Militärarchiv des Bundesarchivs in Freiburg wird Ende 2038 geschlossen
Das Bundesarchiv hat in einer Pressemitteilung angekündigt, das Militärarchiv mit Standort Freiburg zum Auslaufen des Mietvertrags am 31. Dezember 2038 zu schließen. Unterlagen des Militärarchivs werden künftig räumlich ihren historischen Überlieferungskontexten zugeordnet.
Dies ist Teil einer Gesamtstrategie des Bundesarchivs, Bestände zusammenzuführen, die inhaltlich zusammengehören. Perspektivisch soll die Überlieferung der Bundesrepublik Deutschland vor allem in Koblenz, die Unterlagen des Deutschen Reichs in Berlin-Lichterfelde und die zentralstaatliche Überlieferung der DDR in Berlin-Lichtenberg sowie an regionalen Standorten nach dem Stasi-Unterlagen-Gesetz dauerhaft gesichert werden. Entsprechend ist geplant, die militärischen Unterlagen ihren jeweiligen historischen Überlieferungskontexten zuzuordnen. Wer also in der gleichen Epoche auch zu nicht-militärischen Themen forscht, muss nicht mehr mehrere Standorte aufsuchen.
Bestände in Freiburg
Die Bestände des Militärarchivs umfassen die Überlieferung (insbes. Sachakten, Karten, Konstruktionspläne, Fotos) staatlicher militärischer Stellen seit dem Jahre 1867 bis in die Gegenwart: Es sind die erhalten gebliebenen Unterlagen der preußisch-deutschen Armee, der Kaiserlichen Marine, der Schutztruppen und der Freikorps, der Reichswehr sowie der Wehrmacht. Des weiteren werden in Freiburg die Unterlagen der Nationalen Volksarmee (NVA) und der Grenztruppen der DDR archiviert. Der umfangreichste Teil der von der Abteilung Militärarchiv verwahrten Unterlagen stammt vom Bundesministerium der Verteidigung und seinen nachgeordneten militärischen und zivilen Bereichen.
Private Nachlässe und Tagebücher
Das Militärarchiv verwahrt zudem mehrere hundert Nachlass- und Sammlungsbestände zur deutschen Militärgeschichte aus privater Herkunft. Dazu gehören auch viele Tagebücher, die die teilweise lückenhaften amtlichen Bestände ergänzen. Es sind authentische und zeitnahe Selbstzeugnissen in der Form von Tagebuch-Aufzeichnungen, Erinnerungen oder Feldpost mit Familienangehörigen. Sie ergänzen das amtliche militärische Archivgut um die subjektive Perspektive deutscher Militärangehöriger. Sie sind eine vielseitige und hochwertige Quellenbasis für ein breites Themenspektrum, das sowohl ereignis-, politik-, sozial- und organisationsgeschichtliche Fragestellungen zum Ziel hat als auch alltags-, mentalitäts- und kulturgeschichtliche Zusammenhänge betrachtet, Stimmungslagen, Denken und Handeln analysiert, oder Einzel- und Gruppenbiographien erforscht.
Die Digitalisierung und Nutzung von Unterlagen des Militärarchivs war auch Thema hier im Blog des Vereins für Computergenealogie (CompGen).
Von den derzeit etwa 70 Beschäftigten des Militärarchivs in Freiburg wird sich zum Zeitpunkt der Schließung bereits knapp die Hälfte im Ruhestand befinden. Mit den anderen Mitarbeitenden werden passende Lösungen angestrebt. Die Entscheidung wurde mit Zustimmung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien getroffen, der das Bundesarchiv als obere Bundesbehörde zugeordnet ist.