Citizen-Science-Wettbewerb der Universitätsstiftung Münster
Unter dem Titel „Die eigene Herkunft im Fokus“ berichtet Julia Harth in der Zeitung der Universität Münster „wissen/leben“ vom April 2025 über zwei Projekte, die von der Universitätsstiftung Münster im diesjährigen Citizen-Science-Wettbewerb mit je 7.500 Euro gefördert werden.

In einem der Projekte geht es um DNA-Tests für Genealogen. Die Projektverantwortlichen vom Verein für Computergenealogie (CompGen) (Georg Fertig), vom Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie (Prof. Dr. Elisabeth Timm) und vom LWL-Naturkundemuseum (Friederike Ehn) freuen sich über den Citizen-Science-Preis. Vierter Projektpartner ist die Westfälische Gesellschaft für Genealogie und Familienforschung (WGGF).
Wir danken für die Erlaubnis zum Abdruck des nachfolgenden Beitrags von Julia Harth.
DNA-Tests als Waren und populäres Vergnügen
Entfernte Verwandte finden oder die eigene ethnische Zugehörigkeit und biogeografische Herkunft ermitteln – frei verkäufliche DNA-Analysen versprechen dazu Informationen. Seit einigen Jahren gibt es solche Angebote auch für den deutschen Markt. Der damit verbundene Hausgebrauch dieser Hochtechnologie wurde in Deutschland bisher jedoch weder wissenschaftlich dokumentiert noch analysiert. „Wie Laien, die oft vertiefte Kenntnisse im Umgang mit historischen Quellen haben, mit dem neuen Angebot genetischer Daten zur Familienforschung umgehen, wie sie die Möglichkeiten einschätzen, verwenden oder kritisieren, darüber wissen wir bislang zu wenig“, sagt Prof. Dr. Elisabeth Timm vom Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie der Universität Münster.
Hier setzt das bürgerwissenschaftliche Projekt „Erzählen Deine Gene Dir Deine Geschichte?! DNA-Tests als Waren und populäres Vergnügen“ an, das von der Universitätsstiftung Münster mit dem Citizen-Science-Preis ausgezeichnet wird. Es untersucht und dokumentiert den alltäglichen Gebrauch, die Motive und die Kritik der Nutzung von genetischen Analysen in der Genealogie. Denn bislang findet die lebendige und kritische Diskussion darüber vor allem innerhalb der Szene der populären Familienforschung in Mailinglisten und digitalen Foren statt. Nun soll all dies der interessierten Öffentlichkeit im LWL-Museum für Naturkunde, Münster an der Sentruper Höhe präsentiert werden. Dort ist seit Juni 2024 die Sonderausstellung „Gene -Vielfalt des Lebens“ zu sehen. „Wir freuen uns über die geplante bürgerwissenschaftliche Werkstatt und die Veranstaltungen in unserer Ausstellung“, sagt Museumsdirektor Dr. Jan Ole Kriegs.
„Ehrenamtliche Familienforscherinnen und -forscher verfügen oft über sehr viel Erfahrung, Daten aus historischen Quellen zu strukturieren und zu interpretieren“, erklärt der Vorsitzende des Vereins für Computergenealogie, Georg Fertig. Die Beteiligung der Westfälischen Gesellschaft für Genealogie und Familienforschung stelle das Projekt zudem auf eine regionale bürgerwissenschaftliche Basis, ergänzt deren Geschäftsführer Uwe Standera. Mit ethnografisch-qualitativen Methoden wollen die Beteiligten 20 Interviews führen und auswerten, wie die Menschen, die solche DNA-Tests verwenden, mit den Daten umgehen. Die Ausstellung im Naturkundemuseum fungiert als Plattform für Sachinformationen und als Forum für öffentliche Veranstaltungen mit Führungen und Diskussionen sowie später als Ort für die Ergebnispräsentation. Darüber hinaus plant das Team, die Ergebnisse auf der Projekthomepage und der frei zugänglichen Plattform GenWiki sowie in wissenschaftlichen Fachpublikationen zu veröffentlichen.
mitmachen – mitdenken – mitforschen
Die Arbeitsstelle Forschungstransfer (AF0) und die Universitätsstiftung Münster laden unter dem Titel „mitmachen – mitdenken – mitforschen“ zu einem Nachmittag für bürgerschaftliches Engagement in Wissenschaft und Forschung ein. Beginn ist am 10. April (Donnerstag) um 16 Uhr in der Studiobühne, Domplatz 23. Passend zum internationalen Jahr der Quantenwissenschaft und -technologie bieten spannende Mitmach-Experimente bis 19 Uhr faszinierende Einblicke in die Quantenphysik. Höhepunkt ist die Ehrung der Siegerprojekte des Citizen-Science-Wettbewerbs 2024 der Universitätsstiftung Münster ab 17 Uhr. Die Keynote der Feierstunde greift ebenfalls das Thema Quantenphysik auf: Prof. Dr. Iris Niehues vom Physikalischen Institut gibt anschauliche Einblicke in das Thema „Quantenmaterialien erobern die Welt – wenn Stoffe auf kleinster Skala Großes bewirken“. Der Eintritt ist frei, die Anmeldung ist online möglich.