Backup für das kulturelle Erbe der Ukraine
Der Angriffskrieg Putins tötet in der Ukraine Menschen, zerstört ihre Häuser und kulturelle Einrichtungen. Viele befürchten, dass damit das kulturelle Erbe der Ukraine in Gefahr ist zu verschwinden. Und auch einige Museen und Archive haben neben Bauwerken und Sammlungen bereits ihre Webseiten und Server verloren, die zur Langzeitarchivierung dienen – auch von Dokumenten für die genealogische Forschung. Damit es durch die Kriegseinwirkung nicht verschwindet, gibt es nun ein Backup für das kulturelle Erbe der Ukraine.
Dafür hat sich eine Gruppe von Kulturerbe-Fachleuten – Bibliothekare, Archivare, Forscher, Programmierer – zusammengeschlossen, um gefährdete Webseiten und digitale Inhalte der kulturellen Institutionen in der Ukraine zu sichern und zu retten. Das Projekt „Saving Ukrainian Cultural Heritage Online” (SUCHO) wird von diesen Administratoren koordiniert:
- Quinn Dombrowski, Stanford University
- Anna E. Kijas, Tufts University
- Sebastian Majstorovic, Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage (ACDH-CH)
Wie wird das kulturelle Erbe der Ukraine gesichert
Im Projekt haben sich rund 1.000 Freiwillige aus der ganzen Welt zusammengefunden, die über 1.500 ukrainische Museums- und Bibliothekswebseiten, digitale Ausstellungen, Texte und Open-Access-Veröffentlichungen in Datensicherungen gespeichert haben. Die ukrainischen Institutionen haben unmittelbar nach Beginn der russischen Invasion ihre Webseiten an die Wayback-Machine des Internetarchivs übermittelt. Dabei wird aber meist nur die Startseite gespeichert und nicht die umfangreichen digitalen Sammlungen und Multimedia-Bestände.
SUCHO verfolgt daher nun das Ziel einer vollständigen Speicherung in einer Internet-Archivsammlung mit der Wayback-Machine, dem Browsertrix Crawler, oder mit der Open-Source-Software WebRecorder.net von Ilya Kreymer. Dies sei das beste Webarchivierungswerkzeug, denn dabei werden auch z.B. komplexe virtuelle 3D-Präsentationen, Bilder und PDF-Dokumente gespeichert.
Eine weitere Organisation, die Regierungswebseiten und andere Seiten mit der Endung “.ua” speichert, ist ArchiveTeam.
Was schon im Backup gesichert ist
Auf der SUCHO-Seite kann man sehen, welche Webseiten bereits archiviert sind. Darunter sind auch zahlreiche für die jüdische Familienforschung wichtige Seiten aus der Ukraine.
Hier nur eine Auswahl:
- Gesher Galicia mit Archivmaterial zu Juden in Galizien
- Jüdische Dokumente, gescannt von Alex Krakowsky
- JewishGen Ukraine
- Rohatyn Jewish Heritage
- MyShtetl: Jüdische Städte
- Geschichte der jüdischen Gemeinden
- Einwohner von Kremenchug und Umgebung
- Museum für Geschichte und Kultur der Juden in Czernowitz
- Judaica Ukraina
- Jüdische Genealogie-Datenbank von Nadia Lipes
- Museum der Geschichte der Juden und des Holocaust
- Zentrum für Stadtgeschichte mit vielen Medien
- Historisches Museum in Kiew
- Schätze des Nationalmuseums der Ukraine
- Museum des „Lytschakiwski Friedhofs“ von 1786 in Lviv/Lemberg
In einer umfangreichen Tabelle bei SUCHO sind die gemeldeten Links und ihr Status der Archivierung aufgelistet.
Freiwillige können weitere Links zur Archivierung einsenden. Es gibt Tipps und Hilfsmittel für die Archivierung.