DES-Projekt Hochschulschriften: Jahrgänge VIII und IX in der Erfassung – Fokus Heidelberg
Seit dem 6. Dezember läuft das DES-Projekt Hochschulschriften in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb in München (der CompGen-Blog berichtete). Dies ist der sechste Teil der Serie – mit einem Fokus auf eine neue Fakultät in Heidelberg.
Auch während der sehr heißen Sommermonate wurde das Projekt Hochschulschriften fleißig vorangetrieben. Es sind nun die ersten sieben Jahrgänge sowie derjenige für 1917 (das Pilotprojekt) abgeschlossen. Im ersten Jahrgang fanden wir knapp 1.500 Dissertationen und 23 Habilitationen (nebst einer Handvoll Thesen). In den letzten drei Jahrgängen haben sich diese Zahlen auf jeweils etwa 2.000 Dissertationen und um die 40 Habilitationen stabilisiert.
Nun befinden sich die Jahrgänge VIII und IX für den Zeitraum 15. August 1892 bis 14. August 1894 neu in der Erfassung bzw. Korrektur.
Erstmals neue Fakultät verzeichnet
Von alters her gab es nur vier Fakultäten an Universitäten. Die theologische, die juristische und die medizinische Fakultäten bildeten jeweils für die entsprechenden Berufe aus. Unter diesen drei höheren Fakultäten stand die “Artistenfakultät”. Sie musste als Vor-Bildung für die anderen Fakultäten durchlaufen werden, da sie die sieben freien Künste (lat.: septem artes liberales) gelehrt hat.
Im Zeitalter der Aufklärung setzt sich zudem der Begriff “Philosophische Fakultät” durch. Weil der Themenbereich der anderen drei Fakultäten klar umrissen ist, fächert sich nur die philosophische Fakultät immer weiter auf. Beispielsweise entwickelt sich die Grammatik, eine der sieben freien Künste, in die klassischen Philologien (Latein, Griechisch, Hebräisch). Letztlich werden alle neuen Fachbereiche, wie Physik, Archäologie oder Wirtschaftswissenschaften, anfangs in der philosophischen Fakultät gelehrt – weil woanders kein Platz dafür war.
Erstmals erleben wir in den Hochschulschriften 1890 in Heidelberg die Einführung einer weiteren, neuen Fakultät, nämlich der naturwissenschaftlich-mathematischen Fakultät. Zu diesem Zeitpunkt fahren fast alle Universitäten Deutschlands noch das 4-Fakultäten-Modell.
Nutzen der DES-Projekt Hochschulschriften
Mit unseren Listen wird sich einst eine erschöpfende Übersicht von Fakultätsgründungen erstellen lassen. So könnten wir z.B. untersuchen, ab wann die Trennung von Fakultäten sinnvoll ist. Dieses Wissen könnte bei künftigen Neuentstehungen von Disziplinen (z.B. der Informatik) hilfreich sein.
Unter den ersten 30 Doktoren finden wir den Zoologen Raphael Slidell von Erlanger, den Elektrochemiker Paul Askenasy und den Physiker Gustav Mie. Askenasy wieder ein trauriger Fall, da die Nationalsozialisten ihn 1933 wegen seines jüdischen Glaubens aus dem Amt gedrängt haben.
Weitere Mitwirkende bei der Datenüberprüfung und -eingabe im DES-Projekt Hochschulschriften sind herzlich willkommen!
Informationen dazu findet man hier im GenWiki.