„Unsere Archive“ berichtet aus Rheinland-Pfalz und Saarland
Das gerade erschienene Heft „Unsere Archive“ Heft Nr. 64, 2019 enthält Berichte aus Archiven (Kommunen, Land, Landtag, Universitäten, Kirchen u. a.) von A-Z: vom Stadtarchiv Bad Kreuznach, wo in diesem Herbst ein neues „Haus der Stadtgeschichte“ eingeweiht wurde, bis zum Zentralarchiv der Evangelischen Kirche der Pfalz in Speyer. Herausgeber ist die Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz und das Landesarchiv Saarbrücken, die auch Bestellungen zum kostenlosen Bezug der Jahreshefte annehmen. Die zuletzt erschienenen Hefte (ab Heft 41) können hier als PDF-Datei heruntergeladen werden.
Die Berichte stellen eine bunte und interessante Mischung aus der laufenden Tätigkeit dar. Für Adelsforscher sind die reichhaltigen Quellen im Landesarchiv Koblenz interessant, die bisher nur in den handgeschriebenen Findbüchern des 19. Jahrhunderts erschlossen waren und jetzt neu im Archivportal des Südwestens und demnächst auch über das Archivportal-D digital recherchierbar sind.
Das Mainzer Archiv des Landtages hat 2018 am Kultur-Hackathon Coding da Vinci Rhein-Main in der Universität Mainz mit dem Thema „Flüchtlinge im Fokus des Landtages RLP seit 1947“ teilgenommen. Dabei berichtete auch Thekla Kluttig über die Erfahrungen bei der Teilnahme am Kultur-Hackathon Coding da Vinci Ost 2018. Sie empfiehlt die Teilnahme an Coding da Vinci – allerdings nach jeweils realistischer Einschätzung von Aufwand und Nutzen.
Um die Hürden für den Weg ins Archiv zu senken, hat das Bistumsarchiv Speyer ein Projekt „Escape the Archive“ für verschiedene Gruppen entwickelt und präsentiert. Dabei werden die Teilnehmer zu einem Spiel in einem „geschlossenen“ Raum in begrenzter Zeit eingeladen, um gestellte Aufgaben und Rätsel im Archiv zu lösen.
Aus dem Evangelischen Zentralarchiv gibt Gabriele Stüber einen Rückblick über vier Jahre Archion als Online-Archivportal für Kirchenbücher der deutschen evangelischen Landeskirchen. Mit derzeit fast 100 000 Kirchenbüchern hat sich das Portal seit 2015 zum größten deutschen Anbieter für evangelische Kirchenbücher entwickelt, das auch staatliche Archive und Kommunen sowie das Archiv der Mennoniten zu seinen Partnern zählt. Inzwischen trägt sich die Betreiber-Gesellschaft auch finanziell durch die Gebühren und wirbt international auf Messen und genealogischen Veranstaltungen u. a. mit Rabattaktionen und im Internet. Zur Kritik an den Gebühren und zum Vergleich zum kostenlosen Portal Matricula-Online aus Österreich wird eingewandt, dass die Bereitstellung der Digitalisate in jedem Fall Geld kostet, das für Matricula bisher aus öffentlichen Fördermitteln der Europäischen Union stammte. Die Gesellschafter von Archion wollen finanzielle Unabhängigkeit und Datenhoheit über die Kirchenbücher. Mit neuen Partnerschaften soll in „Archion Plus“ das Angebot für neue Quellen und Verzeichnisstrukturen erweitert werden.
Ausführliche Berichte gibt es vom Archivtag Rheinland-Pfalz/Saarland am 13.5.2019 in Alzey unter dem Thema „Digitale Archivierung“. Da viele Behörden bereits schon teilweise elektronisch arbeiten, müssen Archive sich für die Übernahme solcher Daten aus den Kommunen rüsten. Für die Übernahme gibt es zwei Verbundlösungen für Langzeitarchivierung: „Kommunales DIMAG“ und „DiPS.kommunal“. Empfehlungen für eine der beiden Lösungen gibt es nicht. DIMAG wird in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und einigen Ländern im Norden Deutschlands verwendet, DiPS wurde in Nordrhein-Westfalen entwickelt. Austausch und Zusammenarbeit mit Technik und Behörden, aber auch unter den Archiven sind bei der digitalen Archivierung wichtig.