Buchbesprechung: Die Metzer Akten der Rehlinger und Merziger Tabellione
Wolfgang REGET: Die Metzer Akten der Rehlinger und Merziger Tabellione 1699–1751. Die Notariatsurkunden der Rehlinger und Merziger Tabellione im Departementsarchiv Metz (Archives départementales de la Moselle). Saarlouis 2023. 30. Sonderband der Mitteilungen der „Vereinigung für die Heimatkunde im Landkreis Saarlouis e.V.“ 788 Seiten, ISBN 978-3-933926-93-7. Preis: 38 €, Bezugsquelle
Der Untertitel des Buches verrät schon die Bedeutung des aus dem Französischen stammenden Begriffs „Tabellion“: Das ist ein Notar, der Beurkundungen für die Einwohner ausstellt und die Originalurkunden (die „Minute“, weil in Kleinbuchstaben, lateinisch „minuta scriptura“ geschrieben) aufbewahrt. Sie waren Beamte in lothringischen Diensten im Amt Siersberg, das zur „Bailliage d’Allemagne“, dem deutschsprachigen Norden des Herzogtums Lothringen gehörte. Das heute deutsch-französische Grenzgebiet war damals ein Kondominium, das sowohl von Lothringen, als auch von Kur-Trier verwaltet wurde. Eine ausführliche Beschreibung der Geschichte mit Karten vom Beginn des 17. Jahrhunderts zu dieser Region findet sich hier.
August Deynet als Pionier der Auswertung von Notariatsakten
Ein wichtiger Pionier bei der Auswertung der Akten der lothringischen Notare war August Deynet (1893–1979), der in 10 Bänden „Auszüge aus den Akten der lothringischen Dorfnotare“ aus den Orten Rehlingen, Wallerfangen und Saarlouis erstellte. Sie befinden sich im Kreisarchiv Saarlouis, einer „familienkundlichen Schatztruhe“. Für die Familien- und Ahnenforschung im Gebiet zwischen Saarlouis, Wallerfangen, Rehlingen und Merzig sind dies wertvolle Quellen. Allerdings stellte Wolfgang Reget fest, dass Deynet die Akten im Departements-Archiv Metz nur teilweise ausgewertet hatte; von den über 1.000 Urkunden der Merziger Notare nur drei, von den Rehlinger Notaren nur etwa ein Fünftel. Dennoch werden die Verdienste Deynets gewürdigt. Sie waren die Basis für die nun vollständige Auswertung der Tabellionsakten der Rehlinger und Merziger Tabellione. Was noch fehlt, ist die Auswertung der Akten aus den Ortschaften Hilbringen, Berus, Bisten und Busendorf (Bouzonville).
Fast 3.900 Aktenauszüge – leider ohne Namensregister
Die sechs Tabellione in Rehlingen und Merzig zwischen 1699 und 1751 werden ausführlich vorgestellt. Dabei fällt der Hinweis auf, dass gleichzeitig in Merzig auch Notare im Dienste der Kurfürsten von Trier tätig waren. Auch von späteren Rehlinger Notaren landeten die Akten über das Koblenzer Landeshauptarchiv im Saarländische Landesarchiv. Die verschiedenen Urkundentypen – für Schulden, Verpfändungen, Kauf, Pacht, Schenkung, Erbtausch oder -teilung, Testamente, Heiratskontrakte und Vergleiche zwischen streitenden Parteien – werden ausführlich beschrieben. Die vielen Begriffe, Fachausdrücke oder Amtsbezeichnungen werden erläutert.
Auf den folgenden 750 Seiten finden sich die Kurzbeschreibungen von fast 3.900 der in den verschiedenen Aktenbündel (meist chronologisch) gesammelten Urkunden. Ein reichhaltiger Schatz für die Forschung! Angegeben werden Datum, Vertrags- und Urkundengegenstand, die Namen der Beteiligten und ggf. Hinweise auf Deynets Auswertungen. Wer die Originale im Metzer Archiv einsehen möchte, wird auf die dortigen Bestände – AD Metz 3 E 6273 bis 6286 sowie 2583 und 2584 – verwiesen. Nach jedem einzelnen Bestand wird ein Ortsverzeichnis eingefügt.
Was schmerzlich vermisst wird, ist ein Namensverzeichnis, auf das der Autor mit der Begründung verzichtete, dass die Schreibweise der Namen nicht einheitlich gehandhabt wurde, oft sogar in ein und derselben Urkunde. Hier wäre eine standardisierte Namensschreibweise – wie in Ortsfamilienbüchern üblich – wünschenswert. So ist man gezwungen, über den Ort evtl. gesuchte Personen zu finden und viele Seiten durchzublättern.
Man erkennt dabei schnell den unschätzbaren Wert der langjährigen Arbeit von Wolfgang Reget. In seinen Ortsfamilienbüchern konnte er bereits viele Daten aus den Tabellionsakten ergänzen. Auch andere Autoren haben den Wert der Notariatsakten für ihre Arbeit entdeckt. Hier sind die Saarländer der Vereinigung für die Heimatkunde im Landkreis Saarlouis e.V. dank der Arbeiten von Deynet und Reget Vorreiter.