Vorgestellt im Interview: CompGen-Vorstandsmitglied Jan Goldberg
Die CompGen-Mitgliederversammlung am 19. November 2022 hat Jan Goldberg aus Werther (Westfalen) als neuen Beisitzer im Vorstand mit der Zuständigkeit für Medien- und Vereinskontakte gewählt. In unserer Serie zur Vorstellung von neuen und verdienten „Köpfen“ im Verein für Computergenealogie e.V. (CompGen) hat die Blog-Redaktion das neue Vorstandsmitglied um ein Interview mit unseren 11 Fragen gebeten.
Über den 27jährigen Jan Michael Goldberg war hier im Blog Ende Juni 2022 schon zu erfahren, dass er an seiner Doktorarbeit schreibt und nach einem verschollenen Kirchenbuch sucht. Dafür setzte er als Belohnung das Preisgeld aus, das er Ende April für den Wissenschaftspreis der Oberlausitz bekommen hatte. In seiner Forschung nimmt er die soziale Mobilität innerhalb von Familien über einen längeren Zeitraum in den Blick. Dabei kommt sein Interesse an historischen Themen eher aus dem privaten Interesse an der Familienforschung denn aus seiner beruflichen Laufbahn: Nach einer Ausbildung als Elektroniker hat er ein Studium zum Wirtschaftsingenieur absolviert. Doch die Suche nach den eigenen Vorfahren, die Mitgliedschaft in der WGGF, im Goldberg’scher Familienverband und – seit drei Jahren – bei CompGen haben ihn ein mit der Genealogie verknüpftes Promotionsthema wählen lassen.
11 Fragen an CompGen-Vorstandsmitglied Jan Goldberg
1. Welches sind in Deiner persönlichen Biographie die drei glücklichsten Momente oder die drei bedeutendsten Ereignisse gewesen?
Ich beantworte lieber alternativ die Frage: Was war der schönster Moment in Deinem Genealogenleben?
Dazu ist meine Antwort: Einer der schönsten Forschungsmomente war es sicherlich, als ich als neues Mitglied der WGGF nichtsahnend den Band 70/71 der Beiträge zur westfälischen Familienforschung (2012/2013) zugeschickt bekam und darin in einen Artikel zum Kanoniker Rabanus Cappius (* um 1572) Teile meiner Vorfahren aufgeführt fand. Er führte ein ganz faszinierendes Leben – zerrissen zwischen der Liebe zu seiner Partnerin, mit der er zwei Töchter hatte, und der Verpflichtung, keine Ehe einzugehen. Stand heute stamme ich von ihm zwei Mal ab, über beide Töchter jeweils einmal.
2. (mit Augenzwinkern:) Zu welchem Thema aus Deinem Privatleben möchtest Du nicht befragt werden?
Familiengeschichte ist es jedenfalls nicht. 😉
3. Was siehst Du als Deine (größten) Stärken für Deine Aufgabe im CompGen-Vorstand?
Da ich sowohl umfangreiche Erfahrungen in der praktischen Arbeit mit den Quellen als auch in dem computerbasierten Umgang mit genealogischen Daten mitbringe, hoffe ich, mich kompetent einbringen zu können.
4. Wie viele Stunden pro Woche verbringst Du selbst (durchschnittlich) mit eigener Familienforschung?
Auf die letzten 12 Jahre gesehen durchschnittlich vielleicht 2–3 Stunden/Woche
5. Auch wenn Quantität nicht alles ist in der genealogischen Forschung, sage uns doch, wie viele Familienmitglieder bzw. Vorfahren hast Du bisher bei Deiner Familienforschung erfasst?
Ich habe mehr zu den Familien namens Goldberg aus Böhmen und Sachsen geforscht als zu meinen direkten Vorfahren. Meine Goldberg-Datei enthält derzeit 11.275 Personen.
6. Was konntest Du bisher über Deine Vorfahren und deren Herkunft herausfinden?
Drei Viertel westfälisches Bauernvolk, ein Viertel alle möglichen Leute aus halb Europa (von Gelderland bis Ostpreußen, von Niedersachen bis nach Ungarn)
7. Welche Person in Deiner Familie findest Du besonders beeindrucken?
Da kann ich beispielsweise meinen Ururgroßvater Karl Goldberg (1860–1943) nennen. Sein Leben beeindruckt mich in vielerlei Hinsicht. Ich habe ein Foto von ihm auf meinem Schreibtisch stehen.
8. Nenne bitte drei bis fünf Gründe, die Dich zur Übernahme der Position als Beisitzer(/in) mit der Zuständigkeit für Medien- und Vereinskontakte im Vorstand des Vereins für Computergenealogie bewogen haben.
1. Die Erkenntnis, dass viele Daten in Vereinen oder bei Privatpersonen liegen und dort nicht ihr Potenzial entfalten
2. Die Hoffnung, dass es da draußen noch viele Menschen gibt, wie (über die Medien) auf Genealogie als spannendes Hobby aufmerksam gemacht werden können
3. Georg Fertig
9. Welche wird die schwierigste und welches die schönste Aufgabe für das neue Vorstandsteam von CompGen sein?
Schwierig und schön sind keineswegs Gegensätze. Wenn’s einfach ist, ist es doch langweilig. 😉 Die schönste und schwierigste (und sehr allgemein formulierte) Aufgabe ist aus meiner Sicht, möglich viele Menschen für Genealogie zu begeistern und deren Forschung durch digitale Methoden und Daten so zu unterstützen, dass das Erkenntnisinteresse gestillt (und noch weiter angefacht) wird.
10. Welche drei „Missionen“ willst Du bis zum Ende dieser zweijährigen Amtszeit im CompGen-Vorstand als „erledigt“ abhaken?
Mir reichen erst einmal zwei Missionen:
- Vereine und Einzelpersonen dazu zu bewegen, ihre Daten in CompGen-Angeboten zur Verfügung zu stellen und diese aktiv für Ihre Arbeit zu nutzen
- Über „klassische Medien“ noch mehr Menschen auf die Genealogie im Allgemeinen und die Angebote des Vereins im Speziellen aufmerksam zu machen
11. Was sollten die Vereinsmitglieder bzw. die Blog-Leserschaft noch über Dich wissen?
Interessant ist vielleicht, dass sich die Datengrundlage für meine Doktorarbeit (VWL, Uni Halle) zu einem sehr großen Teil aus CompGen-Angeboten gespeist hat. Ohne DES, GOV und GEDBAS hätte ich meine Arbeit so nicht schreiben können. Danke also an alle, die speziell an diesen Angeboten mitwirken!
[Die Fragen stellte Redaktionsmitglied Klaus P. Graf]