Jüdische Friedhöfe in Bayern werden digital erfasst
Für die digitale Erfassung jüdischer Friedhöfe haben sich an der Universität Bamberg Prof. Dr. Mona Hess vom Lehrstuhl für Digitale Denkmaltechnologien und Dr. Susanne Talabardon, Professorin für Judaistik, mit den Informatikern vernetzt. Sie dokumentieren mit modernsten 3-D-Vermessungstechniken alte jüdische Friedhöfe und Grabsteine in Oberfranken.
Digital erfasst, entziffert und übersetzt
Mit einem Laserscanner wird zunächst eine Makroaufnahme erstellt, indem man mit einen Sensor über den Friedhof geht. Anschließend werden die einzelnen Grabsteine mehrfach aus verschiedenen Richtungen hochauflösend fotografiert und dann durch Photogrammetrie als 3-D-Bild rekonstruiert.
Die hebräischen Schriften werden am Lehrstuhl für Judaistik entziffert und übersetzt. Auch hier werden automatisierte Techniken zum Lesen untersucht. Schäden an den Grabsteinen werden ebenso erfasst und an die Restaurierungswissenschaftler und Bauforscher weitergeleitet. Damit werden auch die stilistischen und architektonischen Merkmale untersucht. Die Arbeit der Forschungsgruppe wird im Forschungsprofil „Digitales Universum“ auf der Webseite der Universität Bamberg präsentiert. Im Video „Digitale Überlieferung“ kann man die Methoden der Erfassung kennenlernen. Auch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege ist mit ähnlichen Projekten auf weiteren jüdischen Friedhöfen Bayerns tätig. Das Haus der Bayerischen Geschichte präsentiert eine Liste von Friedhöfe mit Fotos und einigen Namenslisten. (Vielen Dank an Günter Thürheimer für diesen ergänzenden Hinweis).
Denkmale jüdischen Lebens
Der Jüdische Friedhof Walsdorf im oberfränkischen Landkreis Bamberg wird erstmals 1628 urkundlich erwähnt. Er diente der Bamberger und den umliegenden jüdischen Gemeinden als Begräbnisstätte. Er befindet sich außerhalb des Ortes, einen Kilometer in Richtung Steinsdorf auf der linken Seite direkt an der Landstraße. In diesem Gebiet war der jüdische Bevölkerungsanteil in früheren Jahrhunderten sehr groß. Der Friedhof wurde im 20. Jahrhundert mehrfach geschändet.
Viele Familien- und Ahnenforscher und -forscherinnen aus der ganzen Welt sind an den jüdischen Friedhöfen in ganz Deutschland interessiert. Nachkommen suchen ihre Vorfahren. Interessengruppen z.B. in den USA und Israel entziffern die Inschriften. Auch die Mitglieder von CompGen haben sich mit Dokumentationen jüdischer Friedhöfe beschäftigt. So hat Ingo Paul eine umfangreiche Datensammlung mit ca. 450.000 Personen und 100.000 Familien aus verschiedenen Quellen als Online-Familiendatenbank “Juden im Deutschen Reich” zusammengestellt.