. In der Zeit sind mehr als 2,5 Millionen Nachrichten bei uns angekommen. Bei großen Mailinglisten geht eine einzige Nachricht an über 2.000 Teilnehmer, so dass wir über die Zeit bestimmt mehr als eine Milliarde E-Mails verschickt haben. Die damaligen Teilnehmer der Mailinglisten lassen sich zwar nicht ermitteln, aber aus den Mailinglisten-Archiven wird klar, wer wann etwa gesendet hat. Daher beziehen sich alle nachfolgenden Untersuchungen auf die Absender.
Als erstes habe ich mir angeschaut, wie viele Nachrichten pro Jahr an unsere Mailinglisten geschickt wurden.
In den ersten Jahren, zugleich den ersten Jahren des privaten Internets in Deutschland, lässt sich bis 2007 ein wahrer Boom in bei der Nutzung der Mailinglisten beobachten. Dann fällt ein sonderbarer Knick in den Jahren 2008 und 2009 auf. Dabei handelt es sich um eine Lücke in den Mailinglisten-Archiven, die durch den Datenverlust beim »Oster-Crash« verursacht wurde. Man kann also nur mutmaßen, wann genau zwischen 2007 und 2010 der Rückgang in der Nutzung der Mailinglisten einsetzte, der bis heute anhält. Woran könnte der Rückgang liegen – möglicherweise an gesunkenen Teilnehmerzahlen? Ja, auch, wie folgendes Diagramm der Anzahl eindeutiger Absenderadressen zeigt:
Auch hier ist in den Jahren 2008 und 2009 der »Oster-Crash« sichtbar. Die Zahlen sinken aber nicht so stark wie die der Nachrichten. Bis 2010 schrieb jeder Absender durchschnittlich 14 E-Mails pro Jahr, mittlerweile ist dies auf 8 Nachrichten gesunken. Es mag eine Reihe von Faktoren gegeben, die zu diesem Rückgang beigetragen haben:
- einige unserer eifrigsten Vielschreiber sind im Laufe der Jahre verstorben
- weniger Bedarf an Austausch, da man mittlerweile viele genealogische Informationen überhaupt und leichter im Internet findet
- Ausweichen auf andere Kommunikationskanäle
- eine gewisse allgemeine Kommunikationsmüdigkeit
Zeitliche Betrachtung
Gibt es eine typische Zeit, in der man sich mit Genealogie beschäftigt und E-Mails dazu schreibt? Schauen wir zunächst auf das ganze Jahr:
Im Winter, wenn es draußen ungemütlich ist, werden mehr E-Mails geschrieben. Im Dezember ist man mit den Weihnachtsfestlichkeiten beschäftigt, so dass es dann etwas weniger ist. Wie sieht es innerhalb einer Woche aus?
Offenbar hat man am Sonntag Zeit für Genealogie bzw. zum Thema Genealogie zu schreiben, während man sich am Samstag eher mit anderen Dingen beschäftigt. Nun noch einen Blick auf einen (durchschnittlichen) Tag:
Fast den ganzen Tag über wird fleißig geschrieben, wobei die Zahl der Nachrichten am Nachmittag nach Feierabend nochmal etwas ansteigt. Durchschnittlich ist also die typische Zeit für Kommunikation zur Genealogie in Sonntag im Januar gegen 18 Uhr.
Internet-Geschichte
Zugleich blicken wir auf 25 Jahre E-Mail-Geschichte zurück. Über die Jahre sind Internetanbieter sind verschwunden, andere neu aufgetaucht. Das zeigt sich auch bei unserem Mailinglisten. Hier sieht man, welche Provider wie oft bei den Absende-Adressen vertreten sind:
T-Online konnte nach anfänglichen Verlusten seinen Marktanteil von 20% über die Jahre halten. Deutlich sieht man den Niedergang von AOL und den Aufstieg von Google.
Daten
Wer sich selbst mit den Daten beschäftigen möchte, findet unter https://gitlab.genealogy.net/jzedlitz/2020-mailinglisten-statistik alle Zahlen, die ich zum Erstellen der Diagramme verwendet habe.
Update 28. Juni 2020: Hinweis eingefügt, dass es die ersten Mailinglisten bereits seit 1995 gibt. Ich hatte es auch so in Erinnerung, aber es gab keine Daten mehr aus den ersten beiden Jahren. Nach dem Beitrag habe ich entsprechende Hinweise von langjährigen Nutzern bekommen.