Ein Plausch auf dem Friedhof
Grabstellen fotografieren. Eine triste Sache? Nein, überhaupt nicht! – Ein Gespräch auf einem ländlichen norddeutschen Friedhof.
ER (Grabstellenbesitzer): Moin
ICH: Moin-Moin
ER: Was machen Sie denn da?
ICH: Ich fotografiere die Grabsteine.
ER: Alle?
ICH: Ja, alle.
ER: Und wozu soll das gut sein?
ICH: Das ist eine genealogische Dokumentation für ein Projekt der Bürgerwissenschaft.
ER: Eine was?
ICH: Eine genealogische Dokumentation.
ER: Ahaaaaa. -Pause-
Hat das was mit dieser Erdgasförderung zu tun?
ICH: Nein, nicht wirklich.
ER (10 Minuten später): Und was machen Sie mit den Bildern?
ICH: Die Bilder kommen in eine Art Sammelalbum fürs Internet.
ER: Ach, dieses Internet? Hab’ ich nicht!
ICH: Aber vielleicht haben Ihre Kinder oder Enkel einen Internetzugang?
ER: Jau, die sitzen den ganzen Tag mit diesen Ballerspielen davor. Zu unserer Zeit haben wir Räuber-und-Gendarm gespielt und waren den ganzen Tag an der frischen Luft und haben uns dabei bewegt, das ist doch viel gesünder, näch?
ICH: Sehen Sie, deswegen fotografiere ich auf dem Friedhof; ich bewege mich an der frischen Luft.
ER: Naja, außerdem sind Sie so schlank, da werden Sie bestimmt richtig alt.
ICH: Haha – warten wir es ab.
ER: Und danach sehen wir uns wieder – auf dem Friedhof – allerdings unter der Erde, höhö.
ICH: Schauen wir mal.
ER: Ach – nun ist es ja auch schon bald wieder zwölf, da will ich mal langsam Rolling Home machen und den Heimathafen ansteuern.
ICH: Gut, da wünsche ich Ihnen Mast- und Schotbruch.
ER: Jau, tschüs.
ICH: Tschühüs.
Freiwillige haben für das Grabstein-Projekt des CompGen seit 2007 etwa 5.600 Friedhöfe kartiert. Damit werden nicht nur Quellen für spätere Forscher erfasst, sondern kulturelles Erbe gesichert.
PT ( red.)