Fünf fantastische Technik-Tricks zur Entschlüsselung der deutschen Handschrift
Auch wer sich schon länger mit der Familien- und Ahnenforschung beschäftigt, hat nicht immer alle Hilfsmöglichkeiten parat, die uns heutzutage im Netz zur Verfügung stehen. Und wer sich erst seit kurzer Zeit mit dem faszinierenden Hobby Genealogie beschäftigt, wird die anfänglichen Schwierigkeiten – etwa beim Entziffern alter deutscher Handschriften – überwinden müssen. Dabei sind die im GenWiki von CompGen zusammengestellten Informationen zum Genealogischen Basiswissen sicherlich hilfreich. Doch was, wenn Deutsch nicht die Muttersprache ist? Die amerikanische Autorin und Übersetzerin für genealogische Texte Katherine Schober (Germanology Unlocked) hat für ihre Landsleute (und andere Englischsprachige) in ihrem Blog Fünf fantastische Technik-Tricks zur Entschlüsselung der deutschen Handschrift zusammengestellt.
Diese sicherlich auch für unsere deutschsprachige Leserschaft hilfreichen Tipps geben wir mit ihrer freundlichen Zustimmung hier in deutscher Übersetzung gerne weiter:
“5 Amazing Tech Tricks to Decipher the German Handwriting”
Auch wenn unsere genealogischen Dokumente Hunderte von Jahren alt sind, müssen wir solche Texte nicht entziffern, als ob wir noch im Jahr 1745 leben würden. Mit der riesigen Welt der Technologie, die uns zur Verfügung steht, kann das Transkribieren deutscher Dokumente viel einfacher sein als Sie denken – aber welche Tools verwenden? Lesen Sie weiter für eine Auflistung der Ressourcen, die Ihre Beschäftigung mit dem Entziffern der deutschen Handschrift weniger zeitaufwändig, weniger stressig und viel unterhaltsamer machen wird.
Trick 1: Rechtschreibprüfung (Deutsch)
Vielleicht sind Sie versucht, Ihr Dokument mit Stift und Papier abzuschreiben, aber die Rechtschreibprüfung in einem Textverarbeitungsprogramm wie z.B. Microsoft Word kann Ihnen bei Ihrer Arbeit viele hilfreiche Hinweise geben.
Ändern Sie wenn nötig die Sprache der Rechtschreib- und Grammatikprüfung auf Deutsch (gehen Sie dazu auf Extras > Sprache > Deutsch und stellen Sie sicher, dass das Kästchen “Rechtschreib- und Grammatikprüfung” aktiviert ist), und die Grammatikprüfung wird Ihnen sagen, ob Ihre transkribierten Buchstaben tatsächlich deutsche Wörter sind oder nicht.
Nehmen wir zum Beispiel an, Ihr handgeschriebenes Wort sieht aus wie “T-o-u-f-e”. Sie tippen es in Microsoft Word ein, aber Word unterstreicht es rot und zeigt damit an, dass “Toufe” kein deutsches Wort ist. Sie können dann mit der rechten Maustaste auf das Wort selbst klicken, um Vorschläge zu sehen, was das Wort bedeuten könnte. Geben Sie diese Möglichkeiten in ein Online-Wörterbuch ein (ich empfehle dict.cc oder dict.leo.org), und prüfen Sie, ob eines dieser Wörter in Ihrem Genealogie-Dokument Sinn ergibt. Sie werden feststellen, dass der dritte Vorschlag – “Taufe” – eine perfekte Übereinstimmung für Ihr Genealogie-Dokument. Diese A’s und O’s können knifflig sein!
Achtung: Wenn Microsoft Word eine rote Wellen-Linie unter Ihrer Transkription anzeigt, bedeutet das nicht unbedingt, dass Sie die Handschrift falsch transkribiert haben. Es gibt viele altmodische Wörter, die das Programm nicht erkennt, sowie viele falsch geschriebene Wörter, die in Genealogie-Dokumenten vorkommen können. Die “Rechtsklick-Liste” kann Ihnen jedoch Optionen für das Wort anbieten, so dass Sie bei der Transkription Ihres deutschen Dokuments einen Ansatzpunkt haben.
Trick 2: Verwenden Sie WordMine!
Wie ich bereits in einigen Webinaren erwähnt habe, ist die Suchmaschine WordMine.info meine Lieblingswebsite für die Transkription.
Auf dieser Website können Sie die Buchstaben des deutschen Wortes eingeben, die Sie erkennen, und ein Sternchen an die Stelle der Buchstaben setzen, die Sie nicht lesen können. Sie können dann “Wörter, die beginnen mit” oder “Wörter, die enden mit” auswählen, je nachdem, welchen Teil des Wortes Sie leichter lesen können.
Drücken Sie auf “Suchen”, und es erscheint eine Liste der deutschen Wörter mit dem entsprechenden Wortanfang oder der entsprechenden Wortendung. Sie erhalten hunderte von Ergebnissen? Dann markieren Sie das Kästchen “Anzahl der Buchstaben” und geben Sie die Anzahl der Buchstaben ein, die Ihrer Meinung nach in dem Wort vorkommen (ich nehme immer einen mehr und einen weniger, als ich tatsächlich denke, nur um auf der sicheren Seite zu sein – bei Handschrift weiß man nie!) Überprüfen Sie die Wörter mit Ihrem handgeschriebenen Wort, und hoffentlich finden Sie eine Übereinstimmung!
Trick 3: Holen Sie sich Hilfe bei Abkürzungen!
Genealogische Dokumente sind gespickt mit Abkürzungen, und es ist nicht immer einfach zu wissen, was diese einzelnen Buchstaben auf Deutsch bedeuten. Auf den beiden folgenden Websites können Sie Ihre Abkürzung in die Suchfelder eingeben und erhalten dann eine Liste von Wörtern, die die Abkürzung bedeuten könnte.
Wenn Sie kein Deutsch sprechen, kopieren Sie die Wörter-Liste einfach in ein Online-Wörterbuch und sehen Sie nach, ob eines der Wörter im Kontext Ihres Dokuments einen Sinn ergibt.
Trick 4: Verwenden Sie Meyers Gazetteer zum Entschlüsseln von Ortsnamen!
Als Genealogen sind die meisten von Ihnen sicher mit der Meyers Gazetteer-Website vertraut. Aber für diejenigen unter Ihnen, die es noch nicht sind: Diese Website eine wunderbare Sammlung deutscher Städte, Ortschaften, Dörfer und mehr aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg (und ja, für alle von Ihnen mit Vorfahren im heutigen Polen, Frankreich oder anderen Gebieten, die früher zu Deutschland gehörten, ist der Ort Ihrer Vorfahren wahrscheinlich enthalten!)
Wenn Sie nicht alle Buchstaben Ihres handgeschriebenen Wortes erkennen können, geben Sie die Buchstaben, die Sie erkennen können, in die Suchmaschine von Meyers Gazetteer ein und verwenden Sie ein Sternchen für die Buchstaben, die Sie nicht lesen können. Meyers Gazetteer zeigt Ihnen dann eine Liste möglicher Namen für Ihren Ort an. Es sind alle Orte mit diesen Buchstabenkombinationen.
Wenn es zu viele Ergebnisse gibt, gehen Sie oben auf der Seite auf “Ergebnisse nach Region filtern” und wählen Sie das Land bzw. den Staat, aus dem Ihr Dokument stammt. Auf diese Weise erhalten Sie oft eine viel kleinere Liste, in der Sie nach den Ortsnamen Ihres Vorfahren stöbern können.
Trick 5: Google, Google, Google!
Die Suchmaschine von Google kann Ihnen die Transkriptionsarbeit sehr erleichtern! Geben Sie einfach Ihre Transkriptionsvorstellung in Google ein und schauen Sie, was passiert. Wenn viele Suchergebnisse erscheinen, bedeutet dies, dass Ihre Transkription sehr wahrscheinlich richtig ist (natürlich ist es wichtig, die Ergebnisse zu lesen, um sicherzustellen, dass sie der Bedeutung Ihres Dokuments entsprechen). Wenn Sie jedoch einen oder mehrere Buchstaben falsch geschrieben haben, kann es sein, dass Google Ihnen tatsächlich das richtige Wort vorschlägt.
Nehmen wir an, Sie versuchen, den Namen einer Stadt in Österreich zu transkribieren und für Sie sieht das handgeschriebene Wort wie “Onif” aus. Geben Sie dieses in Google ein – mit der Beschreibung “Österreich” dahinter – um zu sehen, ob die Stadt wirklich existiert. Das ist das, was erscheint:
Google hat uns automatisch die richtige Transkription vorgeschlagen! Natürlich müssen Sie den Vorschlag von Google noch einmal überprüfen, um zu sehen, ob er im Kontext Ihres spezifischen Dokuments funktioniert, aber Google ist oft sehr genau in seinen Annahmen über das, was wir zu finden versuchen.
Mit diesen technischen Hilfsmitteln sollten Sie auf dem besten Weg sein, die Worte aus der Zeit Ihrer Vorfahren zu entziffern. Und wenn Sie weitere Hilfe benötigen, können Sie sich jederzeit für den Online-Kurs Reading the Old German Handwriting Online Course (“Lesen der alten deutschen Handschrift”) anmelden – unsere Studenten haben erstaunliche Ergebnisse erzielt!
Wir wünschen Ihnen viel Glück!
Katherine Schober
Wir veröffentlichen diesen Beitrag mit freundlicher Genehmigung von Katherine Schober; er erschien zuerst in englischer Sprache in ihrem Blog germanologyunlocked.com.