Ortsfamilienbücher – was ist das und wo ich sie finde
In den letzten Jahrzehnten sind Ortsfamilienbücher zu einem wichtigen Bestandteil in der Genealogie für die forschenden Personen geworden. Ortsfamilienbücher haben den Vorteil, dass sie bei der Ermittlung von Vorfahren für einen bestimmten Ort helfen können. Dieser Beitrag soll einen Überblick geben, welche Informationsquellen es zu Ortsfamilienbüchern gibt.
Voraussichtliche Lesedauer: 8 Minuten
Was ist ein Ortsfamilienbuch?
Ein Ortsfamilienbuch enthält die genealogischen Daten und Ereignisse aller früheren Familien und Personen aus einem bestimmten Ort, die dort gelebt haben; sei es nur für wenige Jahre oder einige Jahrzehnte. Die enthaltenen genealogischen Daten und Ereignisse sind in der Regel die Geburts-, Tauf-, Heirats-, Sterbe- und Begräbnisdaten. Aber auch Angaben zu Berufen, Religion, Todesursachen, Besitzverhältnisse oder frühere Wohnanschriften können Teil des Buchs sein. Das Ortsfamilienbuch listet dabei nicht nur die Personen und Familien (mit dem Nachnamen) alphabetisch aufsteigend sortiert auf, sondern verknüpft auch durch Nummerierungen die einzelnen Personen und Familienmitglieder, die zueinander genealogisch in Verbindung stehen, z. B. Eltern ⇿ Kind oder Ehemann ⇿ Ehefrau.
Der Ort bzw. das Gebiet, das ein Ortsfamilienbuch abdeckt, ist ebenfalls sehr variabel. Es kann ein Stadtteil sein, ein Dorf, eine Stadt, ein Kirchspiel, eine Gemeinde oder sogar größere Teile einer Provinz. Je nach Quellen können aber auch nur Teile eines bestimmten Gebiets als Ortsfamilienbuchs veröffentlicht worden sein. Das tritt in der Regel auf, wenn Kirchspiele als Quellengrundlage dienen. Denn in manchen Städten wirken gleichzeitig 2 oder gar 3 Kirchspiele verschiedener christlicher Konfessionen zusammen, z. B. katholisch und evangelisch. Dann kann es sein, dass Ortsfamilienbuchautoren nur ein bestimmtes Kirchspiel für ihre Arbeit berücksichtigt haben.
Der zeitliche Aspekt eines Ortsfamilienbuchs ist je nach Ort und den zugrunde liegenden Quellen ebenfalls sehr unterschiedlich. In der Regel beginnen die meisten Ortsfamilienbücher nach Ende des Dreißigjährigen Krieges, können je nach Region aber auch mit dem Anfang des 16. Jahrhunderts beginnen. Ebenso wenig gibt es für Ortsfamilienbücher ein zeitlich festgesetztes Ende. So können der Übergang vom Kirchenbuch zur Zivil- bzw. Personenstandbeurkundung oder die Sperrfristen nach dem Personenstandsgesetz der Grund für das Ende der Auswertung sein. Ein weiteres Ende ist der Tod der Personen, die in dem Ortsfamilienbuch aufgeführt ist. Denn mit dem Tod einer Person endet gleichzeitig auch der Datenschutz zu dieser Person.
Wer sich mehr mit den grundlegenden Themen von Ortsfamilienbüchern und insbesondere den geschichtlichen Aspekten befassen möchte, findet am Ende dieses Beitrags weiterführende Quellen.
Wo kann nach Ortsfamilienbücher gesucht werden?
Mittlerweile sind einige Tausend Ortsfamilienbücher weltweit erschienen. Man schätzt eine Größenordnung von ca. 5.000 bisher veröffentlichten Ortsfamilienbüchern. Unter dieser Zahl sind die verschiedenen Publikationsformen zusammengefasst, d. h. in gedruckter Form, über eine im Internet zugängliche Webseite (Online-OFB), in CD-Form oder als PDF-Dokument. Allein im Genwiki sind nach derzeitigem Stand 4.439 Ortsfamilienbücher mit Metadaten und bibliografischen Daten verzeichnet.
Das OFB-Verzeichnis im Genwiki
Das Genwiki ist eine Online-Enzyklopädie, die vom Verein für Computergenealogie betrieben wird. Es funktioniert im Prinzip fast genauso wie bei Wikipedia und es besteht die Möglichkeit, dass jeder mitmachen und sein genealogischen Informationen mit einbringen kann.
Wenn man gezielt nach einem bestimmten Ortsfamilienbuch – egal, ob als gedrucktes Buch oder als Online-OFB – sucht und sich genauer informieren möchte, ist das Genwiki wohl die beste Möglichkeit, die gesuchten Informationen zu erhalten. Denn das Genwiki bietet eine eigene Kategorieseite an, in der die meisten bekannten Ortsfamilienbücher verzeichnet sind: https://genwiki.de/Kategorie:Ortsfamilienbuch. Umgangssprachlich wird diese Kategorieseite auch als OFB-Verzeichnis bezeichnet.
Die Einträge zu den Ortsfamilienbüchern sind in der Regel alphabetisch aufsteigend sortiert und werden im mehreren Unterseiten aufgeteilt. Es gibt aber auch mehrere Unterkategorien, in der bestimmte Einträge von Ortsfamilienbüchern zusammengefasst sind, die thematisch zueinander gehören. So gibt es z. B. eine Kategorieseite, die ausschließlich alle Einträge mit Online-OFBs enthält, oder eine Kategorieseite, deren Einträge nach Veröffentlichungsjahren angelegt sind. Jede Kategorieseite kann unter Umständen dabei weitere Unterkategorien enthalten.
Auch kann jede Kategorieseite eine oder mehrere Eintragseiten enthalten. Und eine solche Eintragseite über ein Ortsfamilienbuch kann im Genwiki eine Menge an bibliografischen Informationen enthalten, d. h. Informationen zu einem Buch, die dieses in seiner Beschaffenheit und Verfügbarkeit näher beschreiben. Zu solchen Informationen zählen beispielsweise Buchtitel, Name des Autors, Name des Herausgebers, Veröffentlichungsjahr und -ort, ISBN, Buchumfang, Seitenanzahl, oder ob eine Einordnung in bestimmten Buchreihen existiert.
Neben solchen unmittelbaren Informationen zu einem Buch selbst, gibt es aber auch zusätzliche Informationen zum Ortsfamilienbuch, die u. a. den Inhalt des Ortsfamilienbuchs näher beschreiben. Angaben zu den bearbeiteten Orten, den bearbeiteten Zeitraum oder die Anzahl der Familien bzw. Personen sind beispielsweise wichtige Zusatzinfos zu einem Ortsfamilienbuch.
Eine Eintragseite zu einem Ortsfamilienbuch kann selbstverständliche durch Weiteres ergänzt werden: Namens- oder Ortsregister sind eine gute Möglichkeit, um seine Suche nach Vorfahren dahingehend auszurichten, ob bestimmte Personen in einem Ortsfamilienbuch vorzufinden sein könnten oder nicht. Aber auch Angaben über Standortnachweise, d. h. Orte wie Bibliotheken, wo man in dem Ortsfamilienbuch nachschlagen kann, sind ebenfalls bereichernde Informationen.
All diese Informationen im Genwiki zu den Ortsfamilienbüchern können in ihrem Umfang sehr unterschiedlich ausfallen. Es gibt Eintragseiten, die umfangreich ausgefüllt sind, so dass eine kurze Recherche das gewünschte Ergebnis bringen kann. Aber es gibt auch Eintragseiten, die nur spärliche Informationen enthalten und für eine Recherche nicht immer das gewünschte Ergebnis mitbringen. All dies hängt natürlich von dem Einsatz der Bereitwilligen ab. Je mehr Menschen an den Einträgen im Genwiki mitwirken, desto größer wird das Angebot. Jede und jeder kann gezielt die Wissenslücken im Genwiki schließen.
Wer Interesse hat, am Genwiki mitzuwirken, jedoch noch wenig bis keine Erfahrung mit einem Wiki hat, dem sei in die Portalseite „Mitmach-Hilfe“ für den Einstieg als Orientierungshilfe empfohlen.
Das Projekt „Online-Ortsfamilienbücher“
Das Projekt „Online-Ortsfamilienbücher“ ist ein Vorhaben des Vereins für Computergenealogie, um Genealogen die Möglichkeit zu bieten, ihre Ortsfamilienbücher in digitaler Form im Internet anzubieten. Daher spricht man bei solchen Medien von Online-Ortsfamilienbücher bzw. in der Kurzform Online-OFB. Das Angebot besteht seit 2000 und ist heute ein überaus erfolgreiches Vorhaben. Es hat den Vorteil, dass Genealogen ihre Ortsfamilienbücher als digitales Medium online für alle und jedermann ohne finanziellen oder administrativen Aufwand bereitstellen können. Den interessierten und suchenden Forschern steht dann der gesamte Inhalt jederzeit abrufbereit für eine Recherche zur Verfügung.
Das Projekt für die Bereitstellung von Online-Ortsfamilienbüchern beinhaltet seit seiner Entstehung vor 21 Jahren mittlerweile nun fast 870 Online-OFBs mit rund 13,6 Mio. Personendatensätze. Monatlich kommen dabei 1–3 Online-Ortsfamilienbücher hinzu, wobei es auch Spitzenzeiten gab, in denen 8–10 Online-Ortsfamilienbücher in einem Monat erschienen sind. Die enthaltenen Personendatensätze reichen in den Online-OFBs von wenigen hundert bis zu einer halben Million Personendatensätze, wobei der Durchschnitt bei 15.000 bis 16.000 Personendatensätze pro Online-OFB liegt. Die Online-Ortsfamilienbücher werden auch unterschiedlich aktualisiert. Es gibt Online-OFBs wie Brakel/Erkeln, die seit 2000/2001 nicht mehr aktualisiert worden sind, aber es gibt auch immer wiederkehrende und monatlich aktualisierte Online-OFBs, z. B. Coesfeld.
Die Startseite dieses Projekts bietet eine umfassende Übersicht über alle Online-Ortsfamilienbücher in diesem Projekt. Zunächst erscheint eine Karte, auf der man erkennen kann, wie und in welchen Ländern die Online-Ortsfamilienbücher verteilt sind. Danach folgt eine kompakte und gegliederte Liste der Online-Ortsfamilienbücher nach (heutigen und ehemaligen) Staatsgebieten und Bundesländern. Hessen beherbergt z. B. die höchste Dichte an Online-Ortsfamilienbüchern, gefolgt von Baden-Württemberg und Schlesien.
Haben Besucher den Ort und das damit verbundene Online-Ortsfamilienbuch gefunden, so können sie darin nach dem gewünschten Vorfahren oder der Familie suchen. Für eine gezielte Suche stehen dabei drei wichtige Listenansichten zur Verfügung:
- eine Gesamtliste nach Nachnamen,
- eine Auflistung der Geburtsorte auswärtiger Personen und
- eine Auflistung der Sterbeorte weggezogener Personen.
Je nach gewählter Liste erhält man eine mehrzeilige Personenliste mit allen enthaltenen Personen. Ist die gesuchte Person gefunden worden, so öffnet sich ein so genannter Familienbericht. In diesem Familienbericht sind alle genealogischen Daten und Informationen zu der gesuchten Person enthalten. Mehr noch: es werden zudem alle Ehepartner, gezeugte Kinder, sowie die Eltern und Geschwister angezeigt, die mit der gesuchten Person in unmittelbarer genealogischer Verbindung stehen. Und zu jeder dieser Personen kann wiederum ein eigener Familienbericht mit den weiteren Daten zur Verfügung stehen.