Russlanddeutsche Familienforschung: Ein Genealogie-Seminar mit Peter Aifeld
Im Rahmen der Russlanddeutschen Kulturtage 2021 der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland in Nordrhein-Westfalen referierte Peter Aifeld aus Würzburg im Online-Seminar am 15.11.2021 über “Russlanddeutsche Ahnenforschung”. Der Vortrag auf der ZOOM-Plattform wurde auf Facebook gestreamt.
In seinem sehr gut strukturierten Vortrag hat Peter Aifeld die Wege seiner Ahnenforschung anhand dieser Standardfragen beschrieben:
- Wer bin ich? Was weiß ich über meine Familie? Wo kommen meine Ahnen her?
- Welche Unterlagen befinden sich noch in Familienbesitz?
- An wen kann ich mich wenden, wenn ich nicht weiterkomme?
- Wann sind die Vorfahren ausgewandert? Wie finde ich den Ursprungsort in Deutschland?
Die Großmutter gehörte zu den Wolgadeutschen
Ausgangspunkt seiner Forschung war der Wunsch, seinen Familiennamen auf die deutsche Schreibweise Eifeld ändern zu wollen. Dazu musste er Quellen liefern, was ihm zunächst nicht gelang. Die Forschung nach den Vorfahren der Großmutter mütterlicherseits, Emma Geier, bei den Wolgadeutschen war leichter, es gab Bilder und Aufzeichnungen in der Familie. Eine kurze Darstellung der Einwanderung nach Russland und der Ansiedlungsorte ab 1763 fehlte nicht. Er konnte die Erstsiedlerliste von Dobrinka, Volkszählungsdaten, Familienlisten und Kirchenbücher des 19. Jahrhunderts zeigen. Auch die Deportationen 1941 sind dokumentiert. Aus den vorhandenen Quellen konnte Aifeld die Familien von der Gründung der Siedlungen bis zur Auflösung 1941 lückenlos dokumentieren. Aus den Unterlagen entsteht nun ein Ortsfamilienbuch Dobrinka 1764–1941.
Der Großvater stammte aus den Planer Kolonien/Ukraine
Beim Vater seines Großvater Peter Aifeld gab es erst einen Durchbruch durch die russischen Verlustlisten des Ersten Weltkrieges. Der Urgroßvater starb 1917 in Taganrog, aber ein Verwandter mit Namen Eichwald ist gefallen. Damit war die Herkunft aus der Belowescher Kolonie Kreschatten nachzuweisen. Die Vorfahren wanderten nach 1818 als preußische Kolonisten ins Gebiet Jekaterinoslaw und weiter in die Planer Kolonien im Süden der heutigen Ukraine. Mit Hilfe von Forschern vor Ort hat er viele Urkunden aus der Ukraine beschaffen können. Er bekam Kontakte zu kanadischen Forschern. Er gründete die Facebook-Gruppe “Planer Kolonien bei Mariupol” und beschaffte komplette Kirchenbücher, Volkszählungen, Seelenregister und mehr. 632 Mitglieder aus aller Welt finanzieren das Projekt, übersetzen die Texte und erstellen Datenbanken. Ein weiterer Verein Taurien e.V. hat für die Deutschen aus der Krim ein vergleichbares Projekt zur Ahnenforschung ins Leben gerufen.
Zum Schluss geht Aifeld auch auf die DNA als Hilfsmittel für die Ahnenforschung ein. Er hat seine ganze Familie testen lassen. Er bekam dadurch Kontakte zur weiteren Verwandten in Kanada. Er zeigte die Nutzungsmöglichkeiten des Chromosomenbrowsers und der Triangulation. Durch einen Match konnte er die Eltern eines Urgroßvaters nachweisen.
Das Video kann im Videokanal der russlanddeutschen Landsmannschaft auf https://www.youtube.com/watch?v=zqWF4TDBrBo noch einmal angeschaut werden.
Zum Referenten
Peter Aifeld, geboren 1991 in Ajagös, Kasachstan, hat seinen Bachelor-Abschluss in Geschichte mit einer Arbeit über die “Planer Kolonien” an der Universität Würzburg gemacht. Er setzt sein Masterstudium nun im Fach Cultural Landscapes fort. Seine Forschungsgebiete sind die Wolgadeutschen (Dobrinka, Galka), Belowescher Kolonien (Tschernigow) und die Planer Kolonien bei Mariupol (Ukraine).
Im CompGen-Blog des Vereins für Computergenealogie berichteten wir bereits über Peter Aifeld. Er ist auch der Autor des Artikels “Ahnenforschung zwischen Erinnerung & Innovation” in der Zeitschrift COMPUTERGENEALOGIE 3/2021 des Vereins für Computergenealogie.