Dritter Tag der Tagung „Digital History & Citizen Science“ in Halle
Der dritte und letzte Tag der Tagung „Digital History & Citizen Science“ in Halle war der „Tag der Landesgeschichte Sachsen-Anhalts“, der von Historischen Kommission für Sachsen-Anhalt gestaltet wurde. Mit ihren Reden leiteten die Bildungsministerin des Landes Sachsen-Anhalt, Eva Feußner, und der Vorsitzende der Historischen Kommission für Sachsen Anhalt, Christoph Volkmar, die Veranstaltung ein.
Vorträge zum Tag der Landesgeschichte
Der erste Vortrag von Oliver Ritter und Johanna Hohaus behandelte Lost Places in Sachsen-Anhalt, also Orte, die in Vergessenheit geraten, verfallen und kaum noch erkennbar sind. Die Historische Kommission für Sachsen-Anhalt hat eine Arbeitsgruppe zur Unterstützung zum Erhalt dieser Orte gebildet. Damit sollen jungen Menschen begeistert werden, sich mit der Geschichte vor Ort auseinander zu setzen. Die Ergebnisse der Forschungen werden in einer Webseite auf einer digitalen Landkarte dargestellt, die ständig weiter anwächst. Als Premiere wurde die Webseite mit einem Videobeitrag über das Gefangenenschiff „Biber“ auf der Elbe aus der NS-Zeit gezeigt und die Entstehung erläutert.
Im zweiten Beitrag über das Biographieportal Sachsen-Anhalt warben Katrin Moeller und Katja Liebing darum, in diesem offenen Portal Personen aus der älteren oder jüngeren Geschichte des Landes aufzunehmen. Jeder kann mitmachen und unentdeckte Lebensläufe in Einzel- oder Kollektivbiographien dokumentieren. Die bereits vorhandenen biographischen Sammlungen werden mit erfasst und die Personen mit den Normdaten GND verknüpft. In mehreren Stufen werden die Daten gespeichert, mit webbasierten Metadaten versehen und mögliche Buchveröffentlichen vorbereitet.
Ein weiterer Vortrag war „Flurnamen als Brücke zwischen Gesellschaft und Wissenschaft“. Es ging dabei um Flurnamen in in Thüringen und das “Thüringer Flurnamenportal“, bei dem die Flurnamen von einem „einfachen Zettelarchiv“ in eine digitalisierte Kartei einer Datenbank übertragen werden. Um weitere ehrenamtliche Mitarbeiter wurde geworben.
In weiteren Vorträgen spielte das Thema Bürgerwissenschaften/Citizen Science eine Rolle. Der Landesheimatbund Sachsen-Anhalt berichtete über Grundlagenkurse für Ortschronisten.
Viele Projekte
Matthias Sorg führte in die Handschriftenerkennung mit Transkribus ein. Thomas Bauer gab nützliche Tipps zu Quellen zur Erforschung der Familiengeschichte in der NS-Zeit. Zarko Vujosevic gab einen Überblick über die verschiedenen Projekte in der ICARUS-Gemeinschaft. Barbara Aehnlich und Petra Kunze bearbeiten Flurnamen in Thüringen die von einer digitalisierten Kartei in eine Datenbank übertragen werden. Julian Freytag und Christopher Ernestus berichteten über ihre Arbeit zur Aufwertung des Geschichtlichen Ortsverzeichnissen (GOV) durch Erschließung von Gemeinde-Lexika aus der Zeit um 1900.
Hier konnte nur über einen kleinen Teil der Veranstaltungen berichtet werden. Es gab genügend Pausen zum Besuch der Ausstellungen und Infostände. Die Verpflegungsstationen, die dafür sorgten, dass sich niemand um die Mahlzeiten kümmern musste, waren bestens ausgestattet. Dem Organisationsteam sei ein großer Dank gesagt, Katrin Moeller als Verantwortliche hat eine großartige Arbeit geleistet!
Festveranstaltung – 35 Jahre Verein für Computergenealogie
Mit der Festveranstaltung am Abend, die der 35jährigen Geschichte des Vereins für Computergenealogie gewidmet war, fand die Tagung ihren Abschluss. Die 60 Teilnehmer erlebten nach den Begrüßungsworten von Georg Fertig, Dieter Kohrt (DAGV) und Zarko Vujosevic (ICARUS) eine Gesangsdarbietung der Kabarettistin Sigrid Grajek mit Stefanie Rediske am Piano. Sie sang die Lieder, die einst Claire Waldorff sang, verbunden mit launigen Texten. Die im Ruhrgebiet geborene Sängerin hatte sich auch mit dem Verein für Computergenealogie und seinen Datenbanken beschäftigt. Mit Hilfe der Adressbücher aus Lünen konnte sie den Weg ihrer Vorfahren verfolgen und mehr über sie erfahren. Ihre Aussage dazu: „Ihre Arbeit macht glücklich! Ihr habt mir einen Teil meiner Familie zurückgegeben!“
Den Abschluss der Veranstaltung bildete ein Zwiegespräch des neuen CompGen-Geschäftsführers Hermann Hartenthaler mit Günter Junkers, dem Mitgründer des Vereins und Redakteur der Vorläuferversion und des heutigen Magazins COMPUTERGENEALOGIE. Die beiden plauderten über die Geschichte des Vereins und seiner Zeitschrift.