„Unsere Archive“ Nr. 66/2021 aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland
Wie im vergangenen Jahr haben wir uns das aktuelle Jahresheft Nr. 66/2021 „Unsere Archive”, Mitteilungen aus den rheinland-pfälzischen und saarländischen Landesarchive, zum Lesen heruntergeladen.
Titelthema des Heftes ist: „Demokratie und Wahlen” . Vom Hambacher Fest 1832 über die St. Wendeler Wählerlisten von 1919 und die Verfassung von Rheinland-Pfalz 1947 bis zu heutigen Demokratieerfahrungen reicht die Palette der Artikel in diesem Abschnitt.
Im Abschnitt „Neu entdeckt” gibt es Einblicke in die Tätigkeit der „NS-Ehrengerichte” der Volksdeutschen Bewegung in Luxemburg (Bestand 662,001 LHA Koblenz) und ein Bericht über die Pläne zur Umnutzung der ehemaligen Hachenburger Synagoge von 1897 zum „Luftschutzhaus” 1939, die – wie viele andere – am 9. November 1938 verwüstet, aber nicht abgebrannt wurde, weil die Nachbarhäuser eng angebaut waren. Das Haus wurde für 150 RM „angekauft” und zum „Luftschutzhaus” umgewidmet. 1953 erwarb eine Privatperson das Gebäude, heute ziert eine Gedenktafel das Haus mit Modegeschäft. Ein weiterer Artikel ist auf den Spuren des „Hygiene-Pioniers” Johann Peter Frank (1745–1821) aus Rodalben im Landesarchiv Speyer. Er gilt als Begründer der öffentlichen Hygiene.
„Aus der Archivarbeit” gibt es die Information über die Corona-Förderung für die Digitalisierung eines Teils des Provinzarchivs Mainz des Karmelitenordens, der nun mit 4.000 Digitalisaten im Archivportal Findbuch.net zu finden ist. Im Kapitel „Blick von außen” berichtet Matthias Lang aus Diez über die Arbeit für die Verlegung von Stolpersteinen in seiner Stadt und die Forschungen dazu im Landeshauptarchiv Koblenz. In einem englischsprachigen Beitrag eines Forscherehepaars aus Kanada wird die Unterstützung des Landesarchivs Speyer bei der Suche nach Akten zu den Holocaust-Opfern Carl Rosenberg (1864–1942) und dessen Frau Thekla Proskauer (1880–1942) beschrieben.
Archive im Wandel
Im Kapitel „Archive im Wandel” wird noch einmal der virtuelle Lesesaal „APERTUS” mit der Pressekonferenz (wir berichteten hier darüber) und dem Imagefilm vorgestellt. Die Suchmöglichkeit erstreckt sich dort über das analoge und digitale Archivgut des Landeshauptarchivs Koblenz, des Landesarchivs Speyer, des Stadtarchivs Neuwied sowie der Vertragskommunen des Landes Rheinland-Pfalz, einschließlich des Personenstandsarchivs und der Auswandererdatenbank.
Redaktioneller Exkurs: APERTUS, der virtuelle Lesesaal Gesucht werden kann über alle Bestände dieser Institutionen. Das virtuelle Archiv enthält alle digitalisierten Bestände, die uneingeschränkt benutzbar sind. Von besonderem Interesse für die Familienforschung sind natürlich die beiden Bestände des Personenstandsarchiv Koblenz mit den Urkundenregistern ab 1792 bis zum jeweiligen Ende der Befristung (Geburten 100 Jahre, Heiraten 80 Jahr und Sterbefälle 30 Jahre). Hier gibt es eine Beständeübersicht, geordnet nach den heutigen Städten und Landkreisen. Sucht man in APERTUS nach Standesamtsurkunden, so findet man – im Bestand 656 die Personenstandsregister, Dezennaltabellen und Kirchenbücher (keineswegs vollständig) und im – im Bestand 657 die Zweitschriften von Personenstandsregistern (auch diese sind unvollständig) Die vorhandenen Digitalisate kann man für jede Bestands-Nummer als PDF komplett herunterladen. Die Auswandererdatenbank basiert schwerpunktmäßig auf der Auswertung von Quellen zur Amerika-Auswanderung in der Zeit von 1815 bis 1914. Auch diese Quellen sind noch nicht vollständig ausgewertet. Bisher sind über 56.000 Datensätze erfasst. Ausgewertet werden nur die Unterlagen zur Auswanderung aus Bayern, da mit den „Auswanderer-Nachweisen“ des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt zur gesetzlichen Auswanderung aus dem Großherzogtum Hessen-Darmstadt und damit auch für (das heute rheinland-pfälzische) Rheinhessen gesucht werden kann. |
Noch im Heft 66/2021
Eine weitere interessante Quelle ist die „Online-Kartensammlung Hellwig” mit 900 historischen Karten aus dem 16. bis 19. Jahrhundert mit dem Schwerpunkt der Großregion Saar-Lor-Lux. Diese Sammlung wurde bei Wikipedia-Commons untergebracht.
In den beiden letzten Abschnitten wird über die Wanderausstellung „Der gescheiterte Friede. Die Besatzungszeit 1918–1930 im heutigen Rheinland-Pfalz” und über ein Forschungsprojekt „NS-Justiz im Saarland 1935–1945″ berichtet. Den Abschluss bilden Personalnachrichten und Buchhinweise z.B. über das jüdische Leben im Raum Koblenz.