Altes Kirchenbuch gesucht: 700 Euro Finderlohn!
Viele Wochen hat Jan Michael Goldberg über den alten Großschönauer Kirchenbüchern gehangen. Für seine Doktorarbeit hat das CompGen-Mitglied die Tauf-, Trau- und Beerdigungsdaten tausender Personen aus der Gemeinde im heutigen Landkreis Görlitz ausgewertet. Denn bevor 1876 im Königreich Sachsen die Personenstandsurkunden eingeführt wurden, waren es diese kirchlichen Register, in denen die wesentlichen Lebensereignisse einer Person dokumentiert wurden. Anders als in den umliegenden Gemeinden fangen die vorhandenen Kirchenbücher in Großschönau jedoch erst im Jahr 1706 an, also vergleichsweise spät. In Bertsdorf und Seifhennersdorf setzen die Bücher beispielsweise rund 100 Jahre früher ein. Ein verschollenes altes Kirchenbuch wird deshalb nun gesucht und Jan Michael Goldberg bietet dafür 700 Euro Finderlohn.
Dass es auch in Großschönau mal ältere Aufzeichnungen gab ist wahrscheinlich: Der Zittauer Karl Fritz Engelmann notiert in den 1890er Jahren, dass das älteste Kirchenbuch Großschönaus bereits 1618 begann. Es soll am 11. April 1799 auf „rähtselhafte Weise“ verschwunden sein. Nämlich dann, als der damalige Pastor Christian Friedrich Richter (1748–1818) von seinem Amt entbunden wurde, und alle seine Gegenstände zwei Tage lange unter freiem Himmel standen. Engelmann hält es für wahrscheinlich, dass das Kirchenbuch hierbei entwendet worden ist. Eine andere damalige Theorie bestand darin, dass der scheidende Pastor das Buch absichtlich vernichtet habe.
Preisgeld als Finderlohn für altes Kirchenbuch
Für Goldbergs Forschung, in der er die soziale Mobilität über einen langen Zeitraum in den Blick nimmt, ist dieser Verlust ein schwer überbrückbares Hindernis. Es führt dazu, dass viele Familien nicht miteinander verknüpft werden können. Er hat die Hoffnung, dass es 1799 tatsächlich entwendet wurde – und wiedergefunden werden kann.
Darum lobt der 27-Jährige nun 700 Euro für die Person aus, die das Buch findet und zum Großschönauer Pfarramt bringt. Die Summe entspricht genau dem Preisgeld, das Goldberg Ende April für den Wissenschaftspreis der Oberlausitz bekam. „Wer das Buch zurückbringt, dem wird große Dankbarkeit zuteil. Die 700 Euro sollen als zusätzlicher Anreiz dienen, mal auf dem Dachboden nachzusehen, ob das Buch dort nicht noch schlummert. Es kann auch sein, dass das Buch einen Weg in die umliegenden Orte gefunden hat“, gibt sich Goldberg optimistisch.