Zensus von Ungarn aus 1828 mit Transkribus indexiert
Das Ungarische Nationalarchiv in Budapest hat eine Datenbank mit den Namen von 2.845.595 Haushaltsvorständen Ungarns aus dem Jahr 1828 online gestellt. Es ist der größte Zensus, der im Königreich Ungarn einschließlich Kroatien, Slawonien, der Küstengegend und den königlichen Freistädte (mit Ausnahme von Siebenbürgen) erhoben wurde. 12.688 Dörfer und Orte wurden erfasst. Wegen der enthaltenen Namen und den wirtschaftlichen Bedingungen der Bevölkerung handelt es sich um eine wertvolle Quelle auch für die Ahnen- und Familienforschung, insbesondere weil im 18. Jahrhundert viele Familien aus Deutschland als Kolonisten nach Ungarn ausgewandert und im Zensus zu finden sind.
Mit Gesetz VII/1827 wurde wegen der geplanten Neuorganisation des Steuersystems in Ungarn angeordnet, die gesamte Bevölkerung zu erfassen, die besteuert wird. Ausgenommen waren der Adel, ihre Beamten und Bediensteten auf deren Gütern, Geistliche und Priester, königliche Beamte, Leibeigene, Bergleute, Honoratioren (Richter, Notare, Staatsanwälte, Schatzmeister, Ärzte, Chirurgen, Apotheker, Drucker, usw.), Wehrpflichtige und entlassene Soldaten.
Europäisches Projekt
Mit Unterstützung durch das internationale Projekts European Digital Treasures wurde die Transkribus-Software zur automatischen Handschriften-Erkennung der Personennamen mit 314 ausgewählten Seiten (von insgesamt fast 200.000 Seiten) von Freiwilligen trainiert, um die unterschiedlichen Handschriften lesen zu lernen. Innerhalb eines Monats wurden die bereits automatisch segmentierten Seiten bearbeitet. Zwei Archivare halfen bei der Transkription und bei technischen Fragen, ein weiterer Spezialist prüfte die Transkriptionen.
Leider sind die Beschreibungen auf den Webseiten nur in Ungarisch zu sehen. Sie können diese Sprache nicht? Für das erste Kennenlernen hilft der automatische Übersetzer Deepl.com. Die App kann man in seinem Firefox-Browser kostenlos integrieren. Oder man lässt sich die Texte von Google übersetzen. Die ungarische Informationsseite ist dann leichter zu verstehen. Zur Suche nach Namen geht es mit “Keresés“.
Der Inhalt der Zensus-Listen
Die Formulare der Zensus-Tabellen sind in lateinischer Sprache gedruckt und enthalten auf jeweils zwei Doppelseiten in 14 Spalten handschriftliche Angaben zu:
- den Name und Vornamen der steuerpflichtigen Person,
- die Anzahl der Familienmitglieder beiderlei Geschlechts im Alter von 16 bis 60 Jahren,
- darunter: z.B. Honoratioren, Bürger, Siedler, Brüder, Söhne, Töchter, Bedienstete, Handwerker, Kaufleute,
- die Anzahl der steuerpflichtigen Häuser und die dafür in Rheinischen Gulden und Kreuzern gezahlte Steuern,
- die Größe der inneren Parzellen in Quadratklafter (= ca. 3,6 m²) und den Wert eines Quadratklafters in Rheinischen Gulden und Kreuzern,
- weitere Angaben zu: Getreideernte, Wiesen, Weingärten, Obstgärten, Vieh, Größe der Wälder und deren Ertrag und Bemerkungen.
Automatisch transkribierte Namen
Die bereits früher digitalisierten Originaldokumente der Zensuslisten sind in lateinischer Sprache verfasst. Sie sind nach den Komitaten (Verwaltungsbezirke) und darunter nach den Orten sortiert. Als Beispiel ist ein Ausschnitt aus der ersten Tabelle für den Ort Cikó (alte Schreibweise Cziko, in der Datenbank Czike) gewählt – eines der vielen deutschen Dörfer im Komitat Tolna. Rechts sind die automatisch transkribierten Namen zu sehen, die Gesamt-Konfidenz (Korrektheit) wurde mit 97 % angegeben.
Geht man mit der Maus über die Namen auf der Originalseite, so werden oft mehrere Namensschreibweisen mit unterschiedlicher Konfidenz angezeigt. Die Schwierigkeit bei der Namenschreibweise rührt auch daher, dass ungarische Beamten die Namen der Siedler so geschrieben haben, wie die Namensträger sie in ihrem Dialekt ausgesprochen haben. So wird aus dem gesprochenen Reder (siehe auch Online-OFB Cikó) ein Röder und im obigen Beispiel falsch transkribiert als Roder. Auf der Beispielseite sind weitere Namen falsch transkribiert: Schäffer – Schaffer, Kinszler – Küszler, Gaád – Jand.