Deutsche Friedhofskultur ist nun UNESCO-Weltkulturerbe
Bereits im März 2020 ist auf Empfehlung der Deutschen UNESCO-Kommission die „Deutsche Friedhofskultur“ in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden.
Dieses bemerkenswerte Ereignis im Frühjahr geriet leider aufgrund der gleichzeitigen Ausrufung des Corona-Lockdowns in den Hintergrund. Nun informierte am 20. September, dem Tag des Friedhofs, eine Pressekampagne über die Auszeichnung. Mittlerweile haben mehr als 150 Städte die Publikumseingänge ihrer Friedhöfe mit den entsprechenden Hinweisschildern ausgestattet,
Eigentlich müsste der Begriff des Kulturerbes lauten: Toten-, Bestattungs- und Friedhofskultur, oder Sepulkralkultur. Es werden nicht nur die Friedhofsareale, sondern auch die Rituale und Traditionen bei der Trauerbewältigung gewürdigt. Das handwerkliche Können der Bestatter, Trauerbegleiter, Steinmetze, Friedhofsgärtner, Friedhofsplaner und -verwalter ist in Deutschland sehr ausgeprägt und somit Bestandteil der nationalen Identität.
Unsere Friedhofskultur gilt weltweit als besonders, denn unsere Grabstellen sind vielfach in Parklandschaften eingebettet. Die Trauerrituale, wie z.B. tröstende Reden, die Lieder und Traueranzeigen und das gemeinsame Abschiednehmen bei einer Beerdigung gehören dazu.
Das Gedenken an die Verstorbenen findet vielfach auf dem Friedhof statt. Aus diesem Grund werden Grabsteine an den Grabstellen aufgestellt. Eine umfassende Fotosammlung von Grabsteinen auf tausenden deutschen Friedhöfen
zeigt die Datenbank vom ehrenamtlich geführten Grabstein-Projekt. Dieser Service ist öffentlich, ohne Registrierung einsehbar und natürlich kostenlos.
Die meisten Friedhöfe ermöglichen ein individuelles Gestalten der Grabanlagen. Regionale Besonderheiten fallen dem interessierten Betrachter auf; in Norddeutschland sind vielfach schlichtere Findlinge beliebt, in Süddeutschland wird gerne eine polierter Marmorstein verwendet.
Zahlreiche Skulpturen und der naturnahe Raum inspirieren etliche Friedhofsbesucher. Viele alte Friedhöfe sind historisch bedeutend, zeigen sie doch Grabsteine aus vergangenen Jahrhunderten. Auf vielen Friedhöfen wurden Kriegsgräberstätten angelegt, sie mahnen eindringlich zum Frieden.
Letztendlich ist die Friedhofskultur ein Spiegel der Gesellschaft und beides unterliegt einem ständigen Wandel.