Update zum Ortsfamilienbuch Baltimore, Maryland, USA
Immer wieder berichtet CompGen-Mitglied Rainer Dörry aus Eltville a. Rhein über Updates zum Online-Ortsfamilienbuch Baltimore (Maryland, USA), einem Projekt, das er gemeinsam mit einem Team vom Niedersächsischer Landesverein für Familienkunde e.V. (NLF) gestartet hat. In der neuesten Version sind nun 155.547 Personen in 39.794 Familien enthalten. Nach einer Aktualisierung kurz vor Weihnachten in der Mitglieder-Mailingliste schreibt er uns Anfang diesen Jahres:
„Bekanntlich sind Ortsfamilienbücher (OFB) Spiegelbilder der Bevölkerung des entsprechenden Ortes. So auch das OFB Baltimore. Der Schwerpunkt liegt auf Einwanderer aus deutschsprachigen Gebieten. Naturgemäß sind aber auch bekannte und berühmte Persönlichkeiten des Ortes zu berücksichtigen.
Ein Sohn von Turnvater Jahn
Inzwischen hat es sogar Turnvater Friedrich Ludwig Jahn ins Ortsfamilienbuch geschafft. Er selbst hat zwar nie in Baltimore gelebt, aber sein Sohn Arnold Siegfried Jahn hat viele Jahre in Baltimore gelebt und hier ein Fuhrgeschäft betrieben. Dessen Kinder sind in Baltimore geboren und Sohn Friedrich Ludwig Jahn – benannt nach dem Großvater – war ein bekannter Turnlehrer in Chicago, Vorstand des dortigen Turnvereins Nordwest und Preisrichter bei etlichen Turnfesten in verschiedenen Staaten in USA.
Die Mörder von Abraham Lincoln
Im letzten Update hatten es die Attentäter, die Abraham Lincoln, den 16. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, erschossen hatten, ins OFB geschafft. Sie lebten auch in Baltimore und Maryland und einer dieser Attentäter war sogar ein Deutscher: George Andrew Atzerodt. Da alle Attentäter während ihres Prozesses vor Gericht fotografiert wurden, so sind auch ihre Bilder im OFB zu sehen.
Ein Sklave wird Vorkämpfer für die Abschaffung der Sklaverei
Diesmal geht es um eine berühmte Persönlichkeit, die ein Schlaglicht auf ein typisches amerikanisches Phänomen wirft – die Sklavenhaltung. Maryland war ja einer der Südstaaten mit Sklavenhaltung, hielt sich aber während des Bürgerkrieges auf der Seite der Union der Nordstaaten auf. Sklaven und Sklavinnen sind meist unsichtbar, denn ihre Herkunft, Geburt und Tod wurden nicht festgehalten – sie waren ja Menschen 2. Klasse. Sklavinnen waren oft auch Sexobjekte ihrer Sklavenhalter.
Ein Sklave hat es aber zur berühmten Persönlichkeit geschafft – Frederick Augustus Washington Bailey. Als Sohn der Sklavin Harriet Bailey und ihres Sklavenhalters und Plantagenaufseher Aaron Anthony geboren, wuchsen er und seine Schwester Pearl auf einer Plantage in Hillsboro, Talbot-County, Maryland auf. Seine Geburt wurde – wie üblich – nicht registriert, aber sein Geburtsdatum auf den 14 Februar 1818 festgelegt, weil seine Mutter ihn mit seinem Kosenamen „Little Valentine“ belegt hatte. Seine Mutter starb, als er 7 Jahre alt war. Nach dem Tod von Aaron Anthony 1826 „erbten“ seine Tochter Lucretia Anthony und ihr Mann Capt. Thomas Auld den Sklavenjungen. Er wurde zu Thomas’ Bruder Hugh Auld nach Baltimore geschickt. Dessen Frau Sophia brachte dem Sklavenjungen das Lesen bei, bis es ihr von ihrem Mann verboten wurde. Dieses Wissen wurde aber später nach seiner erfolgreichen Flucht und Namens-Änderung in Frederick Douglass die Grundlage für seinen weiteren Lebensweg.
Frederick Douglass, wie er sich nun nannte, bekannte sich zum Abolitionismus, einer Bewegung im 18. und 19. Jahrhundert zur Abschaffung der Sklaverei. Er wurde Schriftsteller, Menschenrechtsaktivist, Politiker und Publizist. 1864 hatte er eine Audienz bei Präsident Abraham Lincoln und warb während des Bürgerkrieges schwarze Soldaten für die Union der Nordstaaten an. 1870 war er der Hauptredner bei den Feierlichkeiten zur Ratifizierung des 15. Verfassungszusatzes. 1891 wurde er zum Generalkonsul von Haiti ernannt. Er starb 1895 im Alter von 77 Jahren.
Seine Familiengeschichte Bailey-Douglass zusammen mit den Familien seiner ehemaligen Sklavenhalter Anthony und Auld sind nun im neuen Update des OFB Baltimore nachzulesen. Auch Nachweise bzw. Links zu Artikeln in Wikipedia sind hier eingebracht, ebenfalls vorhandene Bilder der einzelnen Personen, soweit vorhanden.”