Qualitätssicherung für das Geschichtliche Ortsverzeichnis (GOV)
Das CompGen-Mitglied Jörg Schnadt ist einer der Experten, die sich um die Ergänzungen und Qualitätssicherung im Geschichtlichen Ortsverzeichnis (GOV) bemüht, in Workshops informiert und um Mitarbeit wirbt. Lesen Sie hier seinen Arbeitsbericht über die Verbesserungen bei den Pfarreien der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens. Von ihm kann man das jüngste Video zum GOV auf unserem Kanal „CompGen regional“ anschauen.
In den letzten Monaten wurde in den einschlägigen Mailinglisten über Wege zur Qualitätssicherung für das Geschichtliche Ortsverzeichnis (GOV) diskutiert. Einig war man sich, dass die Qualität des GOV verbessert werden muss. Mir ist allerdings nur ein Projekt in Böhmen bekannt, in dem durch systematische Bearbeitung der Daten die Qualität derzeit verbessert wird. Dabei ist den kundigen Bearbeitern klar, wo man ansetzen kann, da viele Probleme bekannt sind:
- die mangelnde Trennung von Verwaltung und Siedlung, die zu einem unzulässigen Wechsel von Gemeinde zu Wohnplatz führt,
- die Gemeinden, die keine Elternobjekte haben,
- die Siedlungsobjekte, die keine Koordinaten haben,
- die Mängel, die in den verschiedenen Abhängigkeiten von Kirche zu Kirchspiel und zum Kirchdorf bestehen,
- die Bearbeitung der Mehrfachkennungen im GenWiki.
Kirchen ohne Koordinaten und Quellenangaben
Es sind viele Kirchen im GOV enthalten, bei denen nur der Name in Form des Ortsnamens enthalten ist. Es ist weder ein Standort zu ermitteln noch ist die Zugehörigkeit zu einem Kirchenkreis durch Quellen nachgewiesen. Gerade bei ausländischen Kirchen ist es praktisch unmöglich, die Daten zu ergänzen. Man kann nur vermuten, dass es die Kirche gibt, aber ohne Ortskenntnisse sind die Kirchen nicht zu finden.
Die lutherische Kirche Sachsens ist ein Beispiel für GOV-Eintragungen ohne Quellen. Während meiner Familienforschung im Vogtland im Jahr 2008 ist mir schon aufgefallen, dass viele Eintragungen doppelt waren. Ich hatte aber keine Quellen anhand deren ich die (Un-)Richtigkeit der Daten überprüfen konnte. Die Auswertung kirchlicher Amtsblätter schien mir zu aufwendig.
Beispiel für bessere Qualität im GOV
Glücklicherweise fand ich im Netz das Sächsische Pfarrerbuch von Pfarrer a.D. Reinhold Grünberg aus Freiberg. Es beschreibt die Parochien und Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens von 1539 bis 1939 mit Stand 1940. Damit hatte ich eine vollständige Liste der Kirchorte und ihrer Kirchenkreise zum damaligen Zeitpunkt. Die setzte ich mit einer Excel-Liste in Vergleich zum Bestand im GOV. Es ergaben sich 1173 Datensätze, die mit dem GOV-Datenbestand nach Sortierung bezüglich der Quellen, der Kirchenkreise und möglicher Dubletten abgeglichen wurden. Für diese Vorbereitung benötigte ich gut einen Monat. Danach erfolgte die Eingabe (Ergänzung) der Kirchspiele und Kirchen von A bis Z.
Dabei wurden die Kirchspiele und Kirchen bezüglich der Quelle ergänzt, abweichende Kirchenkreise aus der Quelle hinzugefügt, jüngere Kirchen, soweit vorhanden, mit einbezogen. Der jeweilige Standort der Kirchen wurde anhand von Kartenmaterial und Luftbildern ermittelt und durch Koordinaten ergänzt. Da eine Beziehung zwischen Kirche, Kirchspiel und Ort durch die Syntax „steht in Ort“ und „repräsentiert Kirchspiel“ bestehen soll, wurde diese Beziehungen ergänzt. Dabei ergab sich der positive Nebeneffekt, dass die fehlerhaften Wechsel von „Gemeinde“ zum „Wohnplatz“ bei den Kirchorten beseitigt werden mussten. Insgesamt wurden 132 Eintragungen von Kirchspielen wegen Doppelungen verschmolzen, falsche Zuordnungen aufgelöst, z.T. unverständliche Abkürzungen, z.B. „H.-E.“ in „Hohenstein-Ernstthal“, geändert und orthografische Fehler, z.B „Greitzsch“ statt „Groitzsch“ beseitigt. Die gesamte Bearbeitung hat ca. sechs Monate gedauert.
Was wurde nicht ergänzt? Die Quelle hat den Bearbeitungsstand von 1940 für die Kirchspiele. Es fehlen daher die organisatorischen Veränderungen nach dieser Zeit, insbesondere die umfangreichen Zusammenfassungen der Kirchspiele durch den Mitgliederschwund. Das Ziel der Qualitätsverbesserung ist hier dennoch erreicht.