Genealogie und Genetik in der mennonitischen Familienforschung
Im Rahmen des zweiten Familienforscher-Workshops des Mennonitischen Geschichtsvereins vom 19. Juni bis zum 06. September 2021 wurden eine Reihe interessanter Vorträge per ZOOM gehalten. Hier erfolgt ein Kurzbericht über den am 02. August gehaltenen Vortrag zur mennonitischen Familienforschung und eine Ankündigung zum letzten Vortrag am 06. September.
Vortrag zur Wanderungsgeschichte der Familie Glück
Am 02. August präsentierte Hartmut Glück aus der Mennonitengemeinde Bammental/Sinsheim die Wanderungsgeschichte seiner Familie unter dem Titel „Denn wir haben hier keine bleibende Stadt“. Grundlagen sind Erzählungen seiner Großeltern, Dokumente seines Vaters und Daten eigener Forschung.
Die Familiengeschichte beginnt im Buchengraben, Bowil, Emmental, Schweiz mit einem Kredit, den Bendict Glücki und Catharina Reinhard 1659 aufnehmen, und dem Verkauf des Bauernguts durch ihren Sohn Jost Glücki 1663. Mit dem Strom von 700 Täufer-Flüchtlingen aus dem Kanton Bern 1670/71 muss Jost mit seiner Familie in den Kraichgau gekommen sein. Denn die Hilfslisten der niederländischen Taufgesinnten vom 06.04.1672 verzeichnen Jost Glücki I in Hoffenheim mit seiner Frau Anna Neukommet und 5 Kindern. Der Sohn Jost Glück II oo Magdalena Frey verw. Moser von Ittlingen zieht um 1696 auf den Ziegelhof (Buchenauerhof?). Jost Glück III (ca. 1705–1780) ⚭ Anna Landes lebt in Berwangen und wird 1732 Prediger der Gemeinde Streichenberg. Auch Jost Glück IV (1731–1814) ⚭ Barbara Bechtel/Katharina Schneider von Wössingen lebt in Berwangen.
Die nächsten beiden Generationen, der 2. Sohn Philipp Glück und dessen jüngster Sohn Georg Glück, sind 1813–ca.1870 Pächter auf dem Ziegelhof (Römerhof) in Altwiesloch. Jost Glück V (1804–1871) ⚭ Magdalene Frey verw. Herr vom Wagenbacherhof pachtet das Hofgut Binau am Necker 1838 – 1857. Jakob Glück sr. (1839–1912) oo Magdalena Kaufmann von Bödigheim/Lisette Glück verw. Bachmann von Altwiesloch pachtete 1864–1881 das Hofgut Unterneudorf bei Buchen/Odenwald und danach das Hofgut Nellenberg bei Stockach am Bodensee. Sohn Jakob Glück jr. (1866–1944) oo Kätchen Binkele aus Hochhausen am Necker zieht in die Schweiz auf das Schlossgut Moosburg in Güttingen und zurück in den Kraichgau auf das Spitalgut Wimpfen am Berg 1913–1926.
Fast 30 Teilnehmende hatten sich zugeschaltet, stellten Fragen, erzählten und knüpften neue Kontakte, um den Austausch vertiefen zu können. Die detailreiche Präsentation kann per E-Mail erbeten werden von Hartmut Glück, Zugang zum Stammbaum bei MyHeritage von Matthias Glück.
Vortrag zu Genealogie und Genetik
Beim nächsten (und letzten) Vortrag des zweiten Familienforscher-Workshops, am Montag, 06. September 2021, 19:30 bis 21 Uhr, geht es um Genealogie und Genetik. Die Veranstalter schreiben, dass sie sich dort dem Thema “behutsam nähern wollen”. Die Endogamie, also das Heiraten innerhalb einer begrenzten Gemeinschaft, oft zwischen Cousin und Cousine, wurde in den Gemeinden über Jahrhunderte gepflegt. Sie stärkte die mennonitische Kultur. Sie half auch gegen eine Nebenwirkung der Realteilung (alle Kinder erben gleich), dass keiner den Hof oder Betrieb halten konnte, wenn er viele Geschwister auszahlen musste. Endogamie begünstigt aber auch, dass manche Erbkrankheiten, wie z.B. die Ahornsirupkrankheit unter Mennoniten in Pennsylvania, häufiger vorkommen als in der Allgemeinbevölkerung.
Mark Schweda und Merle Weßel (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg), stellen ethische Aspekte genetischer Forschung in mennonitischen Gemeinschaften vor. Sie zeigen offene ethische Fragen und Probleme auf, sowie Möglichkeiten, deren Mitglieder stärker in die Forschung einzubeziehen, um ihre Bedürfnisse besser zu berücksichtigen.
Weitere Infos und Anmeldung bei Erdmute Rummer: info@mennonitischer-geschichtsverein.de.
Zugangsdaten für die Zoomsitzung: https://zoom.us/j/92557498265?pwd=U2N4M0lFQUZmd2hWbWVyR0FmOVQ5dz09
Hier geht es zu weiteren Informationen und Kontakt zur Mennonitische Forschungsstelle in Bolanden-Weierhof (Pfalz).
Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung des Mennonitischen Geschichtsvereins