CompGen Mitgliederversammlung, Sindelfingen, April 2018
Das Mitgliedertreffen des Vereins für Computergenealogie e. V., einschließlich des vorausgehenden Rahmenprogramms, fand vom 6.4.-8.4.2018 im Haus der Donauschwaben in Sindelfingen statt. Am Freitag folgten rund 30 Mitglieder der Einladung ins Landeskirchliche Archiv in Stuttgart und nahmen hier an einer sehr interessanten Führung, die in zwei Gruppen durch Herrn Müller-Baur und Herrn Bing geleitet wurden, teil.
Der Samstag war geprägt von einem ganztägigen Vortrags- und Workshop-Programm, an dem über 50 Mitglieder und Gäste teilnahmen.
Dr. Müller-Bauer: ARCHION – Stand der Beteiligung, technische Hintergründe
Der Referent Harald Müller-Bauer berichtete über die Entstehung des Kirchenbuchportals ARCHION. Die Projektarbeitsgruppe des Verbandes evangelischer Archive hatte die Ziele: Aufbau eines Internetportals zur zeitgemäßen Präsentation der Kirchenbücher, Einfluss der Archive auf die Präsentation, Schutz der Kirchenbücher, Portal sollte sich finanziell selbst tragen. Die Kirchenbuchportal GmbH wurde 2013 gegründet. Herr Müller-Baur stellte dar, welche Kirchen sich beteiligen und berichtete, dass im Laufe der Zeit immer wieder neue Landeskirchen dazukommen. Sonstige Institutionen sind auch das Landesarchiv Speyer und der Mennonitische Geschichtsverein. Mittlerweile fehlen nur noch wenige Landeskirchen Deutschlands (u.a. Bremen). Der Stand ist unterschiedlich, wobei Westfalen und Pfalz fast vollständig online zur Verfügung stehen. Hr. Müller-Baur erklärte den Aufbau der Homepage, die Möglichkeiten und die Struktur dahinter. Weitere Informationen zur Homepage finden sich hier.
Die Grundlage der Digitalisate sind die Original-Kirchenbücher und in einigen Fällen auch Mikrofilme. Die Digitalisierung erfolgt durch die Landeskirchlichen Archive wobei die jeweiligen Schutzfristen voneinander abweichen. Jeden Tag werden neue Kirchenbuchdigitalisate importiert. Zurzeit sind 74.000 Kirchenbücher online, mit über 24 Millionen Kirchenbuchseiten. Monatlich gibt es derzeit 8.000 Seitenaufrufe und 26.000 registrierte User nutzen das Angebot von ARCHION.
Dr. Thomas Aigner: ICARUS – Matricula
Herr Dr. Thomas Aigner (Präsident von ICARUS) stellte in seinem Vortrag die Plattform ICARUS mit ihren Komponenten Monasterium, Topothek und Matricula vor. Im Eingang seines Vortrages postulierte er, dass wir uns derzeit noch in der “digitalen Steinzeit” befinden. Er stellte visionäre Projekte vor, an denen derzeit gearbeitet und erforscht wird, z. B. eine virtuelle Zeitmaschine in die Vergangenheit oder die Möglichkeit, Bücher zu digitalisieren, ohne sie öffnen und durchblättern zu müssen.
Kirchenbucherfassung mit DES
Im Anschluß an diese Vorträge informierte Susanne Nicola darüber, dass CompGen sowohl mit ICARUS (und dem Bistumsarchiv Münster) als auch mit ARCHION (und dem AK-Familienforscher Herford) seit einiger Zeit zusammenarbeitet und Pilotprojekte vorbereitet. Darauf haben die deutschen Genealogen lange gewartet – Das Ziel der Zusammenarbeit ist das künftig digitalisierte Kirchenbücher, die auf einer der beiden Plattformen bereitgestellt werden, mit dem CompGen Datenerfassungssytem DES erfasst werden können. Die Vorbereitungen stehen kurz vor dem Abschluss und der Start der Erfassung wird in Kürze offiziell bekannt gegeben. Mit ARCHION wird ein evangelisches Kirchenbuch Enger (Kreis Herford, NRW) als Pilot erfasst werden, in der Kooperation mit ICARUS und dem Bistumsarchiv Münster ein katholisches Kirchenbuch der Gemeinde Bork.
Horst Reinhardt und Susanne Nicola demonstrierten live die Vorgehensweise bei der Erfassung von Kirchenbücher mit Hilfe des DES. Dieser Workshop wurde durch eine rege Diskussion geprägt. Susanne Nicola präsentierte hierbei ebenfalls eine Neuerung im DES, die kürzlich auch schon bei der Kartei Leipziger Familien eingeführt wurde – es werden zusätzlich zu der Person auch die Beziehungen zu anderen Personen erfasst. Am Beispiel des Sterberegisters aus dem Kirchenbuch Bork wurde gezeigt, wie direkt auf dem Digitalisat zuerst die verstorbene Person und im nächsten Schritt eine oder mehrere Personen, die mit der verstorbenen Person in Beziehung stehen (Mutter, Vater, Frau, Mann), erfasst werden.
Die neue Website des Vereins für Computergenealogie e.V.
Im Anschluss an diesen Vortrag stellte Klaus-Peter Wessel die Struktur der neuen CompGen-Homepage vor. CompGen migriert auf eine WordPress-basierte Lösung und hat bei der Auswahl Wert auf eine einfache Navigation und ansprechendes Design gelegt. Auch hier entwickelte sich eine rege Diskussion und es wurden Vorschläge unterbreitet, wie der Entwurf verbessert werden könnte. Dabei ging es im Wesentlichen um Fragen zu Suchmöglichkeiten und um die Einbindung graphischer Elemente.
Das GenWiki – ein Mitmachprojekt
In einem weiteren Vortrag zeigte Günter Thürheimer anhand einiger konkreter Beispiele auf, wie einfach man kleinere Änderungen oder Ergänzungen an bestehenden GenWiki-Seiten vornehmen kann. Zum Abschluss des Tages fand eine offene Gesprächsrunde statt. Dabei wurde deutlich, dass die vielfältigen Möglichkeiten für Mitglieder, sich durch aktive Mitarbeit einzubringen, derzeit nicht ausreichend sichtbar sind. Dem wird auf der neu geplanten Webseite durch eine eigene Säule “Mitmachen” besser Rechnung getragen, als es bisher der Fall ist.
CompGen Mitgliederversammlung am Sonntag
Als wesentliche Ergebnisse hieraus gibt es zu berichten, dass es einige Personalveränderungen gibt. Die Amtszeiten von Uwe Baumbauch (IT), Thekla Kluttig (Archive) und Timo Kracke (Öffentlichkeitsarbeit) endeten und die drei Mitglieder kandidierten nicht erneut. Prof. Dr. Georg Fertig wird als Ansprechpartner den Kontakt in die Wissenschaft wahrnehmen und das Thema „Citizen Science“ betreuen. Bernhard Mosolf wird von Klaus-Peter Wessel das Aufgabengebiet „Freiwilligenmanagement“ übernehmen. Klaus-Peter Wessel übernimmt von Timo Kracke den Bereich Online-Öffentlichkeitsarbeit. Da die Öffentlichkeitsarbeit im Verein einen sehr großen Bereich darstellt, wurde dieser Bereich aufgeteilt und Ingrid Reinhardt wird sich zukünftig speziell um die „Offline-Öffentlichkeitsarbeit“ kümmern. Hier fällt u. a. die Zusammenarbeit mit Vereinen und Archiven hinein.
Der CompGen-Vorstand bedankt sich bei allen Mitgliedern und Gästen, die den Weg nach Sindelfingen gefunden haben, für den Besuch der Veranstaltung und die rege Beteiligung an den Diskussionen. Gerade in unserem Verein ist es immer wieder schön, sich auch außerhalb der digitalen Medien einmal persönlich kennenzulernen, Kontakte zu pflegen und Freundschaften zu schließen.
Die Mitgliederversammlung 2019 wird voraussichtlich wieder in Altenberge bei Münster stattfinden.
Susanne Nicola, Julia Rörsch, Klaus-Peter Wessel