Ahnenschwund & Inzucht – haben wir alle die gleichen Urahnen?
Wie man mit den Ahnen “sprechen” kann, zeigt Stephan Schiffels im unten verlinkten Vortrag “Eine Geschichte Deiner DNA und ihrer bewegten Vergangenheit”. Das Video wurde am 18. Februar 2020 bei einem TEDx-Event der TH-Brandenburg aufgezeichnet. Auf unterhaltsame und fesselnde Art erklärt er darin den Ahnenschwund. Dr. Schiffels ist Leiter der Abteilung Archäogenetik am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und erforscht und analysiert Genom-Daten aus archäologischen Knochenfunden und von heutigen Menschen. Er kann damit die Wanderungsgeschichte der Menschen rekonstruieren und kommt zu dem Schluss: Vor 2000 Jahren hatten alle heute lebenden Europäer mindesten einen gemeinsamen Vorfahren. Hier überlappen unsere Stammbäume vollständig.
Meine Empfehlung: Schaut Euch den Vortrag von Stephan Schiffels an!
Stephan Schiffels nahm am 21. März 2021 auch an der Podiumsdiskussion “Genealogie, Genetik, Geschichte” während des 9.Westfälischen Genealogentags teil. Dort machte er deutlich, dass er die Populationsprozesse der Menschheit verstehen will und nicht die Hypothesen der Historiker durch DNA-Analysen verifizieren möchte. Die wissenschaftliche Diskussion zwischen Historikern und Archäogenetikern, ob die die Menschheitsgeschichte neu schreiben dürfen, kann man auch gut in der Publikation Forum: Genetic History. N.T.M. verfolgen.
Verschwundene Ahnen
In der COMPUTERGENEALOGIE Heft 1/2020 kann man dazu lesen:
“Wer lange genug Familienforschung betreibt, kann früher oder später auf eine beeindruckende Ahnentafel blicken: Von den zwei Eltern auf die vier Großeltern, acht Urgroßeltern, 16 Ururgroßeltern usw. – mit jeder Generation (k) verdoppelt sich aus biologischer Notwendigkeit die Zahl der Vorfahren. Geht man von einem durchschnittlichen Generationsabstand von 33 Jahren (also drei Generationen in 100 Jahren) aus, hatte eine derzeit lebende Person um 1700, also vor k = 9 Generationen, 2k = 29 = 512 direkte Vorfahren. Um 800 n. Chr., also mindestens 36 Generationen zurück, steigt nach dieser Formel die Zahl der Vorfahren, die Zeitgenossen Karl des Großen waren, auf 236 = 68.719.476.736, also über 68 Milliarden an. Allerdings nur theoretisch, denn um 800 lebten auf der ganzen Erde nicht mehr als 220 Millionen Menschen.”
Heft 1/2020 der COMPUTERGENEALOGIE
Und für diejenigen, die es lieber visuell mögen, packen wir noch dieses kurze Video dazu: