75 Jahre Arolsen Archives
Das Internationale Zentrum zu den Nazi-Verbrechen „Arolsen Archives“ wurde 1948 als Internationaler Suchdienst („International Tracing Service“ – ITS) im hessischen Bad Arolsen gegründet. Es ist ein UNESCO-Welt-Dokumentenerbe. Viele Jahre war die Aufgabe, Schicksale von Holocaust-Opfern, KZ-Häftlingen, Zwangsarbeiter und Überlebende aufzuklären. Bis heute werden immer noch Suchanfragen zu zirka 20.000 NS-Opfern jährlich beantwortet. Aus der Auskunftsstelle wurde ein internationales Forschungszentrum, das 30 Millionen Dokumente und die „Zentrale Namenkartei“ mit 50 Millionen Karteikarten betreut – und seit 1998 nach und nach in digitaler Form der Öffentlichkeit zur Verfügung stellt. Inzwischen sind 85–90 Prozent der Bestände gescannt. Im CompGen-Blog wurde mehrmals über die Arolsen Archives berichtet.
Dokumente helfen Schicksale aufzuklären und Familien zusammenzuführen
Die Originaldokumente sollen nicht nur die Erinnerung an die Opfer der Verfolgung wachhalten, sondern sie werden auch für die Sucharbeit genutzt. Die digitalisierten Belege werden mit Schlagwörtern versehen und so für die Forschung und Anfragen im Online-Archiv nutzbar gemacht. Die Bestände enthalten Informationen zu Inhaftierten in Lagern und Gefängnissen. Von vielen Zwangsarbeitern sind Arbeitsbücher und Meldekarten vorhanden. Weiterhin können Displaces Persons (DPs) gefunden werden, die von den Alliierten beim Kriegsende befreit wurden. Ziel der Arbeit ist, alle Namen digital zusammen mit verschiedenen Partnern durch Crowdsourcing zu erfassen. Auch bei Ancestry sind z.B. die Passagierlisten von DPs und weitere Listen der Alliierten über Verfolgte bearbeitet und durchsuchbar.
Vorwürfe von Mitarbeitern
Die im Frühjahr in der Presse veröffentlichen Vorwürfe wegen eines angeblichen Fehlverhaltens, die Mitarbeiter gegen die Leitung der Arolsen Archives erhoben hatten, sorgten für Negativ-Schlagzeilen. Eine unabhängige Anwaltskanzlei wurde mit einer Untersuchung beauftragt, die noch nicht abgeschlossen ist. Das internationale Kontrollgremium der Arolsen Archives, bestehend aus Vertretern der Regierungen von elf Mitgliedsländern, wird nach der Vorlage des Abschlussberichts über die nächsten Schritte entscheiden. Die Mitglieder dieses Internationalen Ausschusses betonen, dass die Arolsen Archives sich in den letzten Jahren zu einer “modernen, effizienten und effektiven Einrichtung” gewandelt hat.