Online-Petition zur Freischaltung von szukajwarchiwach.gov.pl
Bis zum Oktober 2022 bot das polnische Archivportal https://www.szukajwarchiwach.gov.pl/ allen die Möglichkeit, Kirchenbücher und Standesamtsregister aus polnischen Archiven in digitaler Form einzusehen. Noch einen Monat zuvor hatte Clemens Draschba im CompGen-Blog berichtete, dass neu veröffentlichte Kirchenbücher aus Allenstein im offenen Allensteiner Indexierungsprojekt von Bernhard Ostrzinski erfasst und indexiert werden. Am vergangenen Wochenende informierte Clemens über die CompGen-Mailingliste, dass es eine Online-Petition an den zuständigen Minister gebe zur Freischaltung von szukajwarchiwach.gov.pl auch für die Nutzung von außerhalb Polens. Was war geschehen?
Seit November 2022 ist der Zugang zum Portal https://www.szukajwarchiwach.gov.pl gesperrt für Besucher aus dem Ausland. Weder polnische Staatsbürger noch andere Familienforscher, die nicht in Polen wohnen (bzw. dort ins Internet gehen) können die Seite öffnen. Möglich ist das nur noch unter Einsatz eines anonymisierten VPN-Zugangs („Virtual Private Network“), der gegen geringe Kosten den Landeszugang in Polen simuliert.
Wir als Angehörige der weltweiten Genealogen-Community setzen uns aber für die allgemeine internationale Freigabe des Zugangs ein. Daher unterstützen wir die (zum besseren Verständnis nachfolgend in deutscher Übersetzung abgedruckte) Petition an den zuständigen polnischen Minister.
Bitte unterschreibt die Online-Petition mit Eurem Namen und verhelft den Forscherfreunden, für die der Zugang zu den polnischen Archiven wichtig ist, zu einem Erfolg!
“An den
verehrten Herrn
Stellvertretenden Ministerpräsidenten Piotr Gliński
Minister für Kultur und Nationales ErbeAls Verantwortlichen für die Aktivitäten der Hauptverwaltung des Staatsarchivs und des Nationalen Digitalen Archivs wende ich mich an Sie, um Sie auf die Funktionsweise des Portals https://www.szukajwarchiwach.gov.pl/ aufmerksam zu machen, das in den letzten Wochen seine Aktivitäten praktisch eingestellt hat.
Diese Website stellt Millionen von Scans erhaltener historischer Dokumente, die zahlreiche Kriege, Brände und Diebstähle überlebt haben, in digitaler Form zur Verfügung. Obwohl diese Sammlung unvollständig ist, ermöglicht sie die Rekonstruktion der Geschichte eines ganzen Landes, lokaler Gemeinschaften und polnischer Familien. In der Zwischenzeit funktioniert das Portal seit mehreren Wochen praktisch nicht mehr. Die Abschaltung des Portals am 1. November 2022 wurde unter dem Vorwand, Reparaturarbeiten durchzuführen, von nur 4 Tage auf mehr als 3 Wochen verlängert (Datum der Wiederaktivierung am 25. November 2022), allerdings nur in Polen. Bis heute, d.h. bis zum 3. Januar 2023, sind Polen, die außerhalb des Landes leben, von der Nutzung vollständig ausgeschlossen! Aber auch innerhalb Polens kommt es immer wieder zu Störungen und Fehlern beim Betrieb dieses Dienstes.
Mehrere zehn-, wenn nicht hunderttausende Polen profitieren vom Zugang zu alten Akten, die auf szukajwarchiwach.gov.pl veröffentlicht wurden! Zahlreiche Fachleute aus verschiedenen Bereichen: Historiker, Kunsthistoriker, Architekten, Archäologen usw., die Forschungen durchführen, Veröffentlichungen und Hochschulschriften verfassen. Viele Enthusiasten der lokalen Geschichte, die auf der Grundlage des vorhandenen Archivmaterials die Geschichte ihrer kleinen Heimatgemeinden aufarbeiten, sie auf verschiedenen Internetportalen zugänglich machen und in traditioneller Form veröffentlichen, Treffen und Konferenzen organisieren, und die Gemeinden für verschiedene Aspekte der polnischen Geschichte sensibilisieren. Ein ganzes Heer von Ahnenforschern, die den Alltag, die Sorgen, die Tragödien und die Freuden studieren und eine Mikrogeschichte rekonstruieren, die Teil der Geschichte der ganzen Nation ist! Dies trägt dazu bei, Gemeinschaften zu integrieren, sich an die Vergangenheit zu erinnern, die Kultur wiederzubeleben, stolz auf die Errungenschaften der Vorfahren zu sein und eine patriotische Einstellung zu entwickeln! Sie alle blättern in tausenden von Scans in verschiedenen Sprachen, übersetzen, analysieren und interpretieren, wobei sie sich oft über die kleinsten Nuancen von Manuskripten beugen. Sie opfern ihre Freizeit und oft auch erhebliche finanzielle Mittel, um das erworbene Wissen an künftige Generationen weiterzugeben!
Ich appelliere an Sie als den für den Betrieb des Portals szukajwarchiwach.gov.pl zuständigen Minister:
- den ordnungsgemäßen Betrieb des Dienstes sowohl in Polen als auch im Ausland durchzusetzen,
- die kostenlose Nutzung der digitalisierten digitalen Ressourcen zu ermöglichen,
- die Aufstockung der Mittel für die weitere Digitalisierung von Dokumenten aus den Beständen des Staatsarchivs und anderer Archive (Stadt-, Diözesan-, Pfarr-, Privatarchive usw.) und deren kostenlose Bereitstellung!
Digitale Kopien werden unsere Geschichte und unser kulturelles Erbe bewahren. Die beste Art, sie zu bewahren, ist, sie zu digitalisieren und an die polnische Gesellschaft weiterzugeben. Durch Kriege, Brände, Überschwemmungen und den Diebstahl zahlreicher Werke haben wir bereits einen Großteil unserer jahrhundertealten Ressourcen verloren. Wir dürfen nicht zulassen, dass durch unspezifische technische Probleme, fehlende Mittel oder Unwissenheit weitere Verluste für unsere Gesellschaft entstehen!
Mit freundlichen Grüßen
( Onlinepetition )
Klaudia Orzeł”
Wie kann man die Petition unterstützen?
Um die Petition zu unterstützen muss man im rechten Teil der Website das Formular unter „Podpisz petycję“ ausfüllen.
Für Nicht-Polnisch-Sprechende hier nebenstehend eine kurze Übersetzung als Ausfüll-Hilfe.
Übrigens:
Wer mit einem anonymisierten VPN-Zugangs („Virtual Private Network“) zu den Daten im polnischen Archivportal gelangen möchten und dabei Hilfe benötigt, kann unter dem in Discourse gespiegelten Blog-Beitrag (hier der Link dorthin) nach Unterstützung fragen.
Nachtrag vom 25.2.2023: Die Webseite szukajwarchiwach.gov.pl ist wieder von Deutschland aus zugänglich.