Wie werden die nächsten Verwandten in anderen Sprachen benannt?
In vielen Sprachen der Welt gibt es unterschiedliche Bezeichnungen für die nächsten Verwandten. In der deutschen Sprache sind die Begriffe für Kinder, Enkel und Cousins bis zu den Großeltern uneindeutig und machen die korrekte Zuordnung in der der Familien- und Ahnenforschung schwer.
Fiona Jordan, Professorin für Anthropologie an der University of Bristol (GB), hat mit Wissenschaftlern aus Australien, Finnland und Brasilien zusammengearbeitet, um die KinBank zu entwickeln – eine Datenbank mit Wörtern für die Familienmitglieder aus mehr als 1.200 Sprachen. Über 210.000 Verwandtschaftsbegriffe sind zusammengekommen. Es gibt wohl noch viel mehr, denn bisher wurden nur etwa 15 % der auf der Welt gesprochenen Sprachen und Dialekte untersucht.
Für 100 Verwandtschaftstypen mit den Bezeichnungen für die Großeltern, Onkeln, Tanten, Neffen, Nichten, Cousins, Kinder, Geschwister und Enkel wurden vorhandene Datenbanken der Anthropologen und Sprachwissenschaftler ausgewertet und den einzelnen Sprachfamilien zugeordnet. Eine dieser Datenbank ist Glottolog 4.7, eine Initiative des Max-Planck-Instituts für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig. Dabei werden für die Sprachen und Dialekte Sprachfamilien gebildet, die wie in der Genealogie in einer Baumstruktur eingeordnet sind. Eine weitere Quelle ist D-PLACE, ein Ethnografischer Atlas für kulturelle, sprachliche, ökologische und geografische Informationen für über 1400 Kulturgruppen.
Die Forscher fanden heraus, dass in einigen Sprachen Cousins je nach Heiratsfähigkeit unterschiedlich benannt werden. Oder: Im Japanischen gibt es vier verschiedene Wörter für die Geschwister: der/die ältere und der/die jüngere Bruder bzw. Schwester.
Weitere Untersuchungen betreffen die Laute, die in den Bezeichnungen für die Mutter vorkommen: Wörter mit einer Stammsilbe von „na“ beziehen sich eher auf die Mutter, „pa“ und „ta“ eher auf den Vater, während „ma“ sowohl in Wörtern für Vater und Mutter vorkommen.
Mehr Informationen zu der Arbeit der Forscher und Forscherinnen ist auf phys.org zu finden, die wissenschaftliche Publikation dazu wurde hier veröffentlicht: https://doi.org/10.1371/journal.pone.0283218