Ein dänischer Soldat auf dem Alten Friedhof in Minden
Bei der Nacherfassung der schlecht lesbaren Grabsteine auf dem Alten Friedhof (heute Botanischer Garten) in Minden-Lübbecke (Ostwestfalen-Lippe) entdeckten Jürgen Thannhäuser und sein Sohn Marcel den freigelegten Grabstein eines dänischen Soldaten.
Als er nachforschte stieß Marcel Thannhäuser auf die dänische Webseite des Historiecenter Dybbøl Banke1864 (deutsch: Geschichtszentrum Düppeler Schanzen 1864), die an die für Dänemark vernichtende Eroberung der Düppeler Schanzen zwischen Flensburg und Sonderburg durch die preußische Armee erinnert. Hier war unter der ID 8398 auch Peder Mikkelsen, Gefreiter im 17. Infanterieregiment, 4. Kompanie, genannt und mehr von ihm (in dänischer Sprache) berichtet:
Der Stein wurde von seinen Kameraden bezahlt, so dass er bereits existierte, als das Kriegsministerium 1886 eine Erhebung über ausländische Kriegsgräber durchführte. Der Friedhof wurde 1904 für weitere Bestattungen geschlossen und 1951 in einen Park und botanischen Garten umgewandelt; aber viele ältere Gräber sind noch erhalten. Ob dies auch für das Grab von Peder Mikkelsen gilt, war nicht bekannt. Ein altes Foto der dänischen Kriegsgräberfürsorge stammt aus dem Verteidigungsministerium.
Peder Mikkelsen, geboren am 15. Januar 1831 in Lundby, Gemeinde Landet, Kreis Svendborg, konfirmiert 1855, verwundet bei Dybbøl am 18. April 1864, gefangen genommen und gestorben in der Festung Minden am 13. Mai 1864. Er war der Sohn von Landwirt Mikkel Christensen und Juliane Pedersdatter in Lundby. Er hat 1856 Kirsten Jacobsdatter geheiratet, mit der er eine 6-7 Jahre alte Tochter hatte, als er in den Krieg zog und nicht mehr heimkam.
Quelle: https://1864.dk/arkivet (inzwischen wird das Grabsteinfoto von Jürgen Thannhäuser von 2024 gezeigt)
Der Deutsch-Dänische Krieg 1864
Der Deutsch-Dänische Krieg von 1864 um die Herrschaft über die Herzogtümer Schleswig und Holstein, die bis dahin in Personalunion von Dänemark regiert wurden (und zum Deutschen Bund gehörten) verlief für die preußischen und österreichischen Streitkräfte siegreich. Zunächst wurden 1863 die Bundesstaaten Holstein und Lauenburg besetzt und 1864 eroberten die Truppen auch Schleswig und marschierten bis auf die dänische Halbinsel Jütland. Denkmäler, die Preußen auf der Düppeler Schanze und am Amkiel-Sund errichten ließ, befanden sich seit 1918 im nun dänischen Nordschleswig und wurden 1945 von den Dänen gesprengt. Heute erinnert die Siegessäule in Berlin an die siegreichen Schlachten in Düppel (1864), bei Königsgrätz (1866), Sedan (1870) und den Einzug der Soldaten in Berlin (1871).
Sterbedatum 13. Mai oder 16. Mai 1864?
Die Differenz bei den angegebenen Sterbedaten ließ Marcel Thannhäuser keine Ruhe. Die Dänen konnten keine Erklärung geben. Aber ihnen lag die dänische Verlustliste der Kompanie vor, in der als Sterbedatum den 13.5.1864 in Minden eingetragen ist. Auch das LWL-Preußen-Museum in Minden konnte keinen Hinweis liefern, außer dem, sich an das Kommunalarchiv Minden zu wenden. Der Stadtheimatpfleger Jürgen Sturma hatte die Lösung: Das Militärkirchenbuch von Minden (zugänglich beim Kirchenbuchportal Archion) enthielt sowohl den Sterbetag 13. Mai als auch den Begräbnistag 16. Mai 1864, der auf dem Grabstein in Minden steht.
Wir danken der Familie Thannhäuser für ihren Bericht und die Erfassung der Grabsteine in Minden für das Grabstein-Projekt von CompGen!