Vorgestellt im Interview: CompGen-Vorstandsmitglied Anorte Großkreutz
Vor gut einem Jahr waren wir – ebenso wohl wie die Vereinsmitglieder und die Leserschaft unseres CompGen-Blogs – neugierig auf die neue Führungsspitze des Vereins für Computergenealogie. Deshalb baten wir damals den neuen Vorsitzenden Professor Dr. Georg Fertig und seinen Stellvertreter Uwe Gesper um die Beantwortung von 11 Fragen, zu ihrer Biographie, ihrer eigene Familienforschung und ihren Pläne für die Vorstandsarbeit in den kommenden Jahren. Diese Vorstellung durch Beantwortung unserer 11 Fragen wollen wir nun fortsetzen, denn es gibt seit der Mitgliederversammlung am 19. November 2022 einige neue Köpfe im Vorstand bzw. neue Zuständigkeiten. Als erste stellen wir Anorte Großkreutz vor, die dort zur stellvertretenden Vorsitzenden von CompGen gewählt wurde.
Anorte Großkreutz ist keine Unbekannte im Verein, in dem sie bereits 2003 Mitglied (Mitglied Nr. 1900) wurde, und dessen Vorstand sie seit 2019 als Beisitzerin, bislang in der Funktion als stellvertretende Schriftführerin, angehört. Neben dem Engagement für das Familienanzeigen-Projekt ist sie (fast) täglich auf unserer wonder.me-Plattform als Ansprechpartnerin für Fragen anzutreffen und häufig auch an Informationsständen des Vereins bei Genealogie-Messen. Die 1959 in West-Berlin geborene Mutter von drei Kindern hat Geschichte und Kunstgeschichte studiert. Sie wohnt in Ahnsen (Niedersachsen).
11 Fragen an Anorte Großkreutz
1. Welches sind in Deiner persönlichen Biographie die drei glücklichsten Momente oder die drei bedeutendsten Ereignisse gewesen?
Eine durchtanzte Nacht auf dem Hambacher Schloss, der Fund eines weiteren Familienzweiges meines Mannes und die Fertigstellung unseres Hauses.
2. (mit Augenzwinkern:) Zu welchem Thema aus Deinem Privatleben möchtest Du nicht befragt werden?
Zu Schul- und Studiennoten.
3. Was siehst Du als Deine (größten) Stärken für Deine Aufgabe im CompGen-Vorstand?
Engagement – die Bereitschaft, Probleme aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten – Bereitschaft zu unorthodoxen Wegen – keine Angst vor Verantwortung.
4. Wie viele Stunden pro Woche verbringst Du selbst (durchschnittlich) mit eigener Familienforschung?
Da auch bei meiner Tätigkeit für das Familienanzeigen-Projekt immer etwas für die eigene Forschung abfällt, ist das schwer zu beziffern. Mit der Genealogie beschäftige ich mich aber täglich rund sechs Stunden, also mindestens vierzig Stunden pro Woche.
5. Auch wenn Quantität nicht alles ist in der genealogischen Forschung, sage uns doch, wie viele Familienmitglieder bzw. Vorfahren hast Du bisher bei Deiner Familienforschung erfasst?
Meine Datenbank umfasst rund 40.000 Personensätze, davon fast ein Zehntel zum Namen Großkreutz.
6. Was konntest Du bisher über Deine Vorfahren und deren Herkunft herausfinden?
Meine eigenen Vorfahren versanden leider ziemlich schnell, die mütterlichen im Brandenburger Sand, die väterlichen im Ostpreußischen. Bei den einen fehlen mangels Bedeutung die Quellen, bei den anderen sind die Namen so häufig, dass es keine sicheren Zuordnungen gibt.
Die väterlichen Vorfahren meines Mannes haben ihren Schwerpunkt in Pommern, kommen aber wahrscheinlich ursprünglich aus dem Harzvorland. Unter den Ahnen meiner Schwiegermutter finden sich durchaus bedeutende Personen, die auch zu einer Verbindung mit Goethe führen.
Die Vorfahren meines einen Sohnes kommen aus den nordöstlichen Vororten Berlin und sind sozusagen alle miteinander verwandt.
7. Welche Person in Deiner Familie findest Du besonders beeindrucken?
Da gibt es keine einzelne Person. Beeindruckend finde ich bei allen die Selbstverständlichkeit, mit der heute kaum vorstellbare Situationen gemeistert wurden. Bei meinem Vater denke ich da an die Kriegsgefangenschaft in Russland und das Wieder-Fuß-Fassen nach der Rückkehr; bei meiner Mutter an den täglichen Schulweg, gute 5 km, zu Fuß. Die früheren Generationen mussten sich z. B. mit Bränden, die nicht selten das ganze Dorf einäscherten, und Wetterschäden arrangieren, bei denen nicht so viel Hilfe wie heute von außen kam. Man vergleiche nur das Eifel- und Ahr-Unwetter 1910 mit dem von 2021.
Auch der frühere Umgang mit Leben und Tod ist noch nicht von so vielen Befindlichkeiten geprägt wie heute. Dass von 10 Kindern – heute auch schon unvorstellbar – vielleicht zwei das Erwachsenalter erreichten, war normal.
8. Nenne bitte drei bis fünf Gründe, die Dich zur Übernahme der Vorstandsposition als 2. Schriftführerin und nun auch als 2. Vorsitzenden im Verein für Computergenealogie bewogen haben.
Ein Verein kann nur durch gegenseitiges Geben und Nehmen funktionieren. Da ich ein kreativer Mensch bin, stehe ich gerne auf Seite des Gebenden und übernehme natürlich dabei Verantwortung für mein Handeln. Bei Problemen suche ich gerne unorthodoxe Lösungswege. Absolut nicht leiden kann ich Floskeln wie “Man sollte” und “Man müsste”, denn Klein-“Man” ist niemand und damit bleibt die Aufgabe liegen.
Die Stelle als 2. Schriftführerin bzw. als Beisitzerin mit diesem Schwerpunkt habe ich als Folge meiner Tätigkeit bei der Erfassung von Familienanzeigen bekommen. Helga [Scabell] wusste, dass ich auch gerne im Vorstand mitarbeiten würde, und so schlug sie mich vor. In den vergangenen Jahren konnte ich Einblick in die verschiedenen Ressorts gewinnen und traue mir nun zu, die Stelle als 2. Vorsitzende auszufüllen.
9. Welche wird die schwierigste und welches die schönste Aufgabe der neuen Führung von CompGen sein?
Die dringendste Aufgabe wird die übersichtliche Außendarstellung werden. Die schwierigste Aufgabe betrifft die Innenorganisation und ist sehr schwer nach außen zu kommunizieren. Die schönste Aufgabe wird jede Tätigkeit sein, da der neue Vorstand ein gut gelauntes, zielorientiertes Team bildet, in dem die Arbeit Spaß macht.
10. Welche drei „Missionen“ willst Du bis zum Ende dieser zweijährigen Amtszeit im CompGen-Vorstand als „erledigt“ abhaken?
1. Für jede Aufgabe im Vorstand und in den Projekten mindestens einen weiteren Verantwortlichen zu gewinnen.
2. Die innere Struktur von CompGen übersichtlich und nachvollziehbar aufzubauen.
3. Familienforschung in Verbindung mit Regionalforschung wie ein Spinnennetz das ganze Land überziehen zu lassen. Dazu regionale Treffen einzurichten und die Zusammenarbeit mit örtlichen Archiven und Heimatgruppen etc. zu aktivieren.
11. Was sollten die Vereinsmitglieder bzw. die Blog-Leserschaft noch über Dich wissen?
Meinen ungewöhnlichen Vornamen Anorte habe ich von einer Ururururugroßmutter. Er kommt aus dem Litauischen. Hier würde man Anna Dorothea sagen. Er taucht in unterschiedlichen Schreibweisen nicht nur häufig in alten Urkunden auf, sondern auch bei jetzt lebenden Personen.
[Die Fragen stellte Redaktionsmitglied Klaus P. Graf]