Newsletter 2007/01
Internet
Historisches Lexikon Bayerns online
Bayerische Geschichte im Netz
Aus der Pressemitteilung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften:
Das erste wissenschaftliche Sachlexikon zur bayerischen Geschichte präsentiert bereits 330 Artikel online. Es ist frei zugänglich, wird laufend ausgebaut und bietet komfortable Möglichkeiten, wissenschaftlich fundierte, verlässliche Informationen über die Kultur und Geschichte des Freistaats zu recherchieren. Bei den Artikeln handelt es sich um namentlich gekennzeichnete Originalbeiträge von Experten aus dem In- und Ausland.
Erster thematischer Schwerpunkt ist die Weimarer Republik, zugleich entstehen bereits epochenübergreifende Artikel. Das inhaltliche Spektrum reicht von der politischen Geschichte über Recht, Wirtschaft, Religion, Alltag, Technik und Militär bis hin zu Kunst und Literatur. Welche literarische Bedeutung hat Oskar Maria Grafs “Wir sind Gefangene” von 1927? Wie reagierte die zeitgenössische Presse auf das “Braune Haus”? Welche Nobelpreisträger wirkten vor Theodor W. Hänsch in Bayern? Auf diese Fragen gibt das Lexikon ebenso zuverlässige Antworten wie über parlamentarische Untersuchungsausschüsse in Bayern, das von Erika Mann gegründete Kabarett “Die Pfeffermühle” oder die Entstehung der Naturschutzbewegung.
Sämtliche Beiträge bieten als Erstinformation eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Fakten. Daran schließt sich ein ausführlicher Artikel an. Links zu inhaltlich verwandten Themen innerhalb des Lexikons erschließen die historische Komplexität und Vernetzung einzelner Begriffe. Ein zusätzlicher Service sind digitalisierte zentrale Quellen, Fotos, Karten oder Tondokumente, Literatur- und Quellenhinweise sowie Verweise zu einschlägigen Internetlinks. Der Benutzer kann über eine Volltextsuche recherchieren.
Das Projekt der Bayerischen Staatsbibliothek, der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und der Konferenz der Landeshistoriker an den bayerischen Universitäten wird im Rahmen des kulturwissenschaftlichen Informationsportals Bayerische Landesbibliothek Online (BLO) aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst finanziert. Die Fachredaktion (Dr. Ellen Latzin und Florian Sepp M.A.) und der Beirat des Lexikons wachen über die Einhaltung der wissenschaftlichen Standards. Als nächster Schritt wird das neu entwickelte begriffliche und technische Instrumentarium 2007 auf die Epoche des Spätmittelalters ausgedehnt.
Weitere Informationen: http://www.historisches-lexikon-bayerns.de
Kurzmeldungen
Linktipps von Siegfried Mühle
Kirchenbücher in Hannover
Das Kirchenbuchamt Hannover stellt auf seiner Homepage eine Übersicht über seinen Archivbestand an evangelisch-lutherischen Kirchenbüchern (Mikrofiches) zu Verfügung. Neben der kompletten Liste gibt es auch eine Liste aller Orte. Es ist außerdem vermerkt, welche Kirchenbücher gar nicht mehr vorhanden sind.
Kleines Kirchenrechtliches Wörterbuch
Unter der URL http://www.uni-regensburg.de/Fakultaeten/Theologie/kirrecht/woerterbuch.html ist das “kleine kirchenbuchrechtliche Wörterbuch” von Karl Neimes online nutzbar. Es ist alphabetisch gegliedert und enthält viele für den Genealogen interessante Erläuterungen.
Untergegangene Orte in Tschechien
Auf der Website “Zanikle obce – Untergegangene Orte” gibt es eine Übersicht über die nach 1945 untergegangenen oder teilweise untergegangene Orte in Tschechien. In der Datenbank kann u. a. gesucht werden nach:
- Orten,
- Objekten,
- dem Ortszustand (ganz zerstört, teilweise zerstört),
- Ursache des Untergangs (Truppenübungsplätze, Kohleförderung, Dämme und Sperren),
- Zeit des Untergangs.
Auf einer Übersichtskarte ist die geografische Lage des Ortes/Objektes grob ersichtlich. Enthalten sind auch die Koordinaten, Einwohnerzahlen sowie alte Bilder und Ansichtskarten.
Historische Karten aus dem Baltikum
Auf werden historische und aktuelle Karten zur Ansicht und zum Herunterladen angeboten:
- Livland um 1710
- Die baltischen Provinzen des Russischen Reiches 1721 – 1917
- Die baltischen Staaten im 20. Jahrhundert
- aktuelle Karten (Estland, Lettland, Litauen)
Alte Karten aus den Niederlanden
Unter der URL http://www.loegiesen.nl/landkaarten/kaarten-BBS.htm gibt es etliche alte Landkarten (Ausschnitte) aus den Niederlanden.
Koordinatenumrechnung
Auf koordinaten.de gibt es ein Programm zur Online-Umrechnung zwischen verschiedenen Koordinatenschreibweisen (Beispiel in Klammern):
- Grad, Minute, Sekunden (50° 07´ 46” Nord)
- Grad, Minute, Dezimalminute (50° 07,76667 Nord)
- Grad, Dezimal (+50,12944°)
- Fließkommazahl (+0,87492)
Bei Eingabe eines Koordinatenwertes werden alle anderen Formate berechnet. (Siegfried Mühle)
Wissen
Einheitliche Uhrzeit in Deutschland
Gesetz ab 1893
Stehen in Kirchenbüchern oder anderen alten Dokumenten Zeitangaben, werden sie von den Ahnenforschern minutengenau abgeschrieben und in ihre Datenbestände integriert. Die wenigsten Genealogen wissen aber, dass es sich dabei um die Ortszeit handelt. Eine einheitliche Zeitbestimmung gibt es z. B. in Deutschland erst seit 1893.
Bis weit in das 19. Jahrhundert hatte jeder Ort seine eigene Zeit, die sich nach dem Stand der Sonne richtete und über die Kirchturmuhr angezeigt wurde. Niemanden störte es, wenn die Uhren zwischen zwei benachbarten Orten um eine oder zwei Minuten auseinandergingen. Es gab später auch in den einzelnen Ländern individuelle Zeiten, in Bayern beispielsweise die Münchner Ortszeit, die gegenüber der in ganz Preußen geltenden Berliner Zeit einen Versatz von 7 Minuten (entsprechend etwa zwei Längengraden) hatte.
Erst durch die Eisenbahn entstand die Notwendigkeit, die Zeiten zu normieren, da jetzt Reisen, die vorher Tage gedauert hatten, in wenigen Stunden zu bewältigen waren. Aus Sicherheitsgründen mussten die Zeiten normiert werden. Die Eisenbahngesellschaften führten die Normalzeit ein, das war in der Regel die Zeit des jeweiligen Sitzes der Gesellschaft. In Deutschland gab es z. B. vier Normalzeiten und rund um den Bodensee (wegen der politischen Aufteilung) gar fünf Zeitzonen (die sich aber nur um Minuten unterschieden). Die württembergischen Uhren gingen um drei Minuten gegenüber den badischen Uhren vor.
In Deutschland wurde 1893 mit dem “Gesetz betreffend der Einführung einer Einheitlichen Zeitbestimmung” eine einheitliche Uhrzeit amtlich verordnet. Die Umstellung der Landes- und Ortszeiten erfolgte damit am 1. April 1893. Damit wurde die mittlere Sonnenzeit des 15. Längengrades als gesetzliche Zeit festgeschrieben. (Siegfried Mühle)
Vereine
CompGen-Jahresrückblick 2006
Überblick über Vereinsaktivitäten im letzten Jahr
Aus dem Jahresrückblick 2006 des Vereins für Computergenealogie:
Mailinglisten/Foren
In über 100 Mailinglisten auf unserem Server tauschen sich Familienforscher nach wie vor sehr erfolgreich aus. Dem Wunsch einiger Mitglieder nach der Einführung von “Foren” sind wir durch eine Zusammenarbeit mit Hans-Werner Hennes und dem “Ahnenforschung.org”-Team nachgekommen. Diese Foren laufen nun ebenfalls auf unserem Server und ergänzen das bisherige Angebot von Mailinglisten unter http://forum.genealogy.net.
Online-OFBs
Herbert Juling konnte in diesem Jahr stolz das einhundertste Online-OFB verkünden! Zum Jahresende waren dann schon 110 Online-OFBs mit 1,5 Millionen Personendatensätzen unter der URL http://www.online-ofb.de abfragbar.
Adressbücher
Die Datenbank der historischen Adressbücher wurde von Jesper Zedlitz komplett neu programmiert. Unter der URL: http://adressbuecher.genealogy.net steht diese Datenbank mit vielen neuen Möglichkeiten bereit. Erfasst sind in der Datenbank zurzeit 126 Adressbücher. Darin sind ca. 420.000 Personen aus 915 Orten zu finden.
Familienanzeigen/Totenzettel
Hans-Jürgen Wolf und sein fleißiges Team konnten kurz vor dem Jahreswechsel ebenfalls ein Jubliäum feiern: die millionste Anzeige wurde erfasst!. Die Daten können online abgefragt werden unter der URL: http://familienanzeigen.genealogy.net.
FOKO und GedBas
Diese beiden Datenbanken sind im abgelaufenen Jahr nicht wesentlich verändert worden. GedBas wird nach wie vor gut angenommen. Zurzeit sind über 5.500 Datenbanken eingespielt worden, in denen 4,5 Millionen Personen und 1,7 Millionen Familien enthalten sind. GedBas ist erreichbar unter der URL: http://gedbas.genealogy.net. FOKO – die Aktion Forscherkontakte der DAGV – fristet weiterhin ein eher ruhiges Dasein. Es gibt immer wieder Updates, doch lässt die Beteiligung an dieser Datenbank sehr zu wünschen übrig.
GenWiki
Das GenWiki erfreut sich großer Beliebtheit. Etliche unserer Mitglieder haben in diversen Regionen Deutschlands den GenWiki-Gedanken durch Präsentationen weitergetragen. Diese Art der Werbung für unsere Aktivitäten sollte möglichst intensiv weiter betrieben werden, denn durch eine Präsentation (am besten noch unterstützt durch Übungen) wird die Scheu vor dem Medium genommen. Fast jeder kann so nach kurzer Zeit sagen, dass es wirklich sehr einfach ist, mitzumachen. Im GenWiki gibt es inzwischen über 55.000 Artikel. Es wurden mehr als 10 Millionen mal Artikel aufgerufen und über 180.000 mal Artikel bearbeitet.
GOV
Am genealogischen Ortsverzeichnis GOV wird von ca. zehn aktiven Mitarbeitern intensiv gearbeitet. Pro Woche sind im Durchschnitt 1.500 Aktualisierungen von Ortsdaten zu finden. Leider fehlen vor allem für Regionen wie Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen Helfer, um die Qualität der im GOV vorhandenen Daten deutlich zu verbessern. Interessenten mögen sich bitte melden! Erreichbar ist GOV unter der URL: http://gov.genealogy.net.
Digitale genealogische Bibliothek
Unter diesem Stichwort hatten wir zum Jahreswechsel im letzten Jahr ein neues Projekt begonnen, URL: http://genealogie.dilib.info. Von Anwenderseite kam allerdings Kritik an der von uns ausgewählten Software, die wir ernst und zum Anlass genommen haben, uns intensiv nach einer neuen Software umzusehen. Sobald wir diese gefunden und implementiert haben, werden die digitalisierten Quellen auf diese neue Software umgestellt und durch viele weitere (schon vorhandene) Bücher erweitert.
SlownikGeo
Dr. Hanno V. J. Kolbe hat ein sehr interessantes Projekt initiiert, das der Verein mit ihm gemeinsam durchführen möchte. Es handelt sich um die Übersetzung (aus dem Polnischen) und datentechnische Aufbereitung des 16 bändigen (14.776 Seiten!) Slownik Geograficzny (Geographisches Lexikon des Königreichs Polen und des slavischen Wohnraumes, welches auch die ehem. deutschen Ostprovinzen umschließt). Wir möchten Sie bitten, sich dieses Projekt anzusehen und durch aktive Mitarbeit zu unterstützen! Infoseite im GenWiki: http://wiki.genealogy.neti/SlownikGeo
Medien
Titelthema Ortsfamilienbücher
Heft 4/2006 der Computergenealogie erschienen
Ende Dezember 2006 erschien das Heft 4/2006 der Zeitschrift Computergenealogie. Schwerpunkt war das Thema Ortsfamilienbücher. Auch in der Ausgabe 1/2007 wird es dazu noch Beiträge geben.
Markus Weidenbach beginnt seinen Artikel mit der Überschrift “Kirchenbuchbearbeitung mit Methode” folgendermaßen:
“Dass man aus Schaden klug wird (oder werden soll), ist eine alte Weisheit. Anscheinend ist dabei die größte Hürde, dass man konsequent bleibt und die Fehler nach und nach verbessert, besonders diejenigen, die man selber gemacht hat … Aber auch die Irrtümer vorausgegangener Generationen bleiben uns oft erhalten, zu unserem Leidweisen: Es sind jedes Mal andere Menschen, aber die Methoden bleiben dieselben.
Diese Erscheinung trifft man offenbar auch bei der Erstellung von Ortsfamilienbüchern (OFBs) an. Dass die Auswertung der Taufpaten die “halbe Miete” zu einem OFB ist, das wird schon seit Jahren gepredigt – aber nicht selten ist zu merken, dass die Paten als “lästiges Anhängsel” angesehen werden, die ein Buch “unnötig aufblähen” und “zu nichts nutze” sind. Wenn die lateinischen Texte nicht übersetzt werden, bringt das auch eher Minuspunkte in Sachen Benutzerfreundlichkeit. Statt “oriundus ex superiore palatinatu” könnte man einfacher schreiben “stammt aus der Oberpfalz”. Dass ein “hs” nicht als “ss” erkannt wird (Fahsbender, Weihs, Kehseler), zeugt davon, dass der Bearbeiter außer Acht lässt, dass bis weit ins 19. Jahrhundert nach Hörensagen geschrieben wurde, d. h. nicht die Rechtschreibung, sondern die Phonetik ist entscheidend.”
Der Beitrag “Von der Verkartung zum Ortsfamilienbuch” von Günter Junkers bietet einen Überblick und eine kritische Bewertung der von mehreren Vereinen gegebenen Anleitungen für die Gestaltung von Ortsfamilienbüchern:
“Wer sich an die Verkartung eines Kirchenbuchs machen will oder ein Ortsfamilienbuch (OFB, früher Ortssippenbuch) erstellen möchte, der sollte sich zuerst informieren und Beispiele heranziehen. Das Rad muss nicht immer neu erfunden werden.
In der Reihe Aktuelle Themen zur Genealogie erschien 1957 im Starke Verlag das Heft Albert Köbele und Robert Werekam: Von der Kirchenbuchverkartung zum Ortssippenbuch von Manfred Hofmann. Die 55-seitige Broschüre ist immer noch eine gute Anleitung aus der Vor-Computerzeit.”
Markus Christ und Hans-Peter Sterkel haben das Programm Ortsfamilienbuch von Diedrich Hesmer getestet – das einzige Programm, das Gedcom-Dateien direkt in Ortsfamilienbücher “übersetzt”:
“Für die Erstellung von OFB gibt es keine einheitliche Regelung – weder für die Dateninhalte, noch für ihre Darstellung. Um die verschiedenen Ortsfamilienbücher nach den Wünschen jedes Anwenders erstellen zu können, wird ein flexibles Programm benötigt. Bisher sind zur Erstellung eines OFB erforderliche Funktionen in viele verschiedene Genealogieprogramme eingebaut worden. Ortsfamilienbuch geht einen neuen Weg. Dieses Programm ist ein Zusatztool, das als Datenbasis Gedcom wählt, obwohl auch dort Probleme bekannt sind. Der Autor Diedrich Hesmer ist aber bestrebt, das Programm auf die verschiedenen Gedcom-Formate abzustimmen.”
Am Ende des mehrseitigen Testberichts kommen sie zu dem Fazit:
“Ortsfamilienbuch ist ein sehr flexibles Programm für die Erstellung eines gedruckten oder Online-Ortsfamilienbuchs. Sehr positiv ist die Flexibilität des Programmes, die Ausgabe der Daten an die verschiedenen Anforderungen der Anwender anzupassen. Diedrich Hesmer ist stets bereit zu helfen und ggf. Programmänderungen und Ergänzungen vorzunehmen.”
Die vollständigen Artikel – aus denen hier nur kurz zitiert wurde – und noch vieles mehr sind im Heft 4/2006 der Computergenealogie zu finden. Mitglieder des Vereins für Computergenealogie und Abonnenten sollten es mittlerweile bekommen haben. Es kann aber auch einzeln beim Verlag Genealogie-Service erworben werden: http://shop.ahnenforschung.net/product_info.php?info=p148 (bw)
Kaleidoskop
Termine
Für den Monat Januar sind 32 genealogische Termine im “genealogischen Kalender” eingetragen.
Die Inhalte der Veranstaltungen sowie Uhrzeiten, Ortsangaben und Veranstalter finden Sie im Genealogischen Kalender.