Akten der Niederländischen Ostindien-Kompanie werden entschlüsselt
Das von der UNESCO zum Weltdokumentenerbe erklärte Archiv der Niederländischen Ostindien-Kompanie (Verenigde Oost-Indische Compagnie, VOC) besteht aus etwa 25 Millionen Seiten. Es bietet einen einzigartigen Einblick in die Interaktionen zwischen europäischen und asiatischen Akteuren im 17. und 18. Jahrhundert Derzeit ist die Erforschung dieser riesigen Sammlung von Dokumenten jedoch eine große Herausforderung.
Das Huygens Institut für die Geschichte der Niederlande, das Nationalarchiv, das Internationale Institut für Sozialgeschichte und die Freie Universität Amsterdam erhalten eine Förderung von 3,8 Millionen Euro vom Niederländischen Forschungrat für das GLOBALISE-Projekt zur Erschließung der handgeschriebenen VOC-Unterlagen. Im Zeitraum von 2021 bis 2026 wird in enger Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern aus aller Welt eine Online-Infrastruktur entwickeln, die die VOC-Berichte der Generalgouverneure an die VOC-Direktion für neue Forschungsmethoden schneller nutzbar macht.
Für die Wissenschaft
Die VOC hat weltweit detaillierte Archive geführt mit Informationen über Menschen, Kulturen, Handel, Rohstoffen und Politik. In dieser Epoche gibt es die meisten Informationen aus den Regionen von Indien bis China, von Südafrika bis in den Nahen Osten und von Indonesien bis Japan. Wie bereits hier im Blog berichtet, sind die Unterlagen gescannt und mit der automatisierten Handschriftenerkennung von Transkribus lesbar gemacht worden. Durch innovative Kombination von semantischer und historischer Kontextualisiserung werden in den automatisch erstellten Abschriften der Originalbriefe Orte, Personen und Waren identifiziert und mit einer Sammlung historischer Vergleichsdaten verknüpft.
Für Familienforscher
Ahnenforscher haben einen großen Nutzen speziell von den digitalisierten Schiffssoldbüchern, die durch die Online-Datenbank vocopvarenden.nationaalarchief.nl erschlossen sind. Jos. Kaldenbach, Vorsitzender der Werkgroep Genealogisch Onderzoek Duitsland aus Alkmaar in den Niederlanden hat in zahlreichen Vorträgen und Publikationen nachgewiesen, wieviele Deutsche sich als Seeleute haben anheuern lassen. Die Datenbank ist eine egiebige Quelle für die Suche nach Namen und Orten.
Gleichzeitig wird in der breiteren Öffentlichkeit in den Niederlanden über den Sklavenhandel in dieser Periode der niederländischen Überseegeschichte heiß diskutiert.