Verlustlisten Österreich-Ungarn – erste Auswertungen
Die neue Erfassung der österreich-ungarischen Verlustlisten im DES läuft sehr gut an. Zeit, um ein paar erste Auswertungen aufgrund der Daten zu erstellen!
Die erste Auswertung beschäftigt sich damit, wie gut die Erfassung mit der neuen Methode funktioniert. Gestartet wurde die Erfassung nach einigen Tests in KW 45. Deutlich erkennt man den sprunghaften Anstieg, zu dem die neue Erfassung geführt hat. Im Moment schaffen wir jede Woche mehr Einträge als in der Vorwoche. Wollen wir hoffen, dass dieser Trend anhält!
Als nächstes habe ich mir angesehen, wie viele Einträge auf einer Seite der Verlustliste enthalten sind. Schon beim ersten Durchblättern der Verlustlisten kam mir das ziemlich ungleichmäßig vor. Dazu verwende ich eine sogenannte Kastengrafik (engl. boxplot). Man erkennt, dass die Mehrzahl der Seiten zwischen 40 und 90 Einträgen enthalten. Im Mittel sind es 70 Einträge. Es gibt aber auch einige Ausreißer mit ganz wenigen Einträgen bis hin zu Seiten mit über 150 Einträgen.
Die nächste Grafik zeigt die Verteilung der verschiedenen Verlustarten. Es gibt noch ein paar weitere Werte (zurückgekehrt, vermisst, aus der Gefangenschaft geflohen), diese tauchen jedoch so selten auf, dass ich sie nicht mit einbezogen habe.
Etwa 2/3 aller Einträge beziehen sich also auf verwundete Soldaten. Dass bereits ein großer Teil von Korrekturmeldungen eingegeben wurde (bei denen die Art der Verluste anders verteilt ist), verändert aber an dieser Verteilung nichts grundlegend.
Schaut man sich nun diese Verteilung nach Ländern getrennt an, bemerkt man deutliche Unterschiede:
Die einzelnen Länder waren sehr unterschiedlich von den Verlusten betroffen. Hier zunächst die absoluten Zahlen für die einzelnen Kronländer:
Dieses Diagramm ist allerdings wenig aussagekräftigt, da zu erwarten war, dass Länder mit mehreren Millionen Einwohnern auch von vielen Verlusten betroffen waren. Interessanter wird es, wenn man sich die relative Zahl der Verluste anschaut. Als Vergleich wurde die Bevölkerungszahl von 1910 herangezogen:
Jetzt treten plötzlich deutliche Unterschiede in der Belastung durch Verluste zutage.
UPDATE 7. Dezember 2017: Zu beachten ist dabei, dass bei 40% der Einträge kein Land angegeben ist. Falls bei bestimmten Herkunftsregionen die Angabe besonders oft fehlt (weil z.B. der Ortsname schwer zu lesen/schreiben war), würde dieses und auch das folgende Diagramm dadurch verzerrt.
Projeziert man diese Zahlen nun auf eine Landkarte von Österreich-Ungarn, so werden weitere mögliche Zusammenhänge sichtbar:
Diese Karte bietet vielleicht schon Hinweise für spätere historische Fragestellungen. Allerdings ist zu bedenken, dass bis jetzt erst etwa 10% der Einträge erfasst wurden. Und vermutlich sind diese ersten 10% der Seiten nicht repräsentativ. Die Ergebnisse werden also immer besser, je mehr Daten der Verlustliste erfasst werden. Und hier kommen Sie ins Spiel! Helfen Sie bei der Erfassung der Verlustlisten mit. Es geht wirklich sehr einfach. Wie man mitmachen und auch in den bisher erfassten Daten suchen kann, findet man unter http://verlustlisten.at
(Dr. Jesper Zedlitz)