Newsletter 2007/10
Internet
Neu in der Digitalen Bibliothek (DigiBib)
Es ist geschafft! Der Text des ersten Buches in der Digitalen Bibliothek ist vollständig erfasst. Es handelt sich um: “Franz Blanckmeister: Die Kirchenbücher im Königreich Sachsen” aus dem Jahr 1901. Es ist eine wichtige erste Hilfe für Genealogen, um festzustellen, welche Kirchenbücher im Bereich des Königreiches Sachsen ab wann überliefert sind. Weitere Infos gibt es auf der Projektbeschreibungsseite.
Die beiden Korrekturgänge, die die Qualität der Abschrift sichern sollen, sind in vollem Gange, ebenso die intensive Verlinkung mit den korrespondierenden Ortsartikeln im GenWiki. Herzlichen Dank an die fleißigen Bearbeiter!
Neu in der Digitalen Bibliothek sind im Oktober:
- Ausführliche Nachrichten über die sämmtlichen evangelisch-protestanischen Kirchen und Geistlichen der freyen und Hansestadt Hamburg
- Grübels Gemeindelexikon des Deutschen Reiches (1892)
- Ritters geographisch-statistisches Lexikon/1895
- Wohnplätze im Grossherzogthum Hessen 1863
- Württembergs Lehranstalten und Lehrer (1892)
- Der Feldzug von 1812 in Rußland (Clausewitz)
Auch für diese gemeinfreien Werke werden wieder Buchpaten gesucht.
Die digitale Bibliothek findet man unter: http://digibib.genealogy.net
(Marie-Luise Carl)
Google Maps für Genealogen
Das in der Beta-Phase befindliche Programm Google Maps ist neben seinen allgemeinen Funktionen auch für die Darstellung bestimmter genealogischer Daten recht gut geeignet. So ist es beispielsweise mit diesem auch möglich, Orte bestimmter Ereignisse, Verbreitung von Familiennamen, Wanderungen von Familien usw. aus genealogischer Sicht schnell und einfach darzustellen. Auf http://tinyurl.com/2pl3p2 gibt es dazu ein Beispiel zur Verteilung der Familie Springborn in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Dort sind alle dem Autor bisher bekannten Angehörigen der Familie Springborn mit ihren Vorkommensorten ab 1589 in einer Karte eingezeichnet.
Vorteile der Nutzung von Google Maps sind:
- Es muss kein zusätzliches Programm installiert werden.
- Es ist kein zusätzlicher Speicherplatz erforderlich (weder PC noch Server).
- Die erarbeiteten Karten sind von jedem PC aus weltweit abrufbar.
- Der Erarbeiter benötigt keine eigene Homepage.
- Erarbeitung und Aktualisierung sind einfach.
- Die Karten können bis zur Anzeige der Straßennamen vergrößert werden.
- Der Zugang zu den Karten erfolgt wahlweise für jedermann oder nur für ausgewählte Nutzer.
- Für jeden Nutzer ist die geografische Lage eines Ortes eindeutig. Das ist vor allem für ausländische Kollegen wichtig, da diese in der Regel mit unseren Postleitzahlen nichts anfangen können.
- Beim Versand von Kartenblättern per E-Mail ist kein Anhang erforderlich. Für die Übermittlung reicht die Angabe der zugehörigen Internetadresse. (Siegfried Mühle)
Das Digitale Bildarchiv des Bundesarchivs
Heise online meldete am 11.09.2007:
“Das Bundesarchiv hat am heutigen Dienstag sein Digitales Bildarchiv für den Zugriff aus dem Internet geöffnet. Als Querschnitt aus den insgesamt etwa 11 Millionen verwahrten Bildern des Archivs sind damit zur Zeit 60.000 Fotos, Luftbilder und Plakate zu Personen und Ereignissen der deutschen Geschichte von 1860 bis zum Ende der 1990er Jahre online zugänglich.
Zu den Aufnahmen gehören Bilder zur deutschen Kolonialgeschichte, aus der Weimarer Republik und der Zeit des Nationalsozialismus, der Geschichte der DDR mit dem Bildbestand des Allgemeinen Deutschen Nachrichtendienstes “ADN-Zentralbild” sowie der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland mit dem Bestand des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung. Der Bestand der online verfügbaren Bilddokumente soll kontinuierlich weiter ausgebaut werden.”
Den kompletten Text findet man unter: http://www.heise.de/newsticker/meldung/95822
Software
Family Tree Maker 2008
Im Januar 2008 soll die deutsche Version des US-Programms Family Tree Maker 2008 erscheinen. Wie bei der Vorgängerversion 2006 bietet der Hersteller wieder zwei “Pakete” an, die sich nur im Hinblick auf die “Zugaben” (Onlinezugang bzw. Buch von Dr. Franz Josef Burghardt), unterscheiden. Das Programm an sich ist dasselbe. In der deutschen Familienstammbaum-Mailingliste wurde bereits viel über die neue Version diskutiert, ebenso natürlich in den entsprechenden US-Foren (z.B. auf genealogy.com und ancestry.com.
Weitere Informationen bieten die englische und die deutsche Homepage. Das nächste Heft der Computergenealogie wird ebenfalls einen Artikel über FTM 2008 enthalten. Als Systemvoraussetzungen gibt der Hersteller an:
Mindestanforderungen:
Windows XP/Vista, 500 MHz Intel Pentium II Prozessor (oder gleichwertig), 400 MB für die Installation / 256 MB RAM, 2X CD-ROM-Laufwerk (erforderlich für die Installation), Monitor mit Bildschirmauflösung 800 x 600.
Empfohlene Voraussetzungen:
Windows XP/Vista, 1 GHz Intel Pentium III Prozessor (oder gleichwertig), 400 MB für die Installation / 512 MB RAM, 32X CD/CD-R-Laufwerk (erforderlich für die Installation), Monitor mit Bildschirmauflösung 1024 x 768. Alle angebotenen Online-Features erfordern Internetzugang.
Das Programm wird man wie bisher über die bekannten Vertriebskanäle beziehen können. Im Ahnenforschung.Net-Shop wird es neben den schon erwähnten Versionen (Basisversion und Premium-Version) zudem ein günstiges Einsteigerpaket geben, das auch CDs und Literatur enthält. (bw)
Datensicherungsprogramm MozBackup
Für das Datensicherungsprogramm MozBackup steht seit Anfang September 2007 die neueste Version 1.4.7 (deutsch) im Internet auf zum Herunterladen bereit.
Mit dem kostenlosen Programm (880 kB) können die Einstellungen, Mails, Adressbücher, Lesezeichen, Konten, Passwörter, Cookies, Sidebars, Formulardaten, Zertifikate usw. für Firefox, Thunderbird, SeaMonkey, Mozilla Suite und Netscape gesichert und wiederhergestellt werden. Alle vom Benutzer angelegten Einstellungen und Informationssammlungen werden damit vor Datenverlust geschützt. Es ist auch möglich, mit MozBackup die gesicherten Daten und Einstellungen von einem Rechner auf einen anderen zu übertragen. Das Programm läuft unter Windows 98/ME/NT/2000/XP/2003/Vista. (Siegfried Mühle)
Vereine
Visitenkarte
Arbeitskreis Familien- und Ortsforschung Stolper Lande im Stolper Heimatkreise e.V.
Das ehemals deutsche Stolp (heute Słupsk) war eine der größten Städte Pommerns und der Landkreis Stolp der größte Landkreis Preußens. Ende des 2. Weltkriegs wurde die in Pommern verbliebene deutsche Bevölkerung größtenteils nach und nach vertrieben. Schon 1947 begann in Westdeutschland unter der Leitung des Rechtsanwalts Dr. Walter Kuschfeldt in Lübeck die Vertriebenenarbeit. Hierzu gehörte die Herausgabe von Mitteilungsblättern und Rundbriefen, ab März 1951 als Stolper Heimatblatt, in denen Such-, Adress- und Totenlisten veröffentlicht wurden, aber auch Erläuterungen zu den verschiedenen Vertriebenengesetzen, dem Lastenausgleich, etc., sowie heimatkundliche Beiträge. Ab 1949 tagten die pommerschen Heimatkreisbearbeiter regelmäßig (Stolp wurde von Walter Kuschfeldt vertreten), 1954 wurden die Heimatkreisausschüsse (HKA) gebildet, mit je neun Mitgliedern für Stadt und Landkreis Stolp. Sie sind u.a. auch für die Organisation des Stolper Bundestreffens verantwortlich, das momentan alle zwei Jahre stattfindet, ab Mai 2007 und zukünftig im Pommern-Zentrum in Travemünde. 1955 beschloss der ehemalige Landkreis Bonn, die Patenschaft über die Stadt und den Landkreis Stolp zu übernehmen, was in einem Festakt am 1. Juli 1956 feierlich durch die Übergabe der Patenurkunde besiegelt wurde. Dies wurde am 21. Mai 1970 durch den Rat der Stadt Bonn, nach der Neuordnung des Bonner Raumes, bestätigt. Bonn stellte den Stolpern auch Räumlichkeiten zur Verfügung, am 10. Mai 1958 fand die Einweihung der Stolper Heimatstube statt. Sie war auch der Hauptanlass für die Gründung des Vereins Stolper Heimatkreise e.V. am 20. September 1986 als Ansprechpartner für die Patenstadt Bonn. Seit dem 1. Januar 2007 ist er Mitglied des Vereins für Computergenealogie.
1995 trafen sich in Paderborn eine Handvoll Interessierter und gründeten den Arbeitskreis Familienforschung Stolper Lande (später um den Zusatz Ortsforschung erweitert), kurz AKFF. Der AKFF schloss sich dem Stolper Heimatkreise an, um die Verbundenheit zum Forschungsgebiet zu demonstrieren und um von dem Wissen der Erlebnisgeneration zu profitieren. Denn Forschungen im ehemaligen deutschen Osten stellen sich äußerst schwierig dar, da nach dem Einmarsch der Sowjetarmee am Ende des 2. Weltkriegs viele Quellen vernichtet worden sind.
Der AKFF hatte sich u.a. zur Aufgabe gemacht, bis dato verschollene Kirchen- und Standesamtsbücher und andere Dokumente gezielt zu suchen, Originale oder Kopien zu erwerben und für die Sicherung dieser Dokumente zu sorgen. Schon alleine dieses Vorhaben wurde in den letzten Jahren erfolgreich durchgeführt. So haben in der Stadt und dem Kreis Stolp Anfang 1945 mindestens 432 evangelische Kirchenbücher existiert. Davon sind nur noch 133 erhalten, der größte Teil lagerte in den heute katholischen Kirchen, seit 2003 wurden diese überwiegend in polnische Archive überführt. Der AKFF hat von den 133 erhaltenen Kirchenbüchern 114 in Kopie, 79 wurden bereits digitalisiert.
Die Auswertung der Primär- und Sekundärquellen ist unsere vorrangige Arbeit, an den verschiedenen Indexprojekten arbeiten mehr als 70 Personen mit. Die Indexarbeiten werden zu einem Globalindex zusammengeführt, in dem sich über 700.000 Datensätze befinden (Stand August 2007). Daneben zeichnet der AKFF verantwortlich für das jährlich im Herbst in der Ostseeakademie in Travemünde stattfindende Forschertreffen (2006 mit über 60 Teilnehmern), die Betreuung der Stolper Heimatstube in Bonn und die Administration der Mailingliste Stolp-L auf dem Server des Vereins für Computergenealogie, die über 400 Teilnehmer aus aller Welt hat. (Uwe Kerntopf)
Kontakt:
Stolper Heimatkreise e.V.
1. Vorsitzender Siegfried Mutz
Eugen-Kaiser-Str. 16
63450 Hanau
Tel.: 06181-23426
Stolper Heimatstube und Archiv
An der Josefshöhe 52
53117 Bonn-Auerberg
Tel. und Fax: 0228-1803232
E-Mail: heimatstube@stolp.de
geöffnet jeden 1. Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr
Homepage: http://www.stolp.de
Bericht von der 1. Hessischen Ahnenbörse
Am 1. September veranstaltete die Genealogie-Service.de GmbH gemeinsam mit der Hessischen Familiengeschichtlichen Vereinigung e.V. die 1. Hessische Ahnenbörse in der Stadthalle Friedberg. Etwa 400 – 500 Besucher haben den Weg in die Friedberger Stadthalle gefunden. Die Veranstaltung stand unter der Schirmherrschaft der Hessischen Sozialministerin Silke Lautenschläger.
Um 10.00 Uhr begrüßte Frieder Boss, Vorsitzender der Hessischen Familiengeschichtlichen Vereinigung, die anwesenden Gäste und Aussteller. Die Stadthalle war zu diesem Zeitpunkt schon sehr gut gefüllt. Herr Boss machte deutlich, dass in der heutigen Zeit viele junge Menschen Genealogie betreiben und Computer und Internet wichtige Hilfsmittel für die Forschung geworden sind. Der etwas negative Hauch, den das Thema Genealogie wegen des Missbrauchs im Dritten Reich hatte, ist längst abgelegt. Viele Medien berichten heute gerne über die Ahnenforschung, Herr Boss verwies auf einige aktuelle Produktionen wie z.B. die des MDR.
Nach der offiziellen Begrüßung hatten die Besucher Gelegenheit, die Stände von über 20 Ausstellern zu besuchen. Dies waren z.B. die beiden hessischen genealogischen Vereine Hessische Familiengeschichtliche Vereinigung e.V. (Darmstadt) und Gesellschaft für Familienkunde in Kurhessen und Waldeck e.V. (Kassel). Weiter waren genealogische Verlage vertreten, Software-Hersteller, Dienstleister sowie neu gegründete Internetportale für Online-Familiennetzwerke. Die Aussteller berichteten über regen Zuspruch an ihren Ständen und waren mit der Veranstaltung sehr zufrieden.
Um 11.00 Uhr referierte Herr Johann Bayer aus Butzbach über die Vorgehensweise des Familienforschers. Im Vortragssaal waren alle Plätze restlos belegt, die Teilnehmer zeigten sich sehr interessiert an den Ausführungen von Herrn Bayer, der Leiter der Bezirksgruppe Oberhessen der Hessischen Familiengeschichtlichen Vereinigung ist. Anschließend folgte ein Vortrag von Mario Arend aus Otzberg, Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Familienkunde in Kurhessen und Waldeck, mit dem Titel “So nutze ich das Internet für meine Familienforschung”.
Mario Arend und Sascha Ziegler präsentierten auf der Ahnenbörse auch erstmalig den neu erschienenen Teilband 3 der Reihe “Trauregister aus Kurhessen und Waldeck”, der die Heiraten der Garnison Kassel 1666-1830 beinhaltet.
Für die erfahrenen Familiengeschichtsforscher folgte um 14.00 Uhr ein zweistündiges Podiumsgespräch unter der Leitung von Dipl.-Soz. Manfred Dreiss, Inhaber des Degener Verlages in Insingen. Teilnehmer des Gesprächs waren Prof. Dr. Otto Volk, Koordinator des Landesgeschichtlichen Informationssystems LAGIS im Hessischen Landesamt für geschichtliche Landeskunde Marburg, Prof. Dr. Herbert Stoyan, Autor des Informationssystems WW-Person (Adel Digital), Dr. Lupold v. Lehsten, stellvertretender Leiter des Instituts für Personengeschichte in Bensheim sowie Prof. Dr. Siegfried Becker, Professor am Institut für Europäische Ethnologie/Kulturwissenschaft der Philipps-Universität Marburg.
Aufgrund der guten Resonanz wird es voraussichtlich im April 2008 die erste Süddeutsche Ahnenbörse in Rothenburg o.d. Tauber geben und im August 2008 die zweite Hessische Ahnenbörse in Nordhessen. (Doreen Suchfort)
Nachlese zum 59. Deutschen Genealogentag 2007
Der 59. Deutsche Genealogentag (im folgenden abgekürzt zu DGT) war ein eindrucksvolles und nachhaltiges Erlebnis für all diejenigen, die als Besucher, Tagesgast oder Akteur direkt dabei waren. Manfred Lochert, Hauptbeauftragter der Gruppen Familien- und Wappenkunde in der Stiftung Bahn-Sozialwerk (Ausrichter des diesjährigen DGT), hieß alle Gäste in Ludwigshafen am Rhein im Heinrich Pesch Haus herzlich willkommen.
Alle Vorträge fanden nacheinander in jeweils anderen Räumen statt, wodurch sich Gelegenheiten ergaben, ausgiebig die Ausstellungsstände zu besichtigen – ein Konzept, das den Ausstellern sicherlich entgegenkam. Leider wurden wenige “Neueinsteiger” als Besucher der Ausstellung und der Vorträge bemerkt.
Beim diesjährigen Genealogentag stand erfreulicherweise eine riesige Ausstellungsfläche im Veranstaltungsgebäude zur Verfügung. Dementsprechend viele (35) Firmen, Verlage und Vereine waren anwesend und präsentierten ihre genealogischen Projekte und Produkte. Auch der DAGV hatte erstmals einen eigenen Stand, an dem auf einer Deutschlandkarte eine Übersicht der bisherigen Genealogentage und Flyer der DAGV-Mitgliedsvereine gezeigt wurden.
Prof. Dr. Eckart Henning referierte in seinem Festvortrag am Freitagabend praxisnah und überzeugend über “Genealogie, Standortbestimmung und Perspektiven”. Mehr als 60 Jahre nach den “Ariernachweisen” nehme das Interesse an der eigenen Herkunft wieder zu und Fragen, was unter Genealogie und “Verwandtschaft” zu verstehen ist, gewännen an Interesse. Als notwendig würden sich Abgrenzungen zur Geschlechterforschung, zur Sozial-, aber auch zur Mentalitätsgeschichte erweisen. Notwendig sei die Besinnung darauf, was Genealogie alles leiste, u. a. auf dem Feld der Rekonstruktion von Familien (Ortsfamilienbücher) oder in der Eliteforschung. Ebenso wandte sich der Referent genealogisch-demografischen Problemen zu, wie der heutigen Fertilitätskrise, der Überalterung und der künftigen Gestalt der Bevölkerungspyramide. Abschließend begründete er seine provokante These, dass Datenschutz zur Geschichtslosigkeit führe.
Wo lebten unsere Vorfahren? Ortsbezüge in der Genealogie
In das Hauptthema des diesjährigen Genealogentages führte Dr. Wilfried Schiller mit seinem Vortrag Regions- und ortstypische Familiennamen in Deutschland und in Österreich ein. Er berichtete, es gäbe seit Anfang diesen Jahres eine Untersuchung zur regionalen Verteilung der häufigsten Familiennamen in Österreich. Diese Untersuchungen hätten, wie auch vorherige in Deutschland, aber nicht die realen Bevölkerungsdaten, sondern leider nur die Personennamen in den Telefonverzeichnissen zur Grundlage, was Dr. Schiller nur als Notnagel für die statistische Auswertung ansieht. Die häufigsten Familiennamen kämen, zwar mit unterschiedlicher Intensität, aber im wesentlichen flächendeckend, im gesamten Bundesgebiet vor. Träten Familiennamen nur in eng begrenzten Gebieten auf und gälten daher als typisch für diese Räume, spräche man von regionstypischen Namen. Sowohl für Deutschland als auch für Österreich wurden solche Familiennamen vorgestellt.
Mario Fraust, Student an der Universität Leipzig u. a. bei Prof. Udolph, sprach über die Historische Verbreitung unserer Familiennamen und stellte das Leipziger Projekt der Namensforschung vor. Die herkömmlichen Programme, die Namenverbreitungskarten erzeugen, benutzen ausschließlich aktuelle Telefonbuchdaten als Grundlage. Besondere historische Ereignisse, wie z. B. der Zweite Weltkrieg, haben Bevölkerungswanderungen in enormem Ausmaß nach sich gezogen und Flucht und Vertreibungen machen es schwer, die tatsächliche Herkunft von Familien nachzuweisen. Das in Leipzig entwickelte Programm wird deshalb viele Datenquellen zugrunde legen.
Peter Lingnau stellte in seinem Vortrag – der auch als pdf-Datei vorliegt – das Historische Genealogische Ortsverzeichnis GOV vor unter dem Aspekt Gemeinde, Ortsteil, Kreis, Land, Kirchspiel – Zuordnungen und Namen im Wandel der Zeiten. Derzeit sind über 200.000 Objekte (Orte, Gebietskörperschaften, kirchliche Organisationsstrukturen) im GOV zu finden. Im Gegensatz zu allgemeinen Ortsverzeichnissen wird im GOV auch dargestellt, wie sich Zugehörigkeiten durch Gebietsreformen veränderten und wie sich die Ortsnamen anpassten. Die Vereine wurden aufgerufen, ihre Mitglieder auf GOV aufmerksam zu machen und möglichst einige “Orts-Spezialisten” zur Mitarbeit am GOV zu interessieren.
Dr. Elmar Rettinger sprach über Internet zum Mitmachen – Orts- und namengeschichtliche Projekte des Instituts für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e. V.. Bei den zahlreiche Projekten, wie z. B. das Digitale Flurnamenlexikon, legt das Institut großen Wert auf die aktive Teilnahme aller Interessierten.
Dr.-Ing. Dierk Deußen zeigte in seinem Vortrag, dass Alte Landkarten – wertvolles Quellenmaterial für die Familienforschung bieten – für Familienforscher, die sich auch für die Lebensräume ihrer Vorfahren interessieren.
Karl Oehms von der WGFF referierte Vom Ortssippenbuch zum Ortsfamilienbuch – und was kommt danach? und stellte fest, Ortsbezüge in der Genealogie würden durch nichts stärker spürbar als durch ein Familienbuch! Sichtbar sei dies an den Familienbüchern der Pfarreien im 19. Jahrhundert, an der unglücklichen Verkettung von Genealogie und Rassenpolitik und am modernen Familienbuch, dessen Autor sich bemüht, über Recherchen, historische Quellen oder Fotos hinaus, das Leben der Menschen in Stadt und Land transparent und Geschichte erlebbar zu machen.
In seinem Vortrag über Karten in Bibliotheken und Archiven stellte Wolfgang Crom die Fragen in den Mittelpunkt, welche Karten in Archiven und Bibliotheken erwartet werden und wie sie zu ermitteln sind. Anknüpfend an den Beitrag von Herrn Prof. Grothenn wurden historische und aktuelle Online-Ortsnamendatenbanken vorgestellt, die bei der Suche nach Orten hilfreich sind. Ebenfalls wurden Suchmittel von Kartensammlungen vorstellt, insbesondere die Altkartendatenbank der Staatsbibliothek Berlin Preußischer Kulturbesitz http://ikar.staatsbibliothek-berlin.de.
Volker Thorey referierte über Orte und Gemeinden im Gebiet der ehemaligen Preußischen Rheinprovinz. Nach der Besetzung des linken Rheinufers durch französische Truppen wurde 1798 das Gebiet nach französischem Vorbild neu eingeteilt. Es entstanden neue Gemeinden mit jeweils eigenem Zivilstandwesen. Nachdem die alliierten Armeen 1813/14 das Gebiet zurückeroberten, kamen die meisten Gebiete an Preußen. Die Einteilung und Verwaltung wurde im Wesentlichen beibehalten. Für den heutigen Familienforscher ist allerdings die Kenntnis über die jeweilige Zugehörigkeit einzelner Wohnplätze zu Gemeinden und zu den späteren Kreisen und Regierungsbezirken absolute Voraussetzung, ebenso wie das Wissen über die Zuordnungen der Orte zu den Pfarrgemeinden verschiedener Konfessionen im Zeitablauf, um in die richtigen Bücher zu schauen und die richtigen, weil heute zuständigen, Archive aufsuchen zu können.
Manfred Dreiss konnte in seinem Vortrag Ein Dutzend Namen – und doch dieselbe Sippe – Auf den Spuren einer Wormser Patrizierfamilie vom 13. bis zum 16. Jahrhundert diesem Weg folgen, weil die gute Quellenlage für Worms am Rhein dies gestattet. Bereits die erste Erwähnung 1286 im Urbar des Klosters Kirschgarten bietet in nur zwei Zeilen eine komplette Familiengeschichte. Die Familie trug einen Herkunftsnamen, der in Worms im Lauf der Zeit durch den beruflich geprägten Namen abgelöst wurde, während außerhalb Worms der Ursprungsname allein gebräuchlich blieb. Methodisch wichtige Anhaltspunkte zur sozialen und wirtschaftlichen Einordnung der Familie wurden von Manfred Dreiss im Vortrag dargestellt.
Dr. Hanno Kolbe stellte die beteiligten Partner und deren Aufgaben sowie den aktuellen Stand von SlownikGeo – Übersetzung eines 16-bändigen Ortslexikons (Polen und Osteuropa, 1880-1902) und Nutzbarmachung für genealogische Datenbanken vor. Dieses Projekt erschließt den Text der Buchreihe Słownik Geograficzny Królestwa Polskiego (i innych krajów slowianskich) (1880-1902) (auf deutsch: Geografisches Lexikon des Königreiches Polen (und anderer slawischer Länder)) und übersetzt sie aus dem Polnischen ins Deutsche. Anschließend werden die Daten für GOV, GenWiki und HicLeones aufbereitet. Ab Anfang 2008 werden viele Freiwillige zur abschließenden Bearbeitung benötigt. Auch dieser Vortrag liegt in pdf-Form vor.
Im Rahmen der CompGen-Projektbesprechung sprach Marie-Luise Carl über das GenWiki und insbesondere das neue Portal Digitale Bibliothek online, in dem seit August 2007 genealogisch relevante Literatur in der “DigiBib” bereitgestellt ist. Die Texte werden digital erfasst und damit für die Volltextsuche des GenWiki erschlossen. Ein dreistufiges Korrektursystem gewährleistet eine hohe Qualität. Bei umfangreichen Werken wie Ortslexika etc. wird außerdem der Inhalt in mehreren Arbeitsschritten erfasst. Das Publikum war von der Einfachheit der Texterfassung mittels geteiltem Bildschirm überrascht. Zu dem Vorschlag, die Texte mittels OCR-Technik zu erfassen statt sie abzuschreiben, nahm Marie-Luise Carl differenziert Stellung: Antiqua-Schriften seien gut für OCR-Technik geeignet, dennoch käme es immer auch auf die zu erfassenden Texte an. Das Handbuch der praktischen Genealogie wird z. B. mittels OCR ersterfasst, da sich die Vorlage sowohl von der Scanqualität als auch von der Textgestaltung dafür anbiete. Frakturschrift und umfangreiche tabellarische Aufstellungen seien dagegen nur sehr bedingt für die Erkennung mittels OCR geeignet. Es müsse jeweils sehr genau abwägt werden, ob die nötige manuelle Nacharbeit bei OCR-Texten den Vorteil gegenüber einer manuellen Erfassung aufhebt oder übersteigt.
Am Sonntag fand auch die Mitgliederversammlung für die Vertreter der DAGV-Mitgliedvereine statt. Traditionell berichten die Vorstandsmitglieder und Sonderbeauftragte über ihre Tätigkeiten.
Die Teilnehmer des 59. Deutschen Genealogentages konnten sich beim Team der Eisenbahner-Genealogen rund um Manfred Lochert und Bernd Riechey für die reibungslose und erfolgreiche Ausrichtung bedanken. Ein Sammelband mit der Langfassung aller Vorträge wurde angekündigt.
Der 60. Deutsche Genealogentag findet im Oktober 2008 in Bad Elster statt. Ausrichter ist die AMF. Der Verein für Computergenealogie wurde mit der Ausrichtung des 61. Deutschen Genealogentags beauftragt. Als Veranstaltungsort ist Bielefeld vorgesehen. (Marie-Luise Carl, Dieter Schubert, Klaus-Peter Wessel)
Hinweis: Dies ist eine leicht gekürzte Version des Artikels, der in Heft 4/2007 der Computergenealogie erscheinen wird.
Medien
Neues vom AMF-Versand
Bücher der Stiftung Stoye ab sofort über die AMF zu beziehen
Ab sofort kann die Schriftenreihe der Stiftung Stoye über die AMF bestellt werden. Inzwischen sind mehr als 40 Bücher in dieser Schriftenreihe erschienen. Die Bücher bis Band 36 werden mit Rabatt auf den ursprünglichen Verkaufspreis angeboten. Ab Band 37 ist der Ladenverkaufspreis zu zahlen. Mitglieder der AMF erhalten diese Bücher zu einem Sonderpreis.
Wieder lieferbar aus der AMF-Reihe “Sonderbände”:
Sonderband 4: Werner, Ernst: Die Dresdner Pastorendynastie Lucius, gebunden, 16,7 x 24 cm, 532 Seiten, Preis 60,00 €
Informationen zu den gesamten Reihen und Bestellmöglichkeiten finden Sie am elektronischen Büchertisch der AMF unter: http://amf-versand.de (Günther Unger)
Computergenealogie 3/2007 erschienen
Vor kurzem erschien die neue Ausgabe der CompGen-Mitgliederzeitschrift Computergenealogie. Hier ein kurzer Überblick über darin enthaltene Artikel:
- Totenzettel – Genealogische Quelle mit Geschichte
Totenzettel sind vielerorts fester Bestandteil des katholischen Totenkults. Ihre Entstehungsgeschichte ist oft noch wenig bekannt. Bei Genealogen sind sie schon lange begehrtes Sammelobjekt, da sie oft umfangreiche Informationen über Verstorbene enthalten. Aber auch Historiker und Mentalitätsforscher haben die kleinen Drucke als wichtige Massenquelle entdeckt. Viele Sammlungen sind oder werden in Datenbanken erfasst und sind nach verschiedenen Kriterien durchsuchbar. (Marie-Luise Carl)
- Die BallinStadt – Auswandererwelt in Hamburg
In diesem Sommer eröffnete die BallinStadt in Hamburg-Veddel ihre Pforten – ein erster Besuch. (André Studt)
- Ein Buch über die eigene Familiengeschichte
Die Daten aus dem Genealogieprogramm, selbst verfasste Texte, digitale Fotos und Scans lassen sich am eigenen PC zu einem richtigen Buch zusammenstellen – für den eigenen Bücherschrank, zum Durchblättern bei Familientreffen oder als Geschenk für Verwandte. (Wolfgang Klaus)
- Elektronische Bildergalerien und mehr
Genealogische Forschungsergebnisse sollten mit Fotos dokumentiert werden. Wie kann man mit Bildern, Dokumenten usw. umgehen, die im Rahmen der Arbeit veröffentlich werden sollen? (Volker Thorey)
- Familienforschung (nicht nur) mit dem Pinguin
Mit GRAMPS präsentiert die Computergenealogie erstmals ein Genealogieprogramm für Linux, das allerdings auch unter Windows und Mac OS läuft. Das kostenlose Programm wirkt an einigen Stellen etwas spartanisch, doch vor allem dank seiner flexiblen Filter und einer besonderen Funktion, den Attributen, verliert man auch bei großen Datenmengen nie den Überblick. (Mirko Leonhäuser)
- “Platzsparende” Grafiken mit DjVu
Immer mehr Archive stellen schon Daten und Archivalien zur Online-Recherche und Ansicht bereit. Dabei sind manchmal auch technische Besonderheiten zu beachten. (Hans-Joachim Lünenschloß)
Ferner gibt es noch zahlreiche weitere Artikel und Meldungen aus den Themenkreisen Internet und Software.
Wer das Heft nicht im Rahmen der Mitgliedschaft im Verein für Computergenealogie oder als Abonnent bezieht, kann es auch einzeln im Ahnenforschung.Net-Shop erwerben. (bw)
Kaleidoskop
Termine
Für den Monat Oktober sind 35 genealogische Termine im “genealogischen Kalender” eingetragen.
Die Inhalte der Veranstaltungen sowie Uhrzeiten, Ortsangaben und Veranstalter finden Sie im Genealogischen Kalender.