Deutsche Vereine beim schwedischen Genealogentag in Skövde
Bereits zum vierten Mal nahmen deutsche Vereine unter der Organisation der DAGV am schwedischen Genealogentag in Skövde am 20. und 21. August 2022 teil. In diesem Jahr folgten die AGoFF, die AGT, die AMF, CompGen, die DAGV, die G-gruppen, Die Maus, der Verein für Familienforschung Lübeck und der VFFOW der Einladung der Forscherfreunde aus Schweden und gestalteten einen der größeren Vereinsstände in der dortigen Arena.
Skövde liegt heute in Västra Götaland, früher in der Provinz Skaraborg, und hat einen sehr aktiven genealogischen Verein, welcher bereits für 2020 die Veranstaltung organisiert hatte. Leider fiel diese seinerzeit den Corona-Einschränkungen zum Opfer. Nachdem 2021 auch der Genealogentag in Göteborg abgesagt bzw. lediglich digital ausgerichtet werden durfte, konnten uns nun die Forscherfreunde nach drei Jahren wieder persönlich mit ihren zahlreichen Fragen und toten Punkten löchern.
Unser von drei Seiten zugänglicher Stand ermöglichte eine leichte Betreuung der Fragesteller, die von 9 bis 17 Uhr am Samstag und von 9 bis 16 Uhr am Sonntag beinahe pausenlos alle Standmitglieder in Anspruch nahmen. Die breite geographische Aufstellung des deutschen Standes ließ wenige Fragen unbeantwortet, teilweise konnten mittels unserer Standardportale bereits Genealogien anhandgegeben oder weitere Wege für die heimische Forschungsumgebung geöffnet werden. Auch verwiesen wir auf regionale Vereine oder die Anfragestelle der DAGV, um plötzlich aufgekommene und unkonkrete Fragen später zu einem konkreten Ergebnis führen zu lassen.
“Vom Wikinger zum Soldaten”
Das Thema des Genealogentages war “vom Wikinger zum Soldaten” und nahm Bezug auf die Regionalgeschichte. Die dortigen Wikinger wurden christianisiert und es entstand eine Wallfahrtskirche für die Heilige Helena (St. Elin). Danach war Skövde eine eher unbedeutende landwirtschaftlich geprägte Stadt. Erst im 19. Jahrhundert mit dem Bau der Bahnlinie Göteborg-Stockholm begann eine wirtschaftlich prosperiende Zeit. Auch wurden mehrere Regimenter sowie Industriezweige daselbst angesiedelt, was im 20. Jahrhundert zu weiterem Wachstum sowie der Einrichtung einer Hochschule führte.
Die Vortragsreihen unterschieden sich in ihrer Ausrichtung nicht viel von den deutschen Genealogentagen und waren zu einem Teil mit Standardthemen wie Adel, DNA und Auslandsforschung besetzt. Wie in Tapfheim auch hat man sich danach an der Regionalgeschichte orientiert und mehrere Vorträge zu Wikingern und Soldaten präsentiert sowie eine paar szenebekannte Redner für genealogieübergreifende Themen angeheuert. Trotz der Vielzahl an regionalen Themen wurde die Arena von Gästen aus allen Landesteilen gut besucht und es kam zu den üblichen Stauungen vor den Hörsälen. Gemurre um Entfernungen oder die Vortragsauswahl, wie wir dies in Deutschland gewohnt sind, gab es nicht, sondern ausnahmslos Lob für die vorbildliche Organisation und die zahlreichen Helfer des Skövder Vereins.
Breites Spektrum der Ausstellungsstände
Nicht zu unterschätzen ist die mit dem Genealogentag verbundene Messe, in deren Mitte sich der deutsche Stand befand; neben großen Anbietern wie Familysearch, Ancestry oder ArkivDigital fand sich ein breites Potpourri aus Heimatvereinen, schwedischen Vereinigungen vom Dachverband bis zum kleinen Inselverein. Sehr umlagert waren auch die verschiedenen Stände zur DNA-Forschung, deren Spezialisierung man nicht jedem Stand ansah und deren Zweck wohl noch Nachfragen bedurft haben.
Die Bedeutung, die das Thema in Schweden hat, ist enorm und stets gibt es neue Erfolgsmeldungen durch diese Forschungsmethode. So kam auch ein dänischstämmiger Besucher bei uns vorbei, der uns bereits 2019 in Borås um Hilfe bei der Suche nach seinem deutschen Vater bat, welcher als Soldat im Dänemark stationiert war. Leider ist beim Fehlen jedweder Informationen kaum eine seriöse Hilfe möglich. Nach einigen Schreiben in den letzten Jahren bezüglich weiterer Möglichkeiten kam er nun freudestrahlend zu uns und berichtete, dass er seine deutsche Familie mittels DNA-Forschung ermittelt habe. Leider fiel sein vermutlicher Vater noch kurz vor Kriegsende, aber eine Tante solle da noch sein, zu deren Auffindung er gleich Kontakt nach Flensburg vermittelt bekam, da dieser an unserem Stand saß. Solch positive Rückmeldungen sind die Belohnung für unsere Messetätigkeit der letzten Jahre in Schweden.
Im kommenden Jahr 2023 trifft man sich im mittelschwedischen Östersund. Einige Standmitglieder signalisierten bereits Interesse, obwohl die Pkw-Anfahrt von der Südküste mit 12 Stunden nicht gerade die kürzeste ist. Das Jahr 2024 hingegen ist für uns sehr angenehm, wird der Genealogentag doch mit Malmö grenznah stattfinden.
Christian Kirchner