Digitalisierung der Personenstandsregister in Rumänien
Im Rahmen des nationalen Projekts „Towards digital Governance“ arbeitet das Nationalarchiv Rumäniens intensiv an der Digitalisierung der Personenstandsregister. Standesämter gibt es in den vor 1918 zu Ungarn gehörenden nordwestlichen Landesteilen wie z.B. Banat und Siebenbürgen erst seit 1895, in der (Süd-)Bukowina und Dobrudscha ab 1919 und in den altrumänischen Landesteilen Moldau und Walachei ab 1865. Einbezogen sind auch alle Kreisarchive in Rumänien. Durch die Online-Veröffentlichung von mindesten 9,6 Millionen Seiten aus den Urkundenbänden vor 1920 soll ein geringerer Verwaltungsaufwand für die Bürger erreicht und die bisherigen Verfahren entbürokratisiert werden.
Bericht und Bild aus dem Kreisarchiv Bistrița – Năsăud
In der Online-Zeitung Sapamana.online (Săptămâna = „Die Woche“) schrieb Ion Lucian Petraș über die Arbeit im Kreisarchiv Bistrița – Năsăud in Nord-Siebenbürgen. Das Beitragsbild zeigt die Digitalisierungseinrichtung. Hier wurden 54.000 Seiten vom Nationalarchiv und 180.000 Seiten von einem privaten Betreiber gescannt. Da die Unterlagen aus Bistrița fertig bearbeitet sind, werden derzeit die Register des Nachbarkreises Suceava gescannt.
Wie die Projektleiterin Cătălin Mihai Zărzăra auf der Seite des Nationalarchivs schreibt, ist das Ziel, „die Fähigkeit des Nationalarchivs zur Erbringung öffentlicher Dienstleistungen zu stärken, indem die Vorschriften konsolidiert und modernisiert und der Inhalt der Öffentlichkeit im digitalen System angebotenen Dienstleistungen verbessert wird.“
Damit können die gesetzlichen Pflichten im Archivbereich im Hinblick auf die historische Standesamtsakten leichter erfüllt werden. Obwohl das Personenstands-Archivgut nur 2,64 Prozent des gesamten Archivbestands ausmacht, betrug der Anteil der Forschungsanträge nach Personenstandsurkunden in den Lesesälen der Archive 22 Prozent; der Anteil der Anträge auf Anfertigung beglaubigter Kopien machten 12 Prozent der gesamten Anfragen aus, die an das Nationalarchiv gerichtet wurden.
Projektende im Dezember 2023
Das auf drei Jahre angelegte Projekt endet im Dezember 2023. Die Gesamtkosten betragen 21,7 Millionen Lei (ca. 4,38 Millionen Euro), die zu 84 Prozent aus den Mittel des Europäischen Sozialfonds gefördert wird.
Ob es einen Zusammenhang der aktuellen Digitalisierungsaktion mit dem 2017 beendeten Pilotprojekt “arhgen” der Archivabteilung der Bukarester Polizeiakademie „Alexandru Ioan Cuza“ zur Digitalisierung und Indexierung von Kirchenbüchern und Zivilstandsregistern aus Bukarest und dem Kreis Kronstadt/Brasov gibt, über das wir im CompGen-Newsletter 11/2017 berichteten, ist unklar. Die ursprünglichen Seiten sind nicht mehr zugänglich, aber noch bei Archive.org zu finden. Bilder und Indexierung sind – mit einiger Mühe – über das Archivsystem der Nationalarchive verfügbar, siehe z.B. Brasov. (Vielen Dank für die Hinweise von Florian Straub!).
Wer Kirchenbuchdigitalisate aus Rumänien einsehen möchte, wird bei Ancestry fündig. Hier sind auch Jahrgänge nach 1900 zu finden.