Dritter Familienforschertag im Tuchmacher Museum in Bramsche
Am 10.11.2024 fand zwischen 12 und 16 Uhr die dritte Auflage des Tages der Familienforschung im Tuchmacher Museum Bramsche statt. Den Tag im Vorjahr hatten wir bereits hier im Blog erwähnt. In diesem Jahr stand er unter dem Thema „Spurensuche nach Flucht und Vertreibung“.
Heiner Pahlmann, Bürgermeister der Stadt Bramsche, begrüßte die Anwesenden. Die Museumsleiterin Kerstin Schumann moderierte in charmanter Weise die Referentin Gabi Drop an und machte Appetit auf die anschließenden Gespräche. Der Raum war bis auf den letzten Platz besetzt. Viele Neugierige freuten sich über die Einführung und fanden nach dem Vortrag direkt Gefallen an der Genealogie.
Vortrag von Gabi Drop zur Familienforschung im Osten
Gabi Drop von der Arbeitsgemeinschaft Ostdeutscher Familienforscher (AGoFF) sprach zum Thema „Familienforschung in den ehemaligen deutschen Siedlungsgebieten in Mittel-, Ost- und Südosteuropa“. Sie wurde tatkräftig unterstützt vom AGoFF-Kollegen Clemens Draschba; beide sind auch CompGen-Mitglieder.
Drop war so in ihrem Thema, dass sie die Zuhörerfragen zur Recherche vorhandener Daten mit Hilfe der Suche auf der AGoFF-Webseite geduldig beantwortete. Allerdings musste sie bei dem großen Interesse schließlich um Verständnis bitten, dass sie nicht alle Fragen beantworten könne. Sie wies noch auf die AGoFF-Forschungsstellen hin, bei denen man anfragen könne. Mit der Metasuche werden die vorhandenen Datenbestände der AGoFF abgefragt und über die Projekte erhält man einen Einblick, was es alles gibt bzw. in Bearbeitung ist. Zahlreiche Datenbanken sind nur den Vereinsmitgliedern der AGoFF vorbehalten.
Weiterhin verwies Drop auf den Namensindex zum Stand des teilweise offline gegangenen Allensteiner Indexierungsprojektes, außerdem auf die Recherche bei Familysearch.org. Indizes zu polnische Gemeinden finden sich zudem unter Geneteka. Daten aus Posen können im Poznan-Projekt gesucht werden. Die polnischen Staatsarchive stehen ebenfalls für die Suche im Internet zur Verfügung. Hinweise auf tschechische Archive finden sich bei den Sudetendeutschen Familienforschern.
Stände von Vereinen, Archiv und Heimatforschern
Der Infostand des Vereins für Computergenealogie (CompGen) war mit Gabriele Fricke, Karin Mitschke und Jan Mundhenk vertreten. Immer wieder ging es in den Fragen um die ersten Schritte der Familienforschung. Die Metasuche von CompGen war dabei neben der Übersicht über die Forschungen im GenWiki und die Datenbanken besonders beliebt. Passend zum Thema fanden viele Interessierte die Hefte FAMILIENFORSCHUNG und die COMPUTERGENEALOGIE 3/2021 „(Ost-West) Wanderungen, Flucht und Vertreibung“.
DIE MAUS aus Bremen wurde von Freya Rosan präsentiert und auch der Verein für Familienforschung in Ost- und Westpreußen (VFFOW) war ebenso wie die AGoFF vor Ort. Hinzu kamen das Staatsarchiv, lokale Bibliotheken sowie Heimat- und Familienforscher aus dem Oldenburger und aus dem Osnabrücker Land. Ein Stand widmete sich den Menschen, die aus Bramsche nach Südafrika gingen.
Das Tuchmacher Museum bot dafür einen gelungenen und ansprechenden Rahmen, der die Gäste zum Verweilen einlud und schnell den Kontakt an diesem etwas diesigen Novembertag knüpfen ließ.
Das Tuchmacher Museum ist immer eine Reise wert
Seit den 1990er Jahren ist die zuvor zur Tuchherstellung verwendete Örtlichkeit der entsprechenden Innung ein Museum. Die Exponate decken verschiedene Stufen von der Schafwolle zum Garn bis hin zum verwebten Stoff ab und zeigen, wie in mechanisierter Form Kleidung für hannoversches Militär in roter Farbe oder für Gefangene und verschiedene Gebrauchsarbeiten hergestellt wurde.
Das Museum glänzt durch Einblicke in die Verarbeitung von Wolle und in verschiedene Webtechniken, so werden die Lochkarten gesteuerten Jacquard-Webstühle schon ohne Kinderarbeit betrieben. An den Schaftwebstühlen wurden teilweise Buben eingesetzt.
Die Schichtplanung schrieben die Meister damals übrigens in Sütterlin auf. Davon kündet noch heute eine entsprechende Tafel am Eingang der Werkstatt. Aufgrund des Wasserbedarfs für Färbungen und zum Antrieb von einigen Maschinen mittels Mühlrad baute man eine Umleitung für den Fluss Hase und zweigte so einiges Wasser vom Hauptarm ab.
Wer sich für das Museum interessiert, findet sonntags jeweils um 11 Uhr eine öffentliche Führung im Programm des Hauses. Der Besuch lohnt sich auch mit Enkeln und er ist barrierefrei möglich. Lediglich einige tiefer liegende Ausstellungsbereiche können nur über Treppen erreicht werden. Öffnungszeiten und Preise gibt es hier.